Duisburg. Warum derzeit noch knapp 2300 Termine für Kinderimpfungen bei der Stadt Duisburg buchbar sind, und was Kinderärzte zur aktuellen Nachfrage sagen.

Bei der Stadt Duisburg sind für den Zeitraum vom 4. bis 23. Januar 2022 noch knapp 2300 Termine für Impfungen von Fünf- bis Elfjährigen buchbar (Stand Dienstag, 4. Januar). Laut Stadtsprecher Jörn Esser täuscht die große Zahl aber über die „aktuell konstant gute Nachfrage“ hinweg.

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So seien in der vergangenen Woche im Zelt am Hauptbahnhof täglich im Schnitt 195 Kinderimpfungen vorgenommen worden – der Großteil nach vorheriger Terminvereinbarung. „Offenbar wollen die meisten Eltern Planungssicherheit“, so Esser.

Stadt Duisburg: Mehr Termine für Kinderimpfungen buchbar

Deshalb habe sich die Stadt entschieden, je nach Nachfrage mehr als die Hälfte der täglich 180 beziehungsweise jeweils 250 an den Wochenenden möglichen Impfungen für Buchungen vorzuhalten. Ab Montag, 10. Januar, werden zudem die Termine für die vierte Kalenderwoche freigegeben.

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„Es gibt aber weiterhin die Möglichkeit, mit seinen Kindern spontan ohne Anmeldung zum Impfen vorbeizukommen“, erklärt der Stadtsprecher, der darüber hinaus die ersten Zweitimpfungen der Fünf- bis Elfjährigen für Freitag, 7. Januar, drei Wochen nach der ersten Dosis, ankündigt.

Impfstoff sei grundsätzlich ausreichend vorhanden – nicht nur für die Kinder. „Wir bestellen je nach Bedarf, und das hat bisher immer gut geklappt“, sagt Esser.

Kinderarzt in Marxloh: Nachfrage stockt aktuell

Dies kann Dr. Christoph Fangmann, Kinderarzt in Marxloh, nicht behaupten. Nach seiner ersten Bestellung am 7. Dezember wurden statt der gewünschten 400 nur 300 Impfdosen geliefert. Allerdings habe er davon erst 70 verimpft. „Ich hätte gedacht, dass die Nachfrage deutlich größer ist. Das stockt gerade, berichten auch Kolleginnen und Kollegen“, sagt der stellvertretende Obmann der Kinder- und Jugendärzte in Duisburg.

Eine mögliche Ursache sind die Ferien. „Wobei man gerade jetzt eigentlich genug Zeit für eine Impfung hätte“, so Fangmann. Er stelle allerdings weiter eine große Impfskepsis in der bei ihm stark vertretenen „türkisch-muslimischen Community“ fest. „Wer sich als Erwachsener nicht impfen lassen will, macht dies auch nicht bei seinen Kindern“, so Fangmann.

Impfappell an die Eltern

Er betont: „Wir bekommen den Kinderimpfstoff aber auf jeden Fall noch verimpft. Einige Termine sind bereits vergeben, und ich habe jetzt die Gelegenheit, Eltern spontan anzusprechen“, so Fangmann. Er könne weiter nur appellieren, auch die Fünf- bis Elfjährigen impfen zu lassen.

Zwar seien schwere Erkrankungen nach einer Corona-Infektion bei Kindern in diesen Altersgruppen selten. „Aber sie kommen vor“, stellt der Mediziner aus Marxloh klar. Zwei Kinder im Grundschulalter seien mit der Diagnose PIMS, einem postviralen Entzündungssyndrom, ins Krankenhaus gekommen.

Mediziner: Folgenschwere Herzmuskelentzündung bei 15-Jährigem nach Corona-Infektion

„Außerdem ist mir von einem 15-jährigen Jugendlichen erzählt worden, der sich im vergangenen Sommer infiziert hat und anschließend eine Herzmuskelentzündung bekam. Ein sehr sportlicher Junge, der jetzt gesundheitlich erheblich eingeschränkt ist.“ Ähnlich schwerwiegende Nebenwirkungen in Folge einer Impfung seien ihm bisher dagegen nicht bekannt.

Dies kann seine Kollegin Dr. Bettina Brockschmidt vom U-18-Kinderarztzentrum in Rheinhausen bestätigen. Dort sollen an diesem Donnerstag, 6. Januar, die nächsten 30 Fünf- bis Elfjährigen geimpft werden. Solche Impfaktionen seien nun einmal wöchentlich geplant. Mehr sei personell nicht zu stemmen, sagt die stellvertretende Obfrau in Duisburg. Impfstoff sei aber vorerst ebenso wie bei Fangmann noch ausreichend vorhanden.

>> KINDERIMPFSTOFF: NRW-MINISTERIUM ERWARTET KEINE GRÖSSEREN ENGPÄSSE

  • Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) konnten die Praxen bis Dienstag, 4. Januar, 12 Uhr, weiteren Kinderimpfstoff von Biontech/Pfizer bei ihrer Apotheke bestellen. Dies sei nun wöchentlich möglich.
  • Nach Auskunft des Bundesgesundheitsministeriums sei ausreichend Impfstoff für die Fünf- bis Elfjährigen vorhanden. Allerdings ist das Vakzin von Biontech, so die KVNo, im Bund derzeit allgemein auch nicht unbegrenzt verfügbar. Insofern sei es möglich, dass manche Bestellungen von den Lieferapotheken nicht 1:1 abgedeckt werden können.
  • Arztpraxen, die keinen oder deutlich weniger Covid-19-Impfstoff als bestellt geliefert bekommen, haben nach Angaben der KV Nordrhein seit Kurzem die Möglichkeit, dies auf der Internetseite des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) zu melden. Es gehe dann begründeten Meldungen nach.
  • Das Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit (MAGS) erwartet keine größeren Engpässe oder Kürzungen beim Kinderimpfstoff bezüglich der Neubestellungen und verweist auf das Robert-Koch-Institut (RKI): Demnach seien von den bundesweit bisher ausgelieferten 2,5 Millionen Impfdosen für die Fünf- bis Elfjährigen „erst“ knapp 447.000 Dosen verimpft worden.
  • Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung sollten aber weiterhin nur Ärztinnen und Ärzte Kinderimpfstoff bestellen, die in ihrer Praxis Kinder versorgen und die Möglichkeit haben, ein komplettes Vial mit zehn Dosen zu verbrauchen.