Duisburg. Das Schauspiel Duisburg holt nach „Tatort“-Star Roland Riebeling eine weitere bekannte Schauspielerin für „Orlando“ auf die große Bühne.
Mit „Tatort“-Schauspieler Roland Riebeling hat Schauspiel-Intendant Michael Steindl bereits einen TV-Star auf die Duisburger Theaterbühne geholt. Jetzt kommt mit Friederike Becht eine Schauspielerin hinzu, die zum Jahresanfang im ARD-Thriller „Schneller als die Angst“ als traumatisierte Polizistin zu erleben war, die verbissen einen Frauenmörder jagt.
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In Duisburg spielt Friederike Becht die Titelrolle in „Orlando“, einer von Kathrin Sievers dramatisierten Fassung dieser „literarischen Eskapade“, wie Virginia Woolf ihre fiktive Biografie über das 350 Jahre währende Leben Orlandos nannte, der nur 20 Jahre altert. Der schöne Jüngling aus adeligem Haus scheitert zunächst als Schriftsteller, flüchtet vor den ihn umschwärmenden vornehmen Damen nach Konstantinopel – und verwandelt sich während eines langen Schlafes in eine Frau.
„Orlando“ in Duisburg: Ein Stück zur Debatte um Identität
Zurück in England, erlebt sie Rechtlosigkeit von Frauen, die kein Eigentum haben dürfen. Sie heiratet, erntet doch noch literarischen Ruhm. Der märchenhafte Roman, in dem es noch viel mehr Wendungen gibt, endet zwar 1928 – finde aber eigentlich kein Ende, sagt Friederike Becht. Virginia Woolf wurde mit „Orlando“ zu einer Ikone der Frauenbewegung. Und passt nach fast 100 Jahren ohne Ende perfekt in die aktuellen Debatten über Geschlechteridentität.
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Schon für die Inszenierung von Jean Anouilhs „Antigone“ hatte Michael Steindl Friederike Becht gewinnen wollen. Das Stück mit Roland Riebeling als Kreon beendete im Juni 2020 den großen Lockdown. Jetzt hatte Friederike Becht Zeit für „Orlando“, „und es hat mich gereizt, wieder mit Roland zu spielen“. Beide kennen sich von der Bochumer Schauspielbühne.
Für Intendant Michael Steindl einen „Wunschbesetzung“
An der Figur des und der Orlando interessiert sie die Frage, was Identität ausmacht und wie man wahrgenommen wird. Als Mann geboren, dann als Frau leben, ein das ist im Roman ein Geschlechterwechsel, der „einfach passiert, ohne hinterfragt zu werden“, sagt Friederike Becht. Orlando stellt fest, dass ihr als Frau zwar anders begegnet wird als zuvor als Mann, sie aber der gleiche Mensch bleibt. Äußerlich gehe Orlando anders durchs Leben, innerlich nicht.
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Es ist ein fantastisch langes Leben. Orlando „lebt und lebt und lebt und wächst daran“, suche nach dem Kern, sagt Friederike Becht. „Große Fragen bleiben, es gibt keine Antworten, keine Rezeptur fürs Leben.“ Kathrin Sievers, die die Bühnenfassung des Romans geschrieben hat und auch Regie führt, hat die Figur des Biografen und damit eine Konfliktebene eingebaut, sagt Michael Steindl. Er hat jetzt mit Roland Riebeling als Biograf und Friederike Becht seine „Wunschbesetzung“ gefunden.
Im Theater wird bis zuletzt gefeilt
Friederike Becht, die 2019 ihr letztes Stück auf der Bochumer Bühne gemacht, wirkt bereits seit 2008 („Der Vorleser“) in Filmen und TV-Produktionen mit. Sie genießt die unterschiedlichen Seiten ihres Berufs. Bei TV-Produktionen habe sie die Figur vorher fertig gebaut, da gehe es mehr um psychologische Glaubwürdigkeit und Darstellung von Alltag. Auch in den Dialogen. Jetzt ist sie „dankbar, sich in einen großen Text reinzuwühlen“ und „die Figur in den Proben zu entwickeln“.
Im Theater bereicherten andere Künste und Körperlichkeit die Arbeit. „Da ist nicht nur die Kamera, sondern viele Augen drumherum.“ Und schwierige Szenen, wie es für sie etwa in der Rolle einer Mutter gab, die einen plötzlichen Kindstod erleidet, müsse man für den Film nur einmal bewältigen, auf der Bühne aber immer wieder. Schließlich werde im Theater bis zur letzten Probe gefeilt, „beim Film gibt’s nachher noch den Schnitt“.
Dass sie in Duisburg mit jüngeren Menschen, mit (Noch-)Nicht-Profis zusammen arbeite empfindet Friederike Becht als „sehr bereichernd“. Sie interessiere sich dafür, was sie denken und wofür sie sich interessieren. „Wir sind eine Theatergruppe, wir reden miteinander, das ist ein Mehrwert für mich.“
>> „Orlando“-Premiere ist am 22. Januar
- Die Premiere von „Orlando“ ist am Samstag, 22. Januar um 19.30 Uhr im Theater Duisburg. Weitere Vorstellungen: 25 und 29. Januar, 5. und 13. Februar, 12., 17. und 24. April. Karten (12 bis 31 Euro) gibt es in der Theaterkasse an der Neckarstraße, unter 0203 283 62 100 und www.theater-duisburg.de
- Das nächste Projekt von Friederike Becht ist ein Spreewald-Krimi, in dem sie eine multiple Persönlichkeit spielt.