Duisburg. Ein neuer Investor möchte das Alga-Gelände zum attraktiven Wohnquartier am Rhein entwickeln. Das sehen die Pläne in Duisburg vor.
Ihre Pläne für das Alga-Gelände am Rheinufer in Wanheimerort haben Vertreter der ZAR Real Estate nun erstmals öffentlich vorgestellt. Manche Zahl klang dabei schon deutlich bescheidener, als jene, die der Münchener Projektentwickler Anfang des Jahres auf seiner Internetseite vorstellte. Da hatte die ZAR das 10 Hektar große Areal zwischen Kultushafen, Wanheimer Straße und Dachsstraße gerade vom Vorbesitzer, dem Baumaschinen-Händler Horst Gassmann (Sittensen), erworben.
Für die Münchener, nach eigenen Angaben spezialisiert auf Quartiersentwicklung in den deutschen Top-Sieben-Städten, ist die Entwicklung eines historischen Industrie- und Gewerbestandorts im Ruhrgebiet Neuland.
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Bei einem Rundgang mit Wanheimerorter CDU-Vertretern und Wirtschaftsdezernent Andree Haack skizzierten Prokurist Gerrit Molineus und Projektmanager Maximilian Weck, wohin die Reise gehen soll: „Es wird einen großen Wohnanteil geben, aber auch Handel und Kultur.“ Entstehen solle eine attraktives Quartier am Rhein, das den Ortsteil Wanheimerort aufwertet. Erste Bauabschnitte „könnten im Jahr 2027 fertig sein“, also zum Start der IGA im nördlich angrenzenden Rheinpark.
Alga-Gelände in Duisburg: Noch keine genauen Zahlen von den neuen Besitzern
Mit präzisen Zahlen hielten sich die ZAR-Männer noch zurück, bestätigten weder die zuvor genannte Brutto-Geschossfläche von 213.000 Quadratmetern. Die Schätzung des Investitionsvolumens auf 717 Millionen Euro sei wohl „etwas hochgegriffen“, so Molineus.
Mehr Klarheit soll ein städtebaulicher Wettbewerb bringen, der „hoffentlich noch in diesem Jahr“ starten soll. „Das Interesse der Architekten ist hoch“, berichtet Maximilian Weck. Nachvollziehbar, wie der Rundgang durch die weitläufigen Hallen – insgesamt 15 unterschiedlicher Größe – unter teils filigranen Dachkonstruktionen aus Stahl zeigt. Der Phantasie für einen modernen Umbau setzen sie kaum Grenzen.
ZAR Real Estate: Gebäudebestand soll teilweise erhalten bleiben
Es sei deshalb auch „keinesfalls geplant, hier alles abzureißen“, betonen die neuen Eigner. Womöglich wäre das auch gar nicht zulässig, denn zuvor wird der Denkmalschutz auf manchen Gebäudeteil noch einen interessierten Blick werfen.
Das ist nur eine von vielen Fragen, die die Münchner vor einem Architekten-Wettstreit „sauber abgearbeitet“ sehen wollen. Kritisch ist, zumindest für den südlichen Teil der Fläche, die Nähe zum Spezialchemie-Unternehmen Caramba – einem Störfallbetrieb. Pläne für Wohnbebauung und Nutzungen mit viel Publikumsverkehr könnten dort ausscheiden – Gespräche mit der Stadt laufen.
Zeit bleibe genug, um alle Fragen, dazu wird sich auch die der Altlasten in der Fläche gehören, zu beantworten. Damit Menschen in einer „Mischung zwischen Alt und Neu“ wohnen können, ist eine Änderung des Flächennutzungsplans erforderlich – für das Verfahren werden wohl mindestens zwei Jahre ins Land gehen.
Auch in der Frage des Zugangs zum Rheinufer gibt es noch Fragezeichen. Zwar könnte der kleine und kaum noch genutzte Hafen bald Geschichte sein – über die Aufhebung des Status als bedeutsame Einrichtung für das Land NRW im neuen Regionalplan habe die Bezirksvertretung bereits diskutiert, erinnert Joachim Schneider (CDU). Schwieriger dürfte es mit der Bahntrasse werden, die parallel zum Rheinufer verläuft: Sie ist Teil der Schienenverbindung zu den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann.
>> ALGA-GELÄNDE: KABELWERK WAR EINE KEIMZELLE VON WANHEIMERORT
- Das zehn Hektar große Alga-Areal gilt als Keimzelle für die Entwicklung von Wanheimerort. Das Kabelwerk, das seit 1894 auf dem Gelände bestand, beschäftige in Spitzenzeiten bis zu 2000 Beschäftigte, die sich in der Umgebung ansiedelten.
- Von Bombentreffern sei das Werk im 2. Weltkrieg weitgehend verschont geblieben, berichtet Joachim Schneider. Der Wanheimerorter CDU-Vorsitzende ist Autor von drei Büchern über die Geschichte des Ortsteils.
- 1996 wurden Fläche und Gebäude vom niedersächsischen Nutzfahrzeug- und Baumaschinenhändler Horst Gassmann (Sittensen) übernommen. Sein 2016 vorgestellter Entwurf für ein Wohnbauprojekt mit fünf Türmen wurde mangels Investoren nicht umgesetzt. Die Entwicklung des Wohnbauprojekts „Rheinort“ im nördlich angrenzenden Rheinpark in Hochfeld eröffnet nun die Chance für einen zweiten Anlauf.