Duisburg. Träger von Altenheimen und Krankenhäusern in Duisburg berichten von einem gestiegenen Interesse an einer Pflegeausbildung. Das sind die Gründe.

Die Träger von Altenheimen und Krankenhäusern in Duisburg melden ein gestiegenes Interesse an einer Pflegeausbildung. Dies erstaunt zunächst auf den ersten Blick. Schließlich gab es vor allem in der Hochzeit der Corona-Krise zahlreiche Berichte über Pfleger, die aufgrund der Dauerbelastung am Limit und darüber hinaus arbeiteten.

„Ja, auch wir waren erst überrascht“, sagt etwa Stefan Wlach, Sprecher des Evangelischen Klinikums Niederrhein, zu dem das Fahrner Krankenhaus, das Bethesda und das Herzzentrum Duisburg sowie Johanniter-Krankenhaus in Oberhausen und das Evangelische Krankenhaus in Dinslaken gehören. „Aber es scheint immer mehr junge Leute zu geben, die den Pflegeberuf als sinnvoll und krisensicher erachten“, so Wlach.

Pflegeschule in Duisburg bietet mehr Kurse an

So biete die eigene Pflegeschule in diesem Jahr vier statt drei Kurse mit insgesamt 112 statt 84 Azubis an. Einer der Kurse, den die Schule jedes Jahr ab 1. März anbiete, richte sich besonders an Quereinsteiger – Studienabbrecher, Frauen, die früh Mutter geworden sind und jetzt eine Ausbildung anstreben, und Berufswechsler.

Einige davon satteln auch deshalb um, weil sie in der Corona-Krise plötzlich nicht mehr arbeiten konnten und sich dadurch noch einmal grundsätzliche Gedanken über ihre berufliche Perspektive gemacht haben. So lässt sich derzeit zum Beispiel bei der Awocura, die fünf Seniorenzentren in Duisburg betreibt, ein früherer Fitnesstrainer zum Pfleger ausbilden, wie Ausbildungskoordinatorin Katarzyna Kocaj berichtet.

Bereits im Frühjahr hatten dort 13 Frauen und Männer ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen. Damit konnte die Awocura, die derzeit insgesamt 82 Pflege-Azubis zwischen 18 und 47 Jahren hat, alle Ausbildungsplätze belegen.

Mehr Bewerber auch durch neue generalistische Ausbildung

Die höhere Zahl an Bewerbern sei aber nicht nur mit der Suche nach einem krisensicheren und gut bezahlten Job, wie Kocaj betont, zu erklären. Auch die neue generalistische Ausbildung trage zum gestiegenen Interesse bei. Die Azubis erlernen dadurch im Prinzip drei Berufe und können je nach gewähltem Schwerpunkt im dritten und letzten Lehrjahr entweder in der Kranken-, Alten- oder Kinderkrankenpflege arbeiten.

Zugleich habe sich gezeigt, dass durch die Nachrichten, die zahlreichen Medienberichte zum Corona-Virus die Bedeutung der Pflege immer stärker in den Fokus gerückt sei. „Ein Beruf, der sonst eher weniger Beachtung fand, wird inzwischen als systemrelevant wertgeschätzt.“

Problem: Mangel an Pflegepädagogen

Auch das Evangelische Christophoruswerk, mit acht Einrichtungen der stadtweit größte Träger in der Altenpflege, verzeichnet eine stärkere Nachfrage für die Ausbildung zu Pflegefachleuten. Auf dem eigenen Gelände in Meiderich gibt es eine Schule für die Azubis. „Wir starten dort jedes Jahr zwei Kurse mit jeweils 27 Azubis“, sagt Sprecher Uwe Stoffels. „Jetzt könnte man sich ja zu dem Schluss verleiten lassen, dass bei gestiegener Nachfrage das Kursangebot einfach ausgeweitet wird. Das würden wir auch gerne tun, aber der Markt für Pflegepädagogen ist leer gefegt.“

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Die Nachwuchspflegepädagogen können sich demnach schon an der Uni aussuchen, wo sie hingehen, sind dort heiß umworben und werden oft von Trägern bereits im Studium unterstützt. „Aber es gibt einfach viel zu wenige von ihnen“, so Stoffels. „Deswegen können wir das Ausbildungsangebot aktuell nicht ausweiten.“

Die Malteser konnten nach eigenen Angaben die Ausbildungsplätze in ihren fünf Duisburger Pflegeeinrichtungen in den vergangenen zwei Jahren ähnlich gut besetzen wie davor. „Daraus deuten wir, dass der Pflegeberuf trotz Corona-Pandemie attraktiv bleibt“, so Sprecherin Olga Jabs. Auch sie verweist insbesondere auf die neue generalistische Ausbildung, die den Pflegeberuf „aus unserer Wahrnehmung“ spannender für Bewerber gemacht habe.

Querereinsteiger in der Pflege

„Quereinsteiger aus coronageplagten Branchen wie zum Beispiel der Gastronomie verzeichnen wir weniger unter den Bewerbern für Ausbildungsplätze als im Bereich der Pflegefachassistenten“, sagt Jabs. „Auch in der Verwaltung einiger unserer Einrichtungen haben wir Quereinsteiger eingestellt, die aufgrund der Corona-Pandemie einen Wechsel in die Altenpflege gesucht haben.“

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Bei Sana hat es laut Sprecherin Ute Kozber im vergangenen Jahr vereinzelt Quereinsteiger gegeben, etwa aus der Eventbranche, die „in den Pflegeberuf reinschauen wollten“. Insgesamt starten in den Sana-Kliniken Duisburg seit zwei Jahren drei Kurse mit maximal je 28 Schülerinnen und Schülern je Kurs. Nur wenige Plätze seien nicht belegt.

Schwerpunkt im dritten Lehrjahr

„Bis auf wenige Ausnahmen ist es für die Schülerinnen und Schüler die erste Ausbildung im Beruf“, sagt Kozber. „Bei der generalistischen Ausbildung wählen die Bewerber unserer Pflegeschule im dritten Lehrjahr überwiegend das Krankenhaus als Schwerpunkt. Aktuell gibt es eine Teilnehmerin, die sich bereits jetzt für die Altenpflege entschieden hat.“