Duisburg. Ein ARD-Filmteam folgte dem Linken-Politiker Mirze Edis für eine Doku durch Duisburg-Hochfeld. So hart ist der Wahlkampf im Migranten-Stadtteil.
Kommunalpolitik ist ein Ehrenamt, oft verbunden mit wenig Ehre und viel Einsatz. Zumal in einer Zeit wachsenden Misstrauens gegenüber dem Politikbetrieb. Wie sich Bürgermeisterinnen und Kommunalpolitiker an der Basis engagieren, zeigt das crossmediale ARD-Projekt „Zeit für Local Heroes“. Einer der Protagonisten ist der Duisburger Mirze Edis, der für „Die Linke“ im Stadtrat sitzt.
Über ein halbes Jahr hinweg haben Autorinnen und Reporter des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und des Bayerischen Rundfunks (BR) neun politische Akteurinnen und Akteure an ganz unterschiedlichen Orten in Deutschland begleitet. Mit Mirze Edis, der bei der Bundestagswahl als Kandidat im Wahlkreis Duisburg-Süd angetreten ist, waren sie auch im „Migrantenkiez“ Hochfeld unterwegs. Titel des viertelstündigen Videos, das bereits online abrufbar ist: „Wahlkampf bis es weh tut“.
Die Härten des Wahlkampfs in Duisburg-Hochfeld
Der HKM-Betriebsrat versucht, seine Prospekte loszuwerden. Meistens scheitert er. Eine alte Frau hat Zeit für Edis. Die Wählerin ist enttäuscht, hat offenbar mit der Politik abgeschlossen, die ihrer Meinung nach sowieso nichts bewirkt. Aber sie habe mal gewählt, und dann immer links. Das freut den wackeren Wahlkämpfer, dem sonst immer wieder abgewunken wird.
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Mirze Edis geht auch dahin, wo’s weh tut. Zum Beispiel in die Kneipe, in der man beim Frühschoppen kaum verhohlen Ausländern die Schuld am Niedergang des Stadtteils gibt. Ziemlich nervös ist Edis bei der Kundgebung auf dem Marktplatz. Er hatte kaum Zeit, sich vorzubereiten. Hier sind es ältere türkische Frauen, mit denen er ins Gespräch kommt. Sie haben kein Wahlrecht. Ein Grund dafür, dass in einzelnen Stimmlokalen in Hochfeld die Wahlbeteiligung bei fünf bis sechs Prozent liegt.
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Von Neonazis und anderen Bedrohungen
In einem anderen, halbstündigen Beitrag schneiden die Filmemacher Szenen aus Hochfeld gegen Aufnahme aus dem ostsächsischen Ostritz, wo eine ehrenamtliche Bürgermeisterin mit ihrem Dorf tapfer gegen Neonazis eintritt. Haben die doch nicht nur ein Gelände für das Rechtsrock-Festival Schild und Schwert gekapert, sondern bedrohen auch Veranstaltungen wie ein Bürgerfest.
In dieser Folge spricht Edis über seine größten Anliegen wie die Zukunft der Stahlindustrie. Auch über Rassismus, über Bedrohungen und Beleidigungen. „Das hört nie auf“, sagt er fast resigniert über Mails wie „Du gehörst an den Galgen“ oder „Verpiss dich, wo du herkommst.“ Und er berichtet über den tätlichen Angriff von drei Kollegen vor zehn Jahren, der ihn fast das Leben gekostet hätte. Er ackert weiter, auch das macht ihn in der Doku zum „Heroe“, zum Helden.
Mirze Edis freut sich über die Wertschätzung
Gern würde Mirze Edis im Böninger Park einen Bürgertreff einrichten, den er Teegarten nennt, um hier einen Platz für Begegnungen zu schaffen. Aber dazu benötige er die Unterstützung der SPD, an der er zweifelt. Einen kleinen Erfolg erzielt er, als er bei der Vermittlung eines Termins bei der Ausländerbehörde helfen kann. Da ist die Kamera ganz nah, beobachtet ihn vom Beifahrersitz.
Mirze Edis, der inzwischen auch ein gefragter Gesprächspartner der Deutschen Welle, von italienischen und norwegischen Fernsehsendern ist, hat die Begleitung durch das Kamerateam genossen, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion sagt. „Es tut gut, weil man Wertschätzung erfährt.“ Nicht zuletzt opfere er für die politische Arbeit auch viel Freizeit. Und: „Ich liebe Duisburg und konnte Themen vorbringen wie die Situation in der Stahlindustrie.“ Seitdem die ersten Aufnahmen im Netz stehen, habe er schon viel Bestätigung bekommen.
>> AUSSTRAHLUNG AM 8. NOVEMBER
- Die Porträts und Reportagen münden in einer großen Dokumentation „Zeit für Local Heroes. Politik vor Ort“, die am 8. November um 22.50 Uhr im Rahmen der ARD-Themenwoche „Stadt. Land. Wandel.“ ausgestrahlt wird; sie ist ab 5. November bereits in der ARD Mediathek abrufbar.
- Darin kommen auch vor die erste grüne Oberbürgermeisterin in Aachen zu regieren, der Wahlkampf eines jungen Liberalen, der Bürgermeister in einem niedersächsischen Dorf werden will oder es wird der Stadtrat von Nürnberg beobachtet, der in seiner Stadt eine Verkehrswende herbeiführen will.