Duisburg. In seiner langen Geschichte wandelte sich der Kaiserberg vom strategischen Punkt für Jäger und Krieger zum Naherholungs- und teuren Wohngebiet.

Bis 1881 hieß er Duissernscher Berg, der Kaiserberg. Wir haben in unserer Folge über Duissern nicht über ihn berichtet, weil wir ausführlicher auf ihn eingehen wollen. Die Parkanlage, der Zoo und das Autobahnkreuz dort, sie sind bis heute für ganz Duisburg bedeutend.

Während der Eiszeit entstand an der heutigen Ostgrenze der Stadt 40 bis 60 Meter über der Talsohle eine Sandterrasse. Sie ist heute bewaldet. Der Fund des Skeletts einer Seekuh im Jahre 1934 macht die Entstehung des Bergs vor 36 Millionen Jahren wahrscheinlich. In prähistorischer Zeit ist wohl auch ein Arm der Ruhr an der heutigen Mülheimer Straße durchgebrochen. Der Rhein hat dort Tonerde angeschwemmt, 40 Meter mächtig.

Kaiserberg bot Rentierjägern vor 10.000 Jahren gute Aussicht

Menschen haben sich schon früh dort aufgehalten. Der Archäologe Gernot Tromnau berichtet, das etwa 10.000 Jahre alte Steinwerkzeuge von Rentierjägern gefunden wurden. Der Berg bot ihnen ausgezeichnete Sicht auf Rhein und Ruhr.

Um 400 vor Christus gab es am Fuß des Bergs eine erste Siedlung. Ihre Häuser waren mit Lehm verputzt. Die Bewohner erzeugten Wollstoffe, benutzten Tongefäße und Gegenstände aus Bronze. Rund 200 Jahre jünger ist ein Urnengrab der Germanen. Es lässt auf Handelskontakte mit den linksrheinisch ansässigen Römern schließen.

„Versunkenes Kloser“ von 1242: Duisserner Nonnen zogen um

Ob es auf dem Berg auch eine germanische Fluchtburg gab, ist offen. Im frühen Mittelalter aber bestand dort ein 40 Meter breites Wall- und Grabensystem. Im Hochmittelalter gehörte das Areal wie Duissern zum Reichshof Duisburg. Für den Nordosthang prägte sich die Bezeichnung Marienborn ein, nach einer Quelle, die der Anbetung der Muttergottes diente.

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1243 stellte der Verwalter des Reichshofs, der Reichsvogt, ein Gelände zur Verfügung, um das erst 1234 gegründete Kloster der Zisterzienserinnen aus Duissern zum Marienborn zu verlegen. Wenige Jahre später gaben die Nonnen den Platz wieder auf, da sich im rutschigen Tonboden keine Fundamente hielten. Fortan sprach man vom „versunkenen Kloster“.

Der Verschönerungsverein trat ab 1843 in Aktion

Der Name „Duissernscher Berg“ taucht erstmals 1334 auf. Er lieferte Ton für Gefäße und Dachziegeln. Um 1750 siedelten mehrere Töpfer an seinem Fuß an.

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Später hat sich die Westseite zum exklusiven Wohngebiet entwickelt. Mit dem Wachstum Duisburgs entdeckte man den Berg für die Naherholung. 1843 hatte sich ein Verschönerungsverein gegründet. Während der nächsten Jahrzehnte widmete er sich der Ausgestaltung. Der größte Teil der heutigen Parkanlagen entstand Ende der 1870er Jahre durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.

Kultstätte für den Stolz aufs Vaterland

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In der Zwischenzeit hatten es mehrere Kriege ermöglicht, dass die Deutschen sich ohne die Österreicher zu einem Nationalstaat zusammenschließen konnten, dem Deutschen Reich. Darauf waren auch viele Duisburger stolz. Der 2. September war der Gedenktag an die entscheidende Schlacht bei Sedan in Frankreich von 1870. Alljährlich fand an diesem Tag auf der großen Wiese ein Volks- und Kinderfest statt. Sie heißt seitdem Sedanwiese.

Von 1880 bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg stand auf dem Kaiserberg ein städtischer Wasserturm. Von seiner Plattform aus bot sich ein weiter Rundblick. Dort entstand später ein Postfunkmast.

Kaiserberg- Höhenzug mit wechselvoller Vergangenheit

Blick von der Aussichtsplattform am Schnabelhuck ins Ruhrtal. Seit dem Bau der Bergisch-Märkischen Eisenbahn nach Mülheim/Ruhr vor 1862 war ein Teil des Kaiserbergs abgetrennt worden: der Hügel in Bildmitte, im Volksmund
Blick von der Aussichtsplattform am Schnabelhuck ins Ruhrtal. Seit dem Bau der Bergisch-Märkischen Eisenbahn nach Mülheim/Ruhr vor 1862 war ein Teil des Kaiserbergs abgetrennt worden: der Hügel in Bildmitte, im Volksmund "Sauerbraten" genannt. Mit dem Bau der weiteren Bahnlinien dort wurde auch er abgetragen. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Nach 1880 wurde am östlichen Abhang des Kaiserbergs aus Schlackensteinen eine Burgruine errichtet. Vom Turm bot sich ein weiter Blick auf Oberhausen und das östliche Mülheim/Ruhr. Reste der Ruine befinden sich heute auf dem Gelände des Zoos.
Nach 1880 wurde am östlichen Abhang des Kaiserbergs aus Schlackensteinen eine Burgruine errichtet. Vom Turm bot sich ein weiter Blick auf Oberhausen und das östliche Mülheim/Ruhr. Reste der Ruine befinden sich heute auf dem Gelände des Zoos. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Sie waren über Jahrzehnte die beiden Wahrzeichen des Kaiserbergs: der Wasserturm von 1880 und das imposante Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I. von 1898.
Sie waren über Jahrzehnte die beiden Wahrzeichen des Kaiserbergs: der Wasserturm von 1880 und das imposante Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I. von 1898. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Zu den Annehmlichkeiten auf dem Kaiserberg, für die der Verschönerungsverein Ende des 19. Jahrhunderts sorgte, gehörte auch diese Aussichtsplattform an seinem nördlichen Ausläufer, dem Schnabelhuck.
Zu den Annehmlichkeiten auf dem Kaiserberg, für die der Verschönerungsverein Ende des 19. Jahrhunderts sorgte, gehörte auch diese Aussichtsplattform an seinem nördlichen Ausläufer, dem Schnabelhuck. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Feierliche Enthüllung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf dem Kaiserberg am 2. September 1898.
Feierliche Enthüllung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf dem Kaiserberg am 2. September 1898. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Ab Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Westseite des Kaiserbergs zu einem Villenviertel.
Ab Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Westseite des Kaiserbergs zu einem Villenviertel. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Es gibt sie heute noch, die Gaststätte Wilhelmshöhe. Hier ein Postkartenmotiv von dem Ausflugslokal aus der Zeit um 1902.
Es gibt sie heute noch, die Gaststätte Wilhelmshöhe. Hier ein Postkartenmotiv von dem Ausflugslokal aus der Zeit um 1902. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Postkartenmotive vom Botanischen Garten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
Postkartenmotive vom Botanischen Garten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Spaziergang im Botanischen Garten vor dem Ersten Weltkrieg.
Spaziergang im Botanischen Garten vor dem Ersten Weltkrieg. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Postkartenmotive vom Botanischen Garten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
Postkartenmotive vom Botanischen Garten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Springbrunnen mit dahinter liegendem Wasserfall am Kaiserberg vor rund 100 Jahren.
Springbrunnen mit dahinter liegendem Wasserfall am Kaiserberg vor rund 100 Jahren. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Der Ausblick vom Kaiserberg auf Duisburg vor rund 100 Jahren.
Der Ausblick vom Kaiserberg auf Duisburg vor rund 100 Jahren. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Erfrischungshalle auf dem Kaiserberg um 1925.
Erfrischungshalle auf dem Kaiserberg um 1925. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Das Ehrenmal von 1933 für die Gefallenen des Infanterieregiments 193 am Westeingang des Ehrenfriedhofs.
Das Ehrenmal von 1933 für die Gefallenen des Infanterieregiments 193 am Westeingang des Ehrenfriedhofs. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Am Südhang des Kaiserbergs wurde sogar eine künstliche Grotte nach der Art einer Tropfsteinhöhle angelegt. Wer sie betreten wollte, musste dafür Eintritt bezahlen.
Am Südhang des Kaiserbergs wurde sogar eine künstliche Grotte nach der Art einer Tropfsteinhöhle angelegt. Wer sie betreten wollte, musste dafür Eintritt bezahlen. © Stadtarchiv Duisburg
Die Rinne in Bildmitte ist die Marienquelle, die im Mittelalter zur Anbetung der Muttergottes aufgesucht wurde. Für kurze Zeit waren die Nonnen aus Duissern im Mittelalter auf den Berg gezogen. Die Schlucht endet heute an der Güterzugumgehungsbahn.
Die Rinne in Bildmitte ist die Marienquelle, die im Mittelalter zur Anbetung der Muttergottes aufgesucht wurde. Für kurze Zeit waren die Nonnen aus Duissern im Mittelalter auf den Berg gezogen. Die Schlucht endet heute an der Güterzugumgehungsbahn. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
Reger Betrieb am Aussichtspunkt auf dem Kaiserberg um 1960.
Reger Betrieb am Aussichtspunkt auf dem Kaiserberg um 1960. © Stadtarchiv Duisburg | N.N.
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Jährliches Turn- und Sportfest

Weil das Reich seine Entstehung Kaiser Wilhelm I. verdankte, benannten die Stadtverordneten den Berg 1881, zehn Jahre nach der Reichsgründung, in Kaiserberg um. Am 20. Mai 1883 fand dort das erste Turn- und Sportfest statt, das Kaiserbergfest. Es wurde fortan jährlich gefeiert. Ausrichter war der Duisburger Turnverein von 1848. 1910 wurde es nach Neudorf verlegt.

Am Waldrand zur Schweizer Straße hin wurde 1890 der Botanische Garten angelegt und später bis auf zwei Hektar erweitert. Auch er geht auf den Verschönerungsverein zurück. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zerstört, danach als Grabeland genutzt und bis 1956 wieder aufgebaut.

Eine Schneise für die Güterbahn

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Zehn Jahre nach dem Tod des Kaisers, 1898, wurde er auf dem Berg mit einem Reiterstandbild geehrt. Es stammte wie die Kaskaden am Hang vom Königsberger Kunstprofessor Friedrich Reusch. Allerdings wurde es 1942 eingeschmolzen. Im Zweiten Weltkrieg wurde Altmetall gebraucht.

Um den Hauptbahnhof zu entlasten, sollten Güterzüge ihn künftig umfahren. Dafür wurden 1901 am Kaiserberg viele Bäume geopfert.

Zwischen 1908 und 1964 fanden auf der Anhöhe Vaterländische Festspiele statt, ebenfalls eine Sportveranstaltung.

Die Erben von Haniel verkaufen

Kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs, im Dezember 1914, wurde am Kaiserberg ein Ehrenfriedhof eingeweiht. Er war für 104 Grabstellen vorgesehen, hat dann aber 829 aufnehmen müssen, vor allem deutsche Soldaten, die in Duisburger Lazaretten verstarben. 1921 ist das Standbild eines jungen Kriegers aufgestellt worden, die Siegfried-Figur, ein Helden-Denkmal. Sie stammt von dem Düsseldorfer Professor Hubert Netzer.

1926 haben die Erben von Franz Haniel der Stadt ihren Privatbesitz am Kaiserberg verkauft. Dadurch wuchs das städtische Waldgebiet um 21 auf 52,5 Hektar. 1933 kam am Westeingang des Ehrenfriedhofs noch ein Ehrenmal für die Gefallenen eines Infanterieregiments hinzu.

Marienverehrung und Rodelspaß

Vor den aus Mülheim/Ruhr heranrückenden US-Truppen wurde die Brücke über die Autobahn zwischen dem Zoo und der Monning im April 1945 gesprengt. Aus dem Leid der Kriegs- und Nachkriegszeit ging im Mai 1946 auf der Sedanwiese die erste Marienfeier hervor. Katholiken verehren dabei bis heute die Muttergottes.

1963 hat die Stadt einen Abgang von der Sedanwiese zur Rodelbahn ausgebaut. Sie erfreut sich bei Schnee größter Beliebtheit.

15. Februar 1978: Die Sedanwiese am Kaiserberg wurde 15 Jahre zuvor als Rodelwiese ausgebaut.
15. Februar 1978: Die Sedanwiese am Kaiserberg wurde 15 Jahre zuvor als Rodelwiese ausgebaut. © WAZ FotoPool | Stadtarchiv