Duisburg. Das Schulministerium NRW beendet die Maskenpflicht am Platz im Unterricht. So reagieren Gewerkschafter, Schulleiter und Eltern in Duisburg.
Die Maskenpflicht an Schulen in NRW wird ab Dienstag, 2. November aufgehoben. Das hat das Schulministerium am Donnerstag mitgeteilt. Die Maskenpflicht soll für alle Jahrgänge am Sitzplatz im Unterricht entfallen.
Für Rüdiger Wüllner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kam die Mitteilung aus dem Schulministerium „wieder mal dramatisch spät“, wenn auch einen Tag früher als die im Sommer vielfach beklagten Freitags- und Wochenend-Mails des Ministeriums.
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Aus Lehrer- und Gewerkschaftersicht hatte er kurz vor Bekanntwerden der Entscheidung am Donnerstagmorgen nur appelliert: „Lasst es, wie es ist!“
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Die Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen habe sich binnen eines Tages etwa verdoppelt. „Es wäre das falsche Signal, angesichts dieser Werte die Regeln zu lockern“, sagt Wüllner. Und er wird noch deutlicher: „Es wäre verantwortungslos und würde die Probleme in Duisburg, insbesondere die Bedingungen an Grund- und Förderschulen ignorieren.“
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Die meisten Neuinfektionen gibt es in Duisburg aktuell laut Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) wieder in den drei Altersgruppen 10 bis 14 Jahre (7-Tage-Inzidenz, Stand Donnerstagmorgen: 193,3), 5 bis 9 Jahre (128,3) und 15 bis 19 (129,0). Die Stadtverwaltung registrierte in der ersten Woche nach den Herbstferien bis Donnerstagmittag 100 Corona-Fälle an Schulen und Kitas.
Kritik von Schulleitern am Vorgehen
Schon vor den Herbstferien hatten sich Schulleiter sorgenvoll geäußert, unter anderem mit Blick auf die (noch) nicht geimpften Kinder sowie auf chronisch kranke Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, die womöglich nicht mehr zur Schule kommen könnten.
Kritisiert wurde auch, dass nach den Herbstferien und der damit einhergehenden Reisetätigkeit nicht wie zuvor zwei Wochen abgewartet wird, um das Infektionsgeschehen zu beobachten.
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Bernd Beckmann von der Gesamtschule Meiderich berichtet, dass im Gespräch mit acht weiteren Schulleitern die Meinung vorherrschte, die neuen Regelungen pragmatisch leben zu wollen. „Wo es belastete Situationen gibt, müssen Einzellösungen gefunden werden“, erklärt der Schulformsprecher. Dieses Solidaritätsprinzip habe sich auch im letzten Jahr schon bewährt, „da gab es keine Widerstände gegen das Maskentragen“.
Per Eilausschuss Maskenpflicht bei Bedarf regeln
Christof Haering vom Landfermann-Gymnasium will noch am Wochenende den Eilausschuss zusammentrommeln. Überall da, wo Schülerinnen, Schüler oder Lehrkräfte Angst vor einer Ansteckung haben oder sich um gefährdete Angehörige sorgen, die sie anstecken könnten, will er die Maskenpflicht beibehalten.
„Mir erschließt sich die Logik der Ministerin nicht, diese Entscheidung zu treffen, während die Inzidenzen explodieren“, sagt der Schulformsprecher. Von den Schülern höre er, dass sie sich an die Masken gewöhnt hätten und dass Angstfreiheit für sie eine große Rolle spiele. An seiner Schule gebe es aktuell nur Einreise-Quarantänen, keine akuten Fälle. Nur wenige Klassen seien zu 100 Prozent durchgeimpft. Da es in der Orientierungsstufe nur Genesene gibt, will er an getrennten Pausen und dem Einbahnstraßensystem im Gebäude festhalten.
EDUS: Guter Kompromiss, aber zu wenig differenziert
Melanie Maurer von der Elternschaft Duisburger Schulen(EDUS) begrüßt grundsätzlich die Entscheidung zur Aufhebung der Maskenpflicht. „Dass Schüler einen Mund-Nasen-Schutz am Platz nicht tragen müssen, dafür aber, wenn sie aufstehen, halte ich für einen guten Kompromiss“, so Maurer. „Ich denke aber, dass die Elternschaft diesbezüglich gespalten ist. Es gibt welche, die heilfroh über den Entschluss sind und andere, die ihn für absolut fahrlässig halten.“
Sie könne beide Positionen verstehen und hätte sich zudem gewünscht, „dass das Schulministerium „differenzierter entschieden und mehrere Faktoren berücksichtigt hätte“, sagt Maurer. „Zunächst wird in der Schulmail nicht erwähnt, wie wichtig weiterhin das Querlüften ist, zumal immer noch die wenigsten Unterrichtsräume mit Luftfiltern ausgestattet sind.“
Es komme darüber hinaus auch darauf an, „wie regelmäßig und zuverlässig in der jeweiligen Schule getestet wird und wie groß die Klassen sind“, so Maurer. „Es ist sicherlich nicht erforderlich, dass Schüler eines Oberstufenkurses, die zu 99 Prozent geimpft sind, bei einer vierstündigen Klausur eine Maske tragen. Bei einer Grundschulklasse mit 30 Kindern sieht das vielleicht schon anders aus.“
Sie sei gespannt, wie viele Duisburger Schulen sich im Rahmen einer Selbstverpflichtung entscheiden, die Maskenpflicht weiter beizubehalten.