Duisburg. Robin Berenz und Tatjana Poloczek fanden sich auf der Bühne und in der Liebe. Wie sie es geschafft haben, professionelle Schauspieler zu werden.

Der 2005 von Michael Steindl am Theater Duisburg gegründete Jugendclub „Spieltrieb“ hat schon viele Jugendliche mit dem Theatervirus infiziert. Doch wer das Schauspielen zum Beruf machen möchte, hat meist einen harten Weg vor sich. Es kann ein Traum bleiben, es kann gelingen – wie bei Robin Berenz und Tatjana Poloczek.

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Beide sind über Umwege Schauspieler geworden und haben sich dabei gefunden. 2019 haben sie geheiratet, nun stehen die beiden 33-Jährigen auf der Duisburger Bühne. Robin Berenz und Tatjana Poloczek spielen beide in „Let’s work – Ein Liederabend“, Tatjana Poloczek ist in „Orlando“ wieder ab 12. April zu sehen. Begonnen haben die Proben für die Komödie „Vier Männer im Nebel“, in der Berenz seine nächste Premiere am 9. April beim Theatertreffen hat.

Der Duisburger „Spieltrieb“ schreckte erstmal ab

Dabei hat ihn seine erste Begegnung mit dem Theater vor zehn Jahren eher verschreckt. Sein Vater, ein Physiker, hatte ihn dazu bewegt, an einem Kennenlerntag beim Duisburger „Spieltrieb“ teilzunehmen. „Wahrscheinlich weil ich damals wenige Hobbies hatte und mein Vater sich für mich mehr sozialen Anschluss wünschte“, so Berenz.

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Doch die umfangreichen Probentermine hielten ihn ab. Als 22-Jähriger probierte er es noch einmal und spielte im „Hamlet“ den Laertes: „Ich habe unheimlich viel gelernt, vor allem waren wir aber ein extrem eingeschworenes Team mit einer ganzen Reihe von Leuten, die später beruflich beim Theater geblieben sind.“ So standen mit ihm unter anderem Katharina Abel und Adrian Hildebrandt auf der Bühne, mit denen er heute in „Let’s work“ spielt, aber auch Damira Schumacher, die Regie bei „Vier Männer im Nebel“ führt.

Gemeinsamer Neustart in den Traumberuf

Im Liederabend „Let’s work“ stehen Robin Berenz (2.v.l.) und Tatjana Poloczek (rechts) gemeinsam auf der Bühne mit Katharina Abel, Adrian Hildebrandt und Kai Bettermann (v.l.).
Im Liederabend „Let’s work“ stehen Robin Berenz (2.v.l.) und Tatjana Poloczek (rechts) gemeinsam auf der Bühne mit Katharina Abel, Adrian Hildebrandt und Kai Bettermann (v.l.). © Schauspiel Duisburg | Sascha Kreklau

Doch zunächst begann Berenz ein Soziologiestudium in Wuppertal. Dort begegnete er zufällig einem Ex-Spieltrieb-Darsteller und trat seiner Amateur-Theatergruppe bei. Ihr gehörte auch Tatjana Poloczek an. Sie hatte ihren langgehegten Traum, professionelle Schauspielerin zu werden, eigentlich schon aufgegeben. „Ich war bei ziemlich vielen Schauspielschulvorsprechen und immer extrem nervös, wusste eigentlich vorher schon, dass es mal wieder nichts werden würde“, sagt die Kölnerin. Zur Initialzündung wurde für sie die Begegnung mit Robin. „Gemeinsam haben wir beschlossen, es noch einmal ernsthaft zu versuchen mit unserem eigentlichen Traumberuf.“

Diesmal klappte es mit dem Vorsprechen. Robin Berenz wurde an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam angenommen, Tatjana Poloczek in der privaten Schauspielschule „Der Keller“ in Köln. Berenz konnte nach seinem Studium sogar zwischen drei Festengagements auswählen. Er entschied sich fürs Theater Paderborn, wo er große Rollen wie den Leonce in „Leonce und Lena“ verkörpern durfte.

Tatjana Poloczek hatte während ihres Studiums immer wieder Gastengagements etwa am Wolfgang-Borchert-Theater in Münster, sie drehte Filme, engagierte sich in der Kölner „Vereinigung kulturpolitischer Schauspieler“, die sich für bessere Arbeitsbedingungen für Theaterschaffende der freien Szene einsetzt, und entwickelte eigene Projekte mit der Gruppe „hamletta lametta“.

Endlich wieder gemeinsam auf der Bühne stehen

Schließlich zog sie zu ihrem Ehemann nach Paderborn, wo sie sich in der freien Szene engagiert hat. Zuletzt mit der selbst gebauten Bühne „Der kleine Container“, der gerade in Corona-Zeiten unterschiedliche Projekte ermöglicht hat: ein drei mal fünf Meter großer Holzcontainer, vielseitig nutzbar und mobil. Zuletzt entwickelte Tatjana Poloczek dafür mit „Folge mir“ eine Art „umgekehrten Escape-Room“: Besucher sammeln Hinweise zum Verschwinden einer Person, die offenbar eine Weile in diesem kleinen Container gelebt hat, und arbeiten sich Schritt für Schritt ins Innere.

Jetzt sind die beiden froh, in Duisburg zu arbeiten: „Wir freuen uns schon seit unserem Schauspielabschluss auf die Gelegenheit, endlich wieder zusammen auf einer Bühne stehen zu können.“ In den nächsten Jahren wollen beide vielseitig unterwegs sein, so Berenz: „Und was passt dafür besser als eine gemeinsame Rückkehr hier ans Schauspiel Duisburg, wo meine große Reise begonnen hat?“

>> VOM „SPIELTRIEB“ ZUM THEATERPROFI

  • Das erste Ehepaar am Schauspiel Duisburg sind Tatjana Poloczek und Robin Berenz nicht. Auch die Sharifis haben sich hier kennen- und liebengelernt. Hanna Kertesz und Behzad Sharifi haben zuletzt in „Don Juan“ gemeinsam auf der Bühne gestanden.
  • Rund 40 junge Menschen, die im Jugendclub „Spieltrieb“ mit dem Theater angefangen haben, sind professionelle Schauspieler geworden. In dieser Saison wieder in Duisburg zu sehen sind Katharina Abel, Adrian Hildebrandt, Mike Wiese und Julia Zupanc.