Duisburg-Duissern. Einige schicke Villen am Kaiserberg, viele solide Mietwohnungen, etwas Kiez. Duisburg-Duissern ist bunt. Und es gibt sogar bezahlbaren Wohnraum.
Duissern ist bunt. In den Seitenstraße rund um die Moltkestraße findet man Häuser aus der Zeit um die Jahrhundertwende, wenn auch nicht alle ganz stilgerecht renoviert. Das Bernsteinhaus an der Königsberger Allee sowie einige Villen am grünen Kaiserberg bieten Wohnen auf höherem Niveau. Die meisten Duisserner leben allerdings in Häusern der Wohnungsgenossenschaften, und die sind bezahlbar.
Als wär’s ein Kiez irgendwo in Berlin, einer von den lebendigen, gut aufgestellten. Die Weinhandlung Hauschild an der Moltkestraße ist bestens sortiert. Im Copenhagen Coffee Lab wärmen sich an diesem Nachmittag ein paar junge Leute mit einem Kaffee auf. Ein Stück weiter liegen das „Winzig Schön“ und der neue Frozen Yogurt-Laden. Vor dem Buchladen steht eine Ape für den Lieferdienst, sogar einen Hutladen, nämlich „Rotkäppchens Tanten“, gibt’s hier. Duissern ist ein lebendiger Stadtteil, nicht zuletzt wegen der Nähe zur Uni.
Das größte Problem in Duissern sind die fehlenden Parkplätze
Zum Plattengeschäft 33 ⅓ pilgern Musikfans aus dem ganzen Ruhrgebiet, für den Zoo gilt natürlich das Gleiche. „Problemviertel gibt’s eigentlich nicht“, sagt Manfred Willems. Wenn überhaupt, so könne man bei einigen Abschnitten parallel zur Bahnlinie davon sprechen, schiebt der Vorsitzende des Bürgervereins Duissern hinterher. Es hat also seinen Grund, dass Duissern beim Stadtteilcheck mit Gut (1,9) abgeschnitten, deutlich über den stadtweiten Durchschnitt (2,6).
Das größte Problem der Duisserner sind die Parkplätze, die fehlen. Parken ist tatsächlich die einzige von 14 Kategorien, in der Duissern unterdurchschnittlich bewertet wird. Demnächst sollen an der Blumenthalstraße Parktaschen geschaffen werden. Das werde die Situation entspannen, hofft Willems.
Zu Fuß zum Duisburger Hauptbahnhof
Dabei kann man in Duissern vieles zu Fuß erledigen. Man kommt sogar zu Fuß zum Hauptbahnhof, und zwar durchs Grüne, entlang der Königsberger Allee und durch den Goerdeler Park. „Grün und stadtnah: Da ist Duissern schon in einer exponierte Lage“, weshalb Willems nach ein paar Jahren in einem anderen Duisburger Stadtteil – „berufsbedingt“ – wieder zurückgekehrt ist.
Geschäfte im Stadtteil gibt es genug, die Kategorie Einkaufen wird somit auch überdurchschnittlich gut mit 2,4 bewertet, der Durchschnittswert liegt stadtweit bei fast drei. Dienstag und Freitag nachmittags ist Markt. Er ist nicht gerade riesig, doch zuverlässig bauen einige Händler im Schatten des Bunkers ihre Stände auf. Und die Käufer kommen, sie stehen Schlange vor den Bäckereiwaren oder beim Obst- und Gemüsestand.
„In Duissern haben wir noch einen funktionierenden Einzelhandel“
Der Bürgerverein engagiert sich mit der Initiative „Kauf lokal“. Willems: „In Duissern haben wir noch einen funktionierenden Einzelhandel. Und der sollte möglichst auch erhalten bleiben“. Vom Discounter, über den Vollsortimenter bis zum Bioladen gibt es einen bunten Branchenmix. Nur eine Drogerie, die fehle.
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Ähnlich vielfältig wie die Einkaufsmöglichkeiten ist das gastronomische Angebot. Zwar verschwinden auch in Duissern die traditionellen Eckkneipen, so wie überall.
Dafür gibt’s eine große Bandbreite, die immer wieder um frische Ideen bereichert wird. Vor kurzem hat das Szene-Café Copenhagen Coffee Lab eröffnet, schon länger gibt’s das Edel-Restaurant Villa Patricia, dazu Imbissbuden, griechische, italienische oder Balkanküche, entsprechend gut fällt die Bewertung im aus (2,7).
Viele Fachärzte praktizieren an der Mülheimer Straße
Die medizinische Versorgung wird von den 540 Lesern, die am Stadtteil-Check Duissern teilgenommen haben, ebenfalls gut bewertet (2,30). „An der Mülheimer Straße findet man eigentlich jeden Facharzt“, bestätigt Willens. Und falls doch nicht, sucht man ein paar hundert Meter weiter in der Innenstadt.
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Auch in puncto Sauberkeit schneidet der Stadtteil besser als der Durchschnitt ab – 2,6 statt 3,2. „Wenn hier mal ein Stuhl am Straßenrand steht, krieg’ ich schon einen Anruf“, sagt Willems.
Appartementhäuser für die gehobenen Mittelschicht am Kaiserberg
Duissern schmückt sich gerne mit dem Zusatz „Königreich“, so heißt auch der örtliche Karnevalsverein. Graffiti-Künstler Dalimot hat das aufgegriffen und die Stromkästen entlang der Königsberger Allee mit royalen Motiven zum Thema bemalt. Wieso heißt der Stadtteil eigentlich so?
Auslöser, so Willems, war die Umbenennung des Duissernschen Bergs in Kaiserberg 1881. Hinzukommen die vielen Straßennamen im Stadtteil mit Bezug zum Adel, etwas die Prinzenstraße, Hohenzollernstraße oder Hohenstaufenstraße.
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Die Krönung des Ganzen ist der Kaiserberg. Auswärtige kennen ihn, mit dem Zusatz Kreuz, nur aus den Verkehrsnachrichten. Dabei ist der Kaiserberg einer der schönsten Grünflächen Duisburgs überhaupt. Vom Botanischen Garten an der Schweizer Straße bis hinauf zum Zoo, einst die Adresse der besseren Gesellschaft, die in feien Villen residierte. In letzter Zeit entstehen hier immer mehr schicke Appartementhäuser für die gehobenen Mittelschicht.
Manfred Willems träumt von einem Kulturzentrum á la Steinhof
Die Situation für Kinder wird mit 2,6 bewertet. „Wir haben Kitas, Schulen und viele schöne Spielplätze. Wir haben sogar eine Kinderverkehrsschule am Goerdeler Park“, hebt Manfred Willems hervor. Die rund 120 Plätze, die jährlich in den vier Kitas im Stadtteil zu vergeben seien, würden in der Regel ausreichen, so Willems.
Was fehlt? Ein großer Saal, zum Feiern und für die vielen Vereine im Stadtteil, fehle dringend. Willems Traum wäre ein Bürger- und Kulturzentrum wie der Steinhof im Duisburger Süden. Doch das steht vorläufig in den Sternen. Insgesamt sieht er die Zukunft positiv: „Duissern ist stabil. Das ist kein Stadtteil, in dem es bergab geht“.
>> TEXTILIEN AUS SCHWEIZER SEIDE
• Die Schweizer Straße, wo sich auch der Eingang zum Botanischen Garten befindet, heißt so wegen der 1873 dort eröffneten Firma Stallmann & Adorn. Sie verarbeitete Schweizer Seidengewebe.
• Klein, aber standhaft. 1963 startete an der Königsberger Allee der erste Nachmittags-Wochenmarkt im Revier.
>> STADTTEILCHECK DUISBURG: DATEN AUS GROSSER UMFRAGE
• Der Stadtteil-Check ist eine Umfrage aus dem Jahr 2020, die vor der Corona-Pandemie durchgeführt wurde. Der Stadtteil-Check Duisburg hatte 10.535 Teilnehmer.
• Die Umfrage ist dennoch nicht repräsentativ. „Der Stadtteil-Check liefert wegen der großen Beteiligung ein gutes Stimmungsbild“, sagt Dr. Ana Moya, Statistik-Expertin der Funke Mediengruppe. „Es wurde darauf geachtet, dass in jedem Stadtteil eine ausreichende Teilnehmerzahl erreicht wurde, um aufschlussreiche Aussagen treffen zu können.“