Duisburg. Wie gehen Schulleiter mit Corona-Leugnern um? Was machen sie mit Test- und Maskenverweigerern? So läuft es an Duisburger Schulen – eine Umfrage.

Auf die Frage, ob es Probleme mit Corona-Leugnern im Kollegium gibt, entfährt jedem befragten Schulleiter und jeder Schulleiterin zwar ein Seufzer der Erleichterung. Stress mit Eltern und Post von Querdenkern gibt es aber sehr wohl.

Gerade erst hat ein Arbeitsgericht in Hessen geurteilt, dass das Land einen coronaleugnenden Lehrer zurecht gekündigt hatte, weil durch dessen Haltung der Infektions- und Arbeitsschutz in der Schule gefährdet sei.

Um derartige Probleme muss sich Christof Haering vom Landfermann-Gymnasium zum Glück nicht kümmern. Auch in der Elternschaft sei das Problem übersichtlich. Stress gab es in der Pandemie, weil Eltern nicht wollten, dass ihr Kind getestet wird oder eine Maske trägt, aber da habe er – mit dem nötigen Zeitaufwand für aufklärende Gespräche – immer eine Lösung finden können.

Schulleiter wünschen sich Rückendeckung von der Bezirksregierung

Die Unterstützung der Bezirksregierung hält Schulleiter Haering allerdings für ausbaufähig. Sie habe in der Zeit, als die Maskenpflicht im Unterricht nicht galt, sogar ermahnt, dass die Schulen nicht werben dürfen für das freiwillige Tragen der Maske. Da habe er sich schon gewünscht, dass sich der Dienstherr schützend vor die vulnerablen Schüler und Lehrer stellt – und vor ihn und seine Schule.

Auch interessant

An den Schulen in Duisburg werden die Kinder und Jugendlichen, die nicht geimpft sind, regelmäßig getestet.
Von Annette Kalscheur und Martin Schroers

Für Haering ist ganz klar: „Ich würde eingreifen, wenn jemand beispielsweise aktiv im Unterricht dazu auffordert, die Masken abzunehmen.“ Muss er aber nicht. Die Lehrer seien überwiegend geimpft, teilweise schon geboostert.

In Grundschulen werden die Corona-Regeln altersgerecht auf Hinweisschildern erklärt.
In Grundschulen werden die Corona-Regeln altersgerecht auf Hinweisschildern erklärt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Hoher Impfstatus bei den Lehrern

Das sieht bei Karl Hußmann an der Leibniz-Gesamtschule ähnlich aus: „Wir haben einen hohen Impfstatus!“ Und damit der noch besser wird, gibt es in der kommenden Woche eine Impfaktion in Kooperation mit einem Hausärzteteam, bei der voraussichtlich 110 Lehrer und (volljährige) Schüler geboostert werden. „Das ist unser Anteil an den 30 Millionen“, sagt der stellvertretende Schulformsprecher mit Verweis auf das ambitionierte Ziel des frisch gewählten Kanzlers Olaf Scholz.

Auch an der Leibniz-Gesamtschule gebe es keine Corona-Leugner. Wäre dem so, hätte Hußmann eine klare Linie: „Ich mache das normalerweise nicht, aber in so einem Fall wären Konsequenzen nötig und da ich niemanden suspendieren kann, müsste sich der Dienstherr in Düsseldorf darum kümmern.“

Bezirksregierung: Corona-Leugner beschweren sich über Schulleiter

Der Dienstherr, also die Bezirksregierung, berichtet, dass es derzeit keine Lehrkräfte in Duisburg gebe, die den Schulfrieden gefährden oder gegen dienstliche Verpflichtungen verstoßen. Wohl aber gebe es „Vorwürfe von Corona-Leugnenden gegen Schulleitungen, weil sie die Hygienebestimmungen konsequent umsetzen“, sagt eine Sprecherin.

Während diese Vorwürfe ins Leere laufen, gebe es bei Verstößen von Lehrkräften Möglichkeiten zu diversen dienst- oder arbeitsrechtlichen Maßnahmen von der mündlichen oder schriftlichen Anweisung über Dienstgespräche bis hin zu Disziplinarverfahren und einer Kündigung oder Entlassung aus dem Beamtenverhältnis.

Schulleiterin vom Dienst suspendiert

Das Schulministerium empfiehlt Lehrern und Eltern, in Konfliktfällen die Schulaufsicht zu kontaktieren. Grundsätzlich seien Lehrerinnen und Lehrer verpflichtet, sich an das schulische Neutralitätsgebot zu halten, betont ein Sprecher. Coronaleugnende Äußerungen sind entsprechend fehl am Platz.

In Viersen wurde eine Grundschul-Leiterin vom Dienst suspendiert, weil sie verpflichtende Corona-Schutzmaßnahmen nicht beachtet hatte. Das OVG Münster erklärte die Suspendierung für rechtmäßig.

Insgesamt würden die Infektionsschutz-Maßnahmen aber breit akzeptiert, betont der Ministeriumssprecher.

E-Mails von Querdenkern im Schul-Postfach

Wibke Harnischmacher, Schulleiterin des Mercator-Gymnasiums, bekommt Post von Querdenkern.
Wibke Harnischmacher, Schulleiterin des Mercator-Gymnasiums, bekommt Post von Querdenkern. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Dr. Wibke Harnischmacher, Leiterin des Mercator-Gymnasiums, muss sich mit solchen Fällen „glücklicherweise“ nicht herumschlagen. Sorgen von Eltern, die Entwicklungsverzögerungen bei ihren Kindern durch den Mund-Nasenschutz befürchteten oder Folgen für die Nasenscheidewand durch das häufige Testen, habe sie durch aufklärende Gespräche auflösen können. Auffällig sei aber, dass immer mehr Post bei ihr landet, in der dazu aufgefordert wird, „sich nicht den Corona-Regeln zu unterwerfen“.

Keine Querdenker zum Rumärgern am Albert-Einstein-Gymnasium – Schulleiter Steffen Jelitto bezeichnet sich daher als „glücklichen“ Schulleiter. Im Gegenteil: Die Schülervertretung hatte in der Zeit, als die Maskenpflicht aufgehoben war, selbstständig appelliert, weiter einen Schutz zu tragen. „Darüber bin ich sehr stolz, es gibt einen großen Zusammenhalt in der Schulgemeinde.“

An der Lise-Meitner-Gesamtschule ist es ebenfalls friedlich. „Es haben sich alle an die Situation gewöhnt“, sagt Klaus Stephan, der das schon schlimm genug findet. „Wir alle sehnen ein Ende herbei.“

>> STOSSLÜFTEN: KÄLTE IN DEN KLASSENZIMMERN

• Die Heizungen sind hoch gefahren, sagt Christof Haering, Schulformsprecher der Gymnasien. Wenn man also alle 20 Minuten für fünf Minuten lüftet, sei der Luftaustausch bei diesen Temperaturen optimal und der Raum danach schnell wieder warm.

• „Es ist aber nicht leicht, da immer dran zu denken“, bekennt der Lehrer mit Blick auf seinen eigenen Unterricht.

• Das Immobilienmanagement Duisburg (IMD) hatte 1800 Klassenräume inspiziert und für 128 schlecht zu lüftende Räume Luftfilter bestellt. Das Land NRW hatte zusätzliche Mittel in Höhe von 50 Millionen Euro zum Aufstellen von Luftreinigern zur Verfügung gestellt.