Duisburg. Der Erweiterungsbau des Museums Küppersmühle wird in Duisburg eröffnet. Er katapultiert das Haus in die internationale Eliteklasse.

Die Geschichte des Erweiterungsbaus am Museum Küppersmühle im Duisburger Innenhafen ist lang und von einem folgenreichen Fehlschlag überschattet. Doch der fertige, äußerlich unspektakuläre Erweiterungsbau, der jetzt nach vier Jahren Bauzeit eröffnet wird, katapultiert das Haus mit seiner einmaligen Sammlung in die Liga international bedeutender Museen.

Mit dem zurückhaltenden, ganz der historischen Getreidemühle angepassten Gebäude haben die Baseler Architekten Herzog & de Meuron nichts Aufsehenerregendes gebaut, wie etwa mit der Hamburger Elbphilharmonie, aber beeindruckende Räume für die umfangreiche Sammlung von Sylvia und Ulrich Ströher mit deutscher Nachkriegskunst geschaffen. Und es ist ihnen gelungen, die industrielle Vergangenheit des Getreidespeichers in Szene zu setzen.

Architekt vergleicht Ansatz in Duisburg mit der „Tate Modern“ in London

Am Donnerstag ging Jacques Herzog (71), der 1978 mit Pierre de Meuron das berühmte Architekturbüro gegründet hat, auch auf die Krise des Erweiterungsprojekts ein: Das „brutale Scheitern“ des 2008 geplanten leuchtenden Glaskubus, der auf die Silos der ehemaligen Getreidemühle gesetzt werden sollte. Doch das Stahlskelett war so marode, dass es nie auf die Silos gehoben werden konnte. Die Stahlbaufirma ging Pleite, der städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag als Bauherrin drohte der Ruin, am Ende wurden die Gebag-Vorstände zur Zahlung von 7,3 Millionen Euro Schadensersatz verurteilt.

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Der Kubus sei eine „klare Idee“ gewesen, wollte Herzog das ursprüngliche Projekt nicht mit dem jetzt realisierten abwägen. Als der Kubus „am Boden lag“, so Herzog, habe es Momente gegeben, „da dachten wir, es geht nicht weiter. Aber die Ströhers ließen sich nicht aufhalten.“ Er verglich den neuen Ansatz für Duisburg mit dem Umbau eines Kraftwerks zur „Tate Modern“ in London.

Industriedenkmal und modernes Museum

Bei der Küppersmühle habe die Idee des Verbindens zweier gleichwertiger Gebäudeteile im Mittelpunkt gestanden – mit Brücken, die durch die Silos führen. Im Erdgeschoss passieren Besucher deren Grundpfeiler, im 1. Obergeschoss fasziniert der Blick in die 30 Meter hohen Röhren: ein dunkler Raum auf 12 mal acht Metern: Erhaltenes Industriedenkmal in einem modernen Museum.

Im obersten Geschoss unter dem gläsernen Dach sind die Bilder von Erwin Bechtold ausgestellt. Seine Ausstellung in Duisburg musste 2020 wegen des Lockdowns nach nur zehn Tagen schließen.
Im obersten Geschoss unter dem gläsernen Dach sind die Bilder von Erwin Bechtold ausgestellt. Seine Ausstellung in Duisburg musste 2020 wegen des Lockdowns nach nur zehn Tagen schließen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

In hellem Weiß strahlen die hohen, großzügigen 36 Galerie-Räume auf drei Geschossen, teils mit Kunst-, teils mit Tageslicht beleuchtet. Der beeindruckendste Raum liegt zweifellos im obersten Geschoss: Über sieben Meter hoch mit schräg einfallendem Tageslicht werden hier zur Eröffnung die Werke von Erwin Bechtold präsentiert, dessen Ausstellung im letzten Jahr nach nur zehn Tagen wegen des Lockdowns schließen musste. „Eine schöne Geste“, sagt der Künstler.

Über 300 Werke auf 2500 zusätzlichen Quadratmetern

Architekt Jacques Herzog erläutert, welche Gedanken dem Erweiterungsbau des Museums Küppersmühle zugrunde liegen.
Architekt Jacques Herzog erläutert, welche Gedanken dem Erweiterungsbau des Museums Küppersmühle zugrunde liegen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Treppe im neuen Treppenturm ist – wie die 1999 eröffneten Teil – in terracottafarbenem Beton als Skulptur angelegt. Zwar fertig gestellt, aber noch nicht eröffnet, ist die Aussichtsplattform, die sich noch in der Abnahme befindet, so MKM-Direktor Walter Smerling. Im Abstand zwischen Gebäude und Autobahn ist ein kleiner Platanenpark entstanden. Die Fassade aus gebrochenem Backstein verbindet den Neubau mit dem bestehenden Gebäude und denen am Hafenbecken dezent, ist aber als neu sichtbar.

Zu den bisherigen 3600 Quadratmetern sind 2500 zusätzliche für über 300 Werke deutscher Nachkriegskunst, vor allem des Informel entstanden. „Eines der schönsten Museen in Deutschland“, schilderte Oberbürgermeister Sören Link seinen ersten Eindruck nach einem kurzen Rundgang. Duisburg sei stolz auf ein „herausragendes Museum“ und „froh und dankbar“, dass die Ströhers sich mit ihrer MKM-Stiftung so für die Stadt engagiert haben.

„Ein großer Tag für die Kunst, für Duisburg und für die Bundesrepublik Deutschland“, so Walter Smerling über das Museum, das „Strahlkraft über NRW hinaus“ habe.

>> AB SAMSTAG GEÖFFNET

  • Nach der offiziellen Eröffnung heute Abend, ist das MKM am Philosophenweg 55 ab Samstag, 25. September, für Besucher und Besucherinnen geöffnet (donnerstags bis sonntags und an Feiertagen 11 bis 18 Uhr, mittwochs 14 bis 18 Uhr).
  • Tickets (12/6 Euro, Kinder bis 16 Eintritt frei) an der Kasse und online unter www.museum-kueppersmuehle.de