Duisburg. Rund 1000 Jahre lang war Duissern ein kilometerlanges Straßendorf. Dann wurde es ab 1880 von der boomenden Großstadt Duisburg „geschluckt“.
Duissern, das Straßendorf entlang der heute so unscheinbaren Duissernstraße, gehörte immer schon zu Duisburg. Als die Stadt sich Ende des 19. Jahrhunderts auch nach Osten ausdehnte, wurde es regelrecht überbaut.
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Nach dem früheren Stadtarchivar Joseph Milz hat es dort bereits zur Römerzeit eine Siedlung gegeben. Die heutige Besiedlung nahm im 7./8. Jahrhundert ihren Anfang. Nahe der Prinz-Albrecht-Straße ist ein Friedhof aus der Zeit nachgewiesen. Die Siedlung entstand an der Uferkante eines ehemaligen Ruhrlaufes, wo ein alter fränkischer Heerweg von Osten endete.
Das Dorf wird 1059 erstmals in Papieren der Abtei Werden genannt. Auch die Klöster der Duisburger Johanniter und Minoriten hatten dort Land. Heinrich und Konrad von Dyck schenkten den Johannitern 1228 ihren Hof in Duissern. 1234 gab Alexander Casselmann an der Oranien-/Ecke Hansastraße Land für ein Zisterzienserinnenkloster.
Duisserner waren Bürger minderen Rechts
Die Verflechtungen mit Duisburg waren eng. Weil dem Kloster viel Land im Duisburger Wald gehörte, war es im Gericht des Königshofs vertreten. Die Stadt spendete dem Kloster an Festtagen Wein. Duisserner Hauseigentümer gehörten später als Geschworene dem Gericht des Vogts in der Stadt an.
Seine Bewohner waren aber Bürger minderen Rechts, durften den Rat nicht mitwählen, nur ihren „Bourenmeister“. 1535 gab es ein Bauerngericht. 1550 zählte das Dorf 40 Häuser.
Das Ende des Klosters kam jäh: 1587 zerstörten es Truppen des Erzbischofs von Köln, danach wurde es abgebrochen. Die Nonnen waren in die Stadt umgezogen.
Das Bürgerrecht kostete Geld
Anfang des 17. Jahrhunderts mussten die Duisserner dann das Bürgerrecht erwerben. Es kostete so viel wie ein Gewehr. Bald brachte das Dorf angesehene Persönlichkeiten hervor. Heinrich Wintgens der Ältere war 1671/73 Bürgermeister. Die Familie gründete 1710 die Tuchmanufaktur Wintgens & Strickling, stellte 1767 bis 1799 mit Heinrich Wintgens dem Jüngeren den Oberbürgermeister.
Historische Fotos aus Duisburg-Duissern
1644 entstand eine erste (evangelische) Schule an der Tonstraße. Sie erinnert an frühere Tongruben und die Töpferei. 1750 lebten dort 210 Einwohner, heute knapp 15.000. Die Mülheimer Straße wurde erst 1834 angelegt und entwickelte sich zum Villenviertel.
Der Bau der Köln-Mindener-Eisenbahn 1846 bedeutete einen Einschnitt. Die Duisburg zugewandte Seite hatte einen Vorsprung. So wurde die Moltkestraße schon 1879 geplant, ebenso die Zieglerstraße, die an die dortigen Ziegeleien erinnert. Die Gerhart-Hauptmann-Straße war ab 1885 als Kaiser-Wilhelm-Straße Verbindung zum Kaiserberg. Die Oranienstraße wurde 1897 gebaut, der Duissernplatz entstand 1900 als Weseler Platz am Schnittpunkt mehrerer Straßen, hieß von 1915 bis 1949 Hindenburgplatz.
Seidengewebe aus der Schweiz
Die Schweizer Straße heißt so wegen der dort 1873 eröffneten Firma Stallmann & Adorn. Sie verarbeitete Schweizer Seidengewebe. 1886 entstand dort die erste katholische Volksschule. Prinzenstraße und Hohenzollernstraße gibt es seit 1898/99, die Hohenstaufenstraße seit 1909 und den Bereich Bechemstraße/Keetmanstraße seit 1910.
Die Blumenthalstraße hieß bis 1908 Bahnstraße. Die Königsberger Allee heißt erst seit 1952 so, bis dahin Felsenstraße, vor 1908 Bergstraße (Straße zum Kaiserberg). Am längsten hielt sich noch bis nach 1900 der Schlegtendalshof. 1892 entstand die evangelische Lutherkirche.
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1904 ersetzte die Aakerfährbrücke die Ruhrfähre. Die Brücke wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, neu aufgebaut und 1997 durch einen Neubau ersetzt.
An Esmarch- und Zanderstraße entstanden nach 1918 Wohnungen für Kriegsbeschädigte. 1927 wurde die katholische St.-Elisabeth-Kirche an der Duissernstraße gebaut. Der Luftkrieg verschonte Duissern nicht. Die Gasversorgung war von 1944 bis 1948 unterbrochen.
>> DUISBURG-DUISSERN: MARKANTE EREIGNISSE NACH 1945
■ 1951 wurde das evangelische Paul-Humburg-Haus (Königsberger Allee/Ecke Prinzenstraße) für heimatlose Jugendliche errichtet, seit 1968 Studentenwohnheim.
■ Von 1955 bis 1966 gab es vom Landeplatz Aakerfährbrücke Hubschrauber-Linienflüge.
■ 1958 wurde das Johanna-Sebus-Gymnasium vom Dellviertel an die Falkstraße verlegt, heute Sitz der Gesamtschule Mitte.
■ 1963 startete an der Königsberger Allee der einzige Nachmittags-Wochenmarkt im Revier.
■ 1971 entstand das evangelisches Gemeindezentrum Wintgensstraße. Die 1972 gegründete Niederrheinische Musikschule sitzt an der Duissernstraße.