Duisburg. Die Kinderstube des Duisburger Zoos hat dieses Jahr viel Zuwachs bekommen. Die jüngsten Zugänge haben so ziemlich die größte Klappe von allen.
Zwei kleine Vögel mit großer Klappe sind die neuesten Zugänge in der Kinderstube der Kaiserberg-Arche. Im duftigen weißen Daunenkleid kuscheln sich die beiden jungen Rötelpelikane ins gemachte Nest, gut bewacht von ihren Eltern und bestens behütet auch vom Rest der Kolonie. Wer die Pelikan-Küken sehen will, die am 14. September geschlüpft sind, muss deshalb ein wenig Geduld mitbringen.
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Leichter ist es da für Besucher, der anderen Tierkinder ansichtig zu werden, denn einige Tierhäuser sind nun wieder ohne Personenbeschränkung zugänglich. Das findet Zoo-Ärztin und Kuratorin Kerstin Ternes allerdings in einer Hinsicht bedauerlich.
Nachwuchs im Zoo Duisburg: Babyphase verpasst
Einige Jungtiere würden so schnell wachsen, dass sie sich kaum noch von ihren älteren Artgenossen unterscheiden. Yuri und Pepe etwa, die beiden propperen Brillenpinguin-Küken, die im März dieses Jahres die Kolonie der watschelnden Frackträger vergrößert haben. Sie sind kaum noch auszumachen unter den 28 anderen Mitbewohnern ihrer Art am Kaiserberg, nur noch eben zu erkennen an ihrem eher blauschwarzen Gefieder, das noch nicht so frisch lackiert glänzt wie bei den Altvögeln.
Ähnlich schnell entwickelt hat sich auch der jüngste Spross der Delfingruppe, die gut eine Jahr alte Dora, die aber im Gegensatz zu den Pinguinen von den Zoo-Gästen nicht besucht werden konnte. Weil Meeressäuger in Hinsicht auf Corona empfindlich sind, war das Delfinarium lange Zeit geschlossen. „Aber innerhalb von drei Monaten sehen die kleinen Großen Tümmler schon nicht mehr wie Baby-Delfine aus. Die Phase haben unsere Besucher leider verpasst“, sagt Ternes.
Delfine in Duisburg: Vater Ivo albert mit dem Nachwuchs herum
Doch auch wenn Dora für die Zoo-Gäste nicht mehr den ganz dollen Niedlichkeitsfaktor besitzt, in ihrer Gruppe ist sie dennoch das Nesthäkchen und genießt deshalb auch bei allen Narrenfreiheit, wie Kerstin Ternes erzählt. „Sie kann eigentlich machen, was sie will. Ihre Mutter Delphi ist da sehr souverän und lässt ihr lang Leine.“ Die Harmonie in der Familie werde durch die am 27. September geborene Dora noch gestärkt.
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„Jungtiere bieten viel Abwechslung für die Gruppe“, erklärt die Zoo-Ärztin. Die genieße vor allem Doras Vater. „Ivo kümmert sich um den Kindergarten. Der wird dann mit seinen 42 Jahren richtig albern.“ Ausgiebig würde der Chef im Ring der Großen Tümmler mit seiner Tochter spielen. „Wir haben da echt ein paar schöne Väter in unserem Zoo“, lobt Ternes und nennt außer Ivo auch Brillenbär Pablo und Tiger El-Roi als Musterexemplare, die sich ebenfalls rührend um ihren Nachwuchs kümmern. Ivos Vaterfreuden kann man nun wieder direkt miterleben, denn das Delfinarium ist täglich von 12 bis 16 Uhr ohne öffentliches Training geöffnet. Ob der gemeine Besucher erkennt, wann ein Großer Tümmler herumalbert, darf allerdings bezweifelt werden.
Zwergflusspferd in Duisburg: Kleine Speckrolle hört auf den Namen Liebling
Betreten dürfen Zoo-Besucher jetzt auch wieder den vorderen Teil des Affenhauses, in dem Zwergflusspferd-Dame Ayoka residiert. Seit dem 12. November vergangenen Jahres stets mit Tochter im Schlepptau. Die kleine Speckrolle, die auf den schönen Shona-Namen Mudiwa (übersetzt: Liebling) hört, ist inzwischen fast schon so groß wie ihre Mutter. „Mudiwa bringt jetzt 80 bis 90 Kilo auf die Waage. Bei der Geburt sind Zwergflusspferde gerade mal so groß wie eine Packung Toastbrot“, erklärt Zoo-Sprecher Christian Schreiner. Mudiwa hätte durchaus das Zeug dazu gehabt, nicht nur Liebling zu heißen, sondern auch einer für die Zoo-Besucher zu werden. Denn wie Schreiner zu berichten weiß, hat Mudiwa zwar ihren eigenen Dickkopf, den sie auch gerne durchsetzt, hat aber ansonsten ein sehr freundliches Wesen und keineswegs die Zickigkeit ihrer Mutter geerbt. Doch auch und gerade im Affenhaus war angesichts der Pandemie höchste Vorsicht geboten, so dass auch Mudiwa lange nicht zu sehen war.
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Das Kindchenschema – kurze Schnauze, große Augen – voll genießen konnten hingegen die Besucher ohne Einschränkung bei den beiden Alpaka-Kindern, die im Juli und August die Familie der südamerikanischen Andenkamele im Streichelzoo vergrößert haben: Hengstfohlen Nari und die kleine Stute Valentina. Auch die noch namenlosen niedlichen Tigerzwillinge, die im Mai geboren wurden, erfreuen sich großer Beliebtheit, seitdem sie im Juli erstmals unter den wachsamen Augen ihrer Mutter Dasha durch das Außengehege neben dem Delfinarium tollten.
Zoo Duisburg bietet Kinderstube mit Seltenheitswert
Lange Zeit abgeschottet waren hingegen die australischen Plattnasen mit den Puschelohren, die nach wie vor zu der größten Attraktion am Kaiserberg zählen: die Koalas. Auch sie dürfen nun wieder Besuch empfangen und bieten diesen eine Einblick in die Kinderstube, den es hier nur ganz selten gibt. Denn die Dauer-Döser aus Down Under, die in ihrer Heimat extrem bedroht sind, haben gleich drei Jungtiere, die parallel aufwachsen: Tarni (geboren am 11. Mai 2020), Eerin (geb. am 14. Juni 2020) und Yuma (geb. 16. November 2020). „Das hat wirklich Seltenheitswert, denn das ist fast eine Situation wie in der Natur“, betont Koala-Chefpfleger Mario Chindemi, der die australischen Phlegmatiker betreut, seitdem sie in Duisburg leben, heißt: seit 1994.
Über 30 Jungtiere wurden bislang am Kaiserberg erfolgreich aufgezogen. Doch unter ihnen wird Eerin immer eine besondere Rolle für Chindemi spielen. Denn wie schon bei Wombat-Nachwuchs Apari hat Chindemi auch bei Eerin die Rolle als Ersatzmutter übernommen. Allerdings mit anderen Folgen. Während aus Apari ein echter Wombat-Rabauke geworden ist, dem sich auch Chindemi nicht mehr so einfach nähern kann, ist das junge Koala-Weibchen seiner menschlichen Ersatzmutter immer noch sehr zugetan. Wenn Chinemi mit ihr spricht, stellt sie sofort ihre hübschen Ohren auf und verlässt ihre schützende Astgabel, um in seine Arme zu eilen. Was bei Koalas eben so eilen bedeutet! Das dauert immer etwas.
Jüngster Spross der Koala-Familie in Duisburg hockt noch im Beutel
Ihre Zuneigung hat sie inzwischen auch auf andere Pfleger übertragen, wie Chindemi lachend erzählt: „Wenn wir morgens reinkommen, wartet sie schon immer auf uns. Sie bestimmt den Weg, sie kommt zu uns, und wir tragen sie herum, bis sie keine Lust mehr hat. Oder bis wir sagen, so, jetzt müssen wir aber langsam mal anfangen zu arbeiten.“ Wer Glück hat, kann im Koalahaus jetzt diese innige Beziehung vielleicht beobachten, denn auch diese Haus ist wieder geöffnet. Eine Personenbeschränkung gibt es nicht mehr, aber die Maskenpflicht gilt hier weiterhin.
Und wer besonders viel Glück und Geduld hat, der kann einen Blick auf den jüngsten Spross der Koala-Familie erhaschen, der sich derzeit meist noch im Beutel von Mutter Gooni aufhält. Manchmal guckt nämlich schon ein Ärmchen oder Beinchen heraus. Bis das vierte Jungtier der Duisburger Koalas sich in aller Pracht und Niedlichkeit den Besuchern präsentiert, wird es aber wohl November werden, mutmaßt Chindemi.