Duisburg. Die Stadt und der Karnevalspräsident halten nicht viel von Brauchtumszonen („völlig gaga“). Eine Zone aber könnte den Rosenmontagszug retten.

„Völlig gaga.“ So nennt Michael Jansen, Präsident des Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK), die Idee der Brauchtumszonen für die Zeit zwischen Weiberfastnacht (Donnerstag, 24. Februar) und Aschermittwoch (2. März). Die Idee dieser Zonen stellte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in der vergangenen Woche vor, um den Straßenkarneval unter Corona-Bedingungen zu ermöglichen – denn Karnevalsfeiern komplett zu verbieten sei „rechtlich nicht mehr vertretbar“.

In den Zonen sollen folgende 2G-Plus-Regeln: Rein darf, wer entweder vollständig (also zweimal) geimpft und geboostert ist oder vollständig geimpft und frisch getestet ist. Wer bei Stichprobenkontrollen der Ordnungsbehörden ohne Nachweis einer Auffrischungsimpfung beziehungsweise ohne Bescheinigung eines aktuellen Bürgertests in einer Brauchtumszone erwischt wird, muss ein Bußgeld zahlen. Wenn Feiern in den Brauchtumszonen drinnen stattfinden, müssen auch Geboosterte einen Test vorweisen. „Publikumsmagnete“ wie Bühnen oder organisierte Umzüge sind in den Zonen nicht erlaubt.

Duisburger Karnevalisten spekulieren auf Brauchtumszone im MSV-Stadion

Michael Jansen ist von der Idee der Landesregierung alles andere als begeistert. „Entweder wir feiern Karneval oder nicht. Wir wollen nicht in solche Zonen gestopft werden“, sagt der HDK-Präsident eher amüsiert als empört. Die Idee sei absurd: „Bis zum Mittwoch vor Altweiber dürfen wir noch machen wie wir wollen, und dann sollen auf einmal diese Zonen kommen?“

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Eine Einsatzoption für die Brauchtumszonen in Duisburg sieht Michael Jansen aber doch. Die Idee, eine abgespeckte Variante des Rosenmontagszugs in der MSV-Arena abzuhalten, reift zusehends in den Köpfen der Jecken. „Wenn man die Arena zur Brauchtumszone machen würde, könnte die Maskenpflicht entfallen, auch, wenn dann weniger Leute rein dürften“, spekuliert Jansen. „Man kann gerade von den Kindern nicht erwarten, vier, fünf Stunden die Maske zu tragen.“

Der Rosenmontagszug 2022 könnte also noch gerettet werden – noch ist allerdings nichts in trockenen Tüchern. Sicher scheint aber, dass es eine Veranstaltung karnevalistischer Natur in der MSV-Arena geben wird. Das lässt die Einladung zu einer Pressekonferenz vermuten, die der HDK am Montag, 14. Februar, verschickt hat. „Duisburger Karneval plant Rosenmontag für Klein und Groß in der Arena“, heißt es dort. Am Donnerstag, 17. Februar, informiert der HDK dann im Detail, wie der Rosenmontag im Stadion aussehen soll.

An einen Erfolg von Brauchtumszonen in der Innenstadt glaubt der HDK-Präsident unterdes nicht. „Wir haben hier ja keine Kneipenzone. Unsere Stadt bietet das gerade einfach nicht.“

Karnevalsverein: Der HDK überlegt, die Arena des MSV Duisburg zur Brauchtumszone zu machen.
Karnevalsverein: Der HDK überlegt, die Arena des MSV Duisburg zur Brauchtumszone zu machen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Krisenstabsleiter Murrack: Idee „Brauchtumszone“ ist noch nicht durchdacht

Seine Kritik an den Brauchtumszonen formuliert der Duisburger Krisenstabsleiter Martin Murrack etwas eloquenter. „Das alles scheint mir final noch nicht durchdacht zu sein“, gibt Murrack zu bedenken, „für Duisburg kommen nur karnevalistische Veranstaltungen in Frage, die ein coronakonformes Konzept beinhalten.“

Der Krisenstabsleiter fordert – durch die Blume – eine bessere Ausarbeitung des Konzepts. „Nach wie vor ist für uns fraglich, was ,räumlich abgegrenzte Brauchtumsgebiete’ sind und wie die Städte diese Vorgabe rechtssicher umsetzen sollen. Dazu gehört meines Erachtens auch die Frage, wie die Situation vor diesen ,Brauchtumsgebieten’ aussehen wird.“

Aufgegeben hat die Stadt den Straßenkarneval 2022 wohl aber noch nicht, denn man sei „im konstruktiven Austausch mit dem HDK, der für uns ein vertrauensvoller Ansprechpartner ist“.

2021 fiel der Rosenmontagszug aus – nicht zum ersten Mal

Für den Rosenmontagszug 2022 gibt es also noch sanfte Hoffnungsschimmer.

• Im Vorjahr fiel der Zug Corona zum Opfer – es war das insgesamt vierte Mal nach dem zweiten Weltkrieg, dass der Zug nicht durch Duisburgs Straßen rollte.

• Im Jahr 1990 stand der Zug schon am Aufstellplatz, doch Orkan Vivian fegte Dachpfannen von den Dächern und den Rosenmontagszug vom karnevalistischen Veranstaltungskalender.

• Auch 1991 gab es keinen Zug, zu trübe war die Stimmung aufgrund des gerade vom Zaun gebrochenen Golfkrieges.

• 2016 war es dann wieder ein Sturm, der den Rosenmontagszug ausfallen lies: Sturmtief Ruzica sorgte schon Tulpensonntag für die Absage.