Duisburg. Wie sich das Kulturleben in Duisburg im zweiten Corona-Jahr durch Flexibilität über Wasser gehalten hat. Und welches Projekt unterzugehen droht.
Flexibel sein und retten, was zu retten ist: Das ist die Konsequenz, die im Duisburger Kulturleben aus dem ersten Corona-Jahr für die anhaltende Pandemie 2021 gezogen worden ist. Aus der anfänglichen Schockstarre ist eine Schwimmbewegung geworden, bei der es angesichts der nächsten Welle stets darum geht, den Kopf oben zu halten.
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Wie sehr es auf und ab ging, zeigt ein Blick in den Veranstaltungskalender: Im Frühjahr mussten die Duisburger Akzente und die Tanztage abgesagt werden. Die Verschiebung des Traumzeit-Festivals vom letzten Sommerferienwochenende in den September war eine glückliche Entscheidung, denn so konnte es relativ unbeschwert gefeiert werden. Beim Sommerkino blieb die Leinwand schwarz.
Ein Höhepunkt für Duisburg: Das „neue“ Museum Küppersmühle
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Manches konnte in Corona-konformen Ausgaben gerettet werden wie der Kinderkultursommer im Innenhafen, das Platzhirsch-Festival, die Jubiläumsausgabe der Internationalen Kinderbuchausstellung oder die Filmwoche. Der schnell aus dem Boden gestampfte Kultursommer im Kantpark war ein Trostpflaster für Künstler und Kulturfreunde. Flexibilität ist jetzt alles.
Einen Höhepunkt im Kulturkalender hat das Museum Küppersmühle mit der Eröffnung des Erweiterungsbaus im September gesetzt – in den ersten knapp vier Wochen kamen 10.000 Besucher, um sich das „neue“ Museum anzuschauen.
Gäbe es solche von Stiftungen, Mäzenen, Sponsoren oder Vereinen getragenen Initiativen nicht, bliebe der kulturelle Pegelstand in Duisburg gleichbleibend niedrig. Ein Beispiel dafür ist das Ringen um das Soziokulturelle Zentrum Stapeltor, das sich zu einer unendlichen Geschichte entwickelt. Dabei verstärkt sich der Eindruck, dass es – trotz Ratsbeschlusses – eigentlich politisch nicht gewollt ist.
Das Soziokulturelle Zentrum Stapeltor: eine unendliche Geschichte
Denn wer für ein solches Zentrum stimmt, muss wissen, dass die finanzielle Basis aus dem städtischen Kulturetat zu legen ist. Mit einer Jahresförderung von 100.000 Euro – weit weniger als die Hälfte des notwendigen Zuschusses – ist es nicht getan. Anders als die meisten anderen Städten in NRW, hat nicht die Stadt Räume zur Verfügung gestellt, sondern muss am Stapeltor Miete gezahlt werden. Und wie, bitteschön, soll soziale und kulturelle Arbeit ohne Personal funktionieren? 100.000 Euro – das ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.
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Leider wirkt es so, dass die „GroKo“ aus SPD und CDU das Stapeltor benutzt, um mit diesem Herzensprojekt der Grünen den frischen Wind aus dem Kulturausschuss zu blasen. Dabei war es der sozialdemokratische Kulturdezernent Thomas Krützberg, der mit seinem Kulturentwicklungsplan die freie Szene in Duisburg einbinden, eine „Kultur des Ermöglichens“ etablieren wollte und sich vehement für das Stapeltor eingesetzt hat.
Die Überschüsse im Etat haben andere Ressorts abgegriffen. Sind sie überhaupt für die Kultur eingefordert worden? Von Krützbergs Nachfolgerin Astrid Neese ist zu alledem nichts zu hören. Sie sollte das Kulturdezernat nach ihrem Amtsantritt im Mai 2020 ja auch nur übergangsweise leiten. Es wird allerhöchste Zeit, dass die Kultur in Duisburg wieder eine Stimme bekommt.
>>GERICHT KIPPT WAHL DES NEUEN DEZERNENTEN
- Der im April 2021 vom Duisburger Rat als neuer Dezernent für Umwelt, Gesundheit und Kultur gewählte Matthias Börger durfte seine Stelle nicht antreten. Das hat das Oberverwaltungsgericht Münster im November entschieden.
- Die Richter begründeten dies mit Fehlern bei der Beteiligung eines Personalberatungsunternehmens im Auswahlverfahren. Der Rat muss nun eine erneute Auswahl treffen, eine Wahl ist frühestens im Februar möglich.