Duisburg. Im Tierheim Duisburg warten viele Tiere auf ein Zuhause. Die Vermittlung ist schwierig - weil neue Besitzer strenge Auflagen erfüllen müssen.
Rennen, springen, raufen: Viel Erziehung haben die beiden Mischlingshunde „Isaac“ und „Newton“ im Duisburger Tierheim in der Lehmstraße 12 noch nicht genossen. Norma Puchstein, erste Vorsitzende des Tierschutzzentrums Duisburg e.V. und die Tierpflegerin Daniela Kreuzer, wissen um die Herausforderungen an ihrem Arbeitsplatz. „Manche Hunde bringen eben eine lange Gebrauchsanweisung mit“, erklärt Norma Puchstein lachend, während sie mit ihrer Kollegin versucht, die beiden aufgeregten Hunde im Zwinger zu besänftigen.
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„Uns ist wichtig, dass wir viel zu den Tieren sagen können, dass wir die Informationen für Interessierte ständig aktualisieren“, so Puchstein. Isaac und Newton wurden im letzten Spätsommer in der Duisburger Innenstadt gefunden und vom Bereitschaftsdienst des Tierheims abgeholt. Ihre vormaligen Besitzer haben sich bis heute nicht gemeldet, deshalb warten die beiden Fundtiere auf neue Herrchen oder Frauchen – kein Einzelschicksal im Duisburger Tierheim.
Tierheim Duisburg setzt trotz 19 hauptamtlicher Kräfte auf das Ehrenamt
Im städtischen Tierheim Duisburg, das 2002 von der Stadt an das Tierschutzzentrum Duisburg e.V. übergeben wurde, befinden sich aktuell
• 70 Hunde,
• 90 Katzen,
• einige Vögel und
• um die 20 Kaninchen.
Unterstützt vom Ehrenamt sind insgesamt 19 hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon zwei Auszubildende, und fünf ehrenamtliche Vorstandsmitglieder im Tierheim tätig.
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„Wir Tierpfleger wären ohne das Ehrenamt aufgeschmissen und es ist wichtig, dass wir hier alle zusammenhalten“, sagt Kreuzer. Von der Pflege über Spaziergänge bis hin zur Verwaltung der Homepage, auf der fast alle Tiere zu sehen sind – langweilig wird es im Duisburger Tierheim nie.
Denn die Fluktuation ist hoch: Immer wieder werden Tiere ins Heim gegeben, seien es Abgabetiere, Fundtiere oder Tiere, die sichergestellt werden müssen. Auf der anderen Seite vermittelt das Tierheim seine Bewohner häufig an neue Besitzer weiter.
Duisburger Tierheim kümmert sich seit 20 Jahren um Hunde, Katzen, Kleintiere und Vögel
Mittlerweile sind Norma Puchstein und Daniela Kreuzer im Katzenhaus angekommen. Schüchtern versteckt sich die europäische Kurzhaarkatze „Tanja“ in ihrem Körbchen in einer Ecke des großen Raumes und beäugt misstrauisch das Geschehen. Sie kam im August 2021 als Fundkatze ins Tierheim und braucht besonders viel Zeit, um ihrer Umgebung zu vertrauen und sich auf Menschen einzulassen.
„Es ist wichtig, dass man den Tieren Zeit gibt, denn ein neues Umfeld ist für sie oft sehr herausfordernd“, erklärt Puchstein. Für Tanja suchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tierheims deshalb Menschen, die mit Zeit, Geduld und Katzenerfahrung ihr Vertrauen und ihre Zuneigung gewinnen.
Tiervermittlung ist an strenge Auflagen geknüpft
Diese Geduld bringen aber nicht alle Interessenten mit. Oft werde der Aufwand, den die Tiere mit sich bringen, unterschätzt, betont Daniela Kreuzer. „Die jüngere Generation ist schnelllebig, wenn es mal Probleme gibt, dann werden Tiere auch gerne einfach wieder zurückgegeben.“ Für die Tiere seien die ständigen Tapetenwechsel eine hohe Belastung. Entsprechend streng sind die Auflagen, die Interessenten für eine Vermittlung erfüllen müssen.
Wie in einem Vorstellungsgespräch laufe die Vermittlung ab, der bürokratische Aufwand ist hoch. „Der Vermieter muss das OK geben, viele Nachweise müssen erbracht werden, es finden Vorbesuche, begleitete Spaziergänge sowie Nachbesuche statt“, erzählt Norma Puchstein. Über einen Interessentenbogen auf der Homepage des Tierheims kann man Kontakt mit der Einrichtung aufnehmen.
Tierverkäufe im Internet sorgen im Duisburger Tierheim für Kopfschütteln
Der Rundgang durch das Duisburger Tierheim neigt sich seinem Ende zu. Im Kaninchengehege lässt sich „Anita“ von Daniela Kreuzer nur allzu gerne auf den Arm nehmen und streicheln. Interessiert blickt die schwarzhaarige Zibbe in die Kamera, Angst hat sie offensichtlich nicht.
Manche ihrer Artgenossen werden dieses Gefühl aber genau kennen: Im Internet werden viele Tiere, darunter auch häufig Kaninchen, angeboten. Das sorgt bei Norma Puchstein und ihren Mitarbeitern für Kopfschütteln. „Natürlich ist es einfacher, sich im Internet bei den ganzen schönen Bildern und den wenigen Angaben ein Tier anzuschaffen“, berichtet die Vorstandsvorsitzende. „Es ist aber wichtig, die Käufer über Gefahren und den Aufwand einer Anschaffung zu informieren.“
Schließlich gebe es in solchen Fällen keine professionelle Beratung über die Haltung des Tieres und die notwendige medizinische Versorgung. Das Ausbleiben veterinärmedizinischer Maßnahmen wie Impfungen, Physiotherapie oder auch Gefahrenaufklärung führe oft dazu, dass sowohl das Tier als auch die Besitzer unglücklich werden. Eine Rücknahme des Tieres sei zudem häufig nicht möglich.
Tierwohl steht für Mitarbeiter des Duisburger Tierheims an erster Stelle
Im Duisburger Tierheim sei das anders. Die hohe bürokratische Hürde bei der Anschaffung, die damit verbundenen „vielen doofen Fragen“ und die Möglichkeit einer Rückgabe erhöhten die Wahrscheinlichkeit einer glücklichen Zukunft für Mensch und Tier, so Norma Puchstein. Dass Isaac, Newton, Tanja und Anita genau diese Perspektive erhalten, das steht für das Team im Duisburger Tierheim an erster Stelle.
>>> Corona-Pandemie erschwert die Arbeit im Duisburger Tierheim
- Der Verein Tierschutzzentrum Duisburg e.V. finanziert sich hauptsächlich durch Spenden, Erbschaften und öffentliche Veranstaltungen wie Tage der offenen Tür, Sommerfeste, Hunderallyes und Tierbescherungen sowie durch anlassbezogene Informationsstände.
- Viele Veranstaltungen konnten in der Corona-Zeit nicht stattfinden. Auf der Homepage des Vereins können Duisburgerinnen und Duisburger das Tierheim in Form von Geld-, Sach-, und/oder Zeitspenden unterstützen: https://tierheimduisburg.de/
- Spendenkonto: Sparkasse Duisburg, IBAN: DE09 3505 0000 0264 0014 96, BIC: DUISDE33XXX