Duisburg. Von Liebe und Flucht im Bürgerkrieg erzählt ein neues Stück am Schauspiel Duisburg. Der syrische Autor erntet bei der Premiere viel Lob.

Mit viel Applaus ist das Debüt des syrischen Schauspielers und Autors Bashar Al Murabea am Schauspiel Duisburg gefeiert worden. Am Anfang ist es eine Liebesgeschichte, wie sie schon oft erzählt wurde. Zwei junge Menschen können nicht ohne einander leben. Doch die Eltern der Frau wollen die Beziehung mit aller Gewalt – und das ist wörtlich gemeint – verhindern.

Dem Mann droht ein langer Militärdienst und auch die bedrückenden gesellschaftlichen Verhältnisse sind der Liebe nicht eben förderlich. Doch das Paar hat seinen ganz eigenen Platz auf dem Dach eines Hauses. Es ist ein Ort zum Lieben, Streiten und Träumen. Hier tauchen sie ein in das Meer der Sterne.

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Theaterstück verarbeitet Fluchterfahrungen

„Im Kreis der Sterne“, das erste Theaterstück von Bashar Al Murabea, beginnt in Damaskus und es endet irgendwo im Mittelmeer. Es verarbeitet Erfahrungen des Autors von seiner Flucht aus Syrien und verbindet sie mit dem Erleben von zahllosen anonymen Flüchtenden auf der ganzen Welt. Im Rahmen des ruhrgebietsweiten Theaterwochenendes „Zehn X Freiheit“ wurde das Stück im Theater Duisburg uraufgeführt.

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Außergewöhnlich an Murabeas Stück ist nicht was er erzählt, sondern die Perspektive aus den Augen der Fliehenden. Die Brutalität des syrischen Bürgerkriegs, die Gewalt konkurrierender Schlepper und das Mittelmeer als Verheißung und Todesfalle – all dies wird in dem Stück deutlich. Aber es zeigt mehr. Es sprich darüber hinaus von Liebe und Todesangst, von Misstrauen und Hoffnung, von Verrat und Solidarität. Immer wieder kreist das Stück auch um die Frage „Wie wollen wir leben?“

Nuancenreicher Text und bemerkenswertes Körpergefühl

Alle diese Elemente hat der Autor zu einem lebendigen, nuancenreichen Text komprimiert. Bashar Al Murabea hat 2016 beim Duisburger Ensemble „Spieltrieb“ mit dem Theaterspielen begonnen. Inzwischen studiert er Filmregie und hat mehrere Hauptrollen verkörpert. Unter der Regie von Tim Zielke steht er auch in diesem Zwei-Personen-Stück mit Loredana Linglauf auf der Bühne im Opernfoyer des Duisburger Theaters. Bühnenbildnerin Karolina Wyderka hat ihnen ein Gebirge aus Spielflächen in den Raum gebaut.

Linglauf und vor allem Murabea bewegen sich mit bemerkenswertem Körpergefühl über die Flächen. Ihr Zusammenspiel wird von Minute zu Minute dichter und interaktiver. Gemeinsam loten sie hochkonzentriert einen Kosmos der Gefühle von Furcht und Hoffnung, Misstrauen und grenzenloser Liebe aus. Viel Beifall für eine überaus dichte Inszenierung.

Die nächsten Aufführungen sind am 3. und 8. November, jeweils um 19.30 Uhr. Tickets und mehr unter www.theater-duisburg.de.

Maria (Loredana Linglauf) und Bashar (Bashar Al Murabea) können es nicht fassen, dass die Zeitung nur über den Präsidenten und internationale Belanglosigkeiten berichtet, anstatt über die Probleme der Menschen.
Maria (Loredana Linglauf) und Bashar (Bashar Al Murabea) können es nicht fassen, dass die Zeitung nur über den Präsidenten und internationale Belanglosigkeiten berichtet, anstatt über die Probleme der Menschen. © Schauspiel Duisburg | Sascha Kreklau