Duisburg. Der neue Zoologische Leiter im Zoo Duisburg, Oliver Mojecki, lebt seinen Traum. Ein Träumer ist er aber nicht. Und: Er hält besondere Haustiere.
Er ist ein Kölner Junge, aber kein „kölsche Jong“. Der joviale rheinische Singsang hat Oliver Mojeckis Sprechweise nicht mal ansatzweise geprägt. „Meine Eltern und meine Lehrer haben immer darauf geachtet, dass wir Hochdeutsch sprechen“, erklärt der neue Zoologische Leiter des Zoo Duisburg, warum man von seinem Tonfall nicht umgehend auf seine Heimatstadt schließen kann. Sein Nachname indes lässt sofort erkennen, dass er noch andere Wurzeln hat, und diese Herkunft hat zwar nicht seine Sprache, aber sein Leben geprägt.
„Meine Familie stammt aus Polen, und für mich als Kind war es immer der Höhepunkt des Jahres, wenn wir dort auf einem Bauernhof Urlaub gemacht haben“, erzählt der 33-Jährige woher seine Liebe zu Tieren rührt. Dazu hat andererseits auch der Kölner Zoo einen Beitrag geleistet. „Meine Mutter hat im Sommer im Kölner Zoo gearbeitet, und ich war mit meinem Bruder jeden Tag dort.“ Schon damals sei ihm klar gewesen, dass er unbedingt später mal in einem Zoo arbeiten wollte.
Ein Herz für außergewöhnliche Tierarten
Das hat er dann auch geschafft. Das Postulat des italienischen Rennaissance-Philosophen Tommaso Campanella – „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!“ – hat Oliver Mojecki in die Tat umgesetzt: „Ich habe das Glück, meinen Traum zu leben.“ Sein Weg dahin führte ihn von Köln, wo er schon während seines Biologie-Studiums im Zoo arbeitete, in die Tierparks von München, Cottbus, Stralsund, wieder zurück nach Köln, wo er zuletzt als Kurator tätig war, bis nach Duisburg.
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Neben der Leitungsstelle habe der Tierbestand der Kaiserberg Arche für ihn den Ausschlag gegeben, sich in Duisburg zu bewerben. „Hier werden Tierarten gezeigt, die sonst kaum in Zoos zu sehen sind, wie die Koalas. Duisburg war ja der Wegbereiter für diese Art in Europa“, begründet Mojecki seinen Entschluss und erzählt von einem für ihn beglückenden Erlebnis im hiesigen Tierpark. Auch in seiner Freizeit besuche er regelmäßig Zoos, 30 bis 40 pro Jahr, am liebsten bei schlechtem Wetter. „Das machen alle Zoomitarbeiter so, weil man wegen der geringeren Zahl an Besuchern an solchen Tagen mehr sieht“, meint er lächelnd. Und so führte ihn einst sein Weg nach Duisburg ins Koalahaus. „Ich habe eine Stunde lang dort gesessen und die Tiere beobachtet.“ Das sei für ihn eine besondere Situation gewesen, die er sehr genossen habe.
Durch den Regenwald Panamas
Damals konnte er nicht im Geringsten ahnen, dass er die kuscheligen Dauer-Döser dereinst unter seine Fittiche nehmen würde. Denn das Australien-Revier, das der Zoo künftig zu einem Schwerpunkt ausbauen will, wird Mojecki auf seinen Wunsch hin kuratieren. Damit fallen auch die Wombats in seinen Zuständigkeitsbereich, die er besonders mag und die er auch zum ersten Mal leibhaftig in Duisburg gesehen hat.
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Angetan haben es dem neuen Zoologischen Leiter aber auch die Tapire, die er als Kurator im Kölner Zoo betreut hat. Für den Schutz dieser urigen Rüsseltiere hat sich Mojecki auch schon bei einem Forschungsprojekt durch den Regenwald in Panama geschlagen. „Artenschutz funktioniert nur, wenn die Bevölkerung mit im Boot sitzt. Sie muss eine Lebensgrundlage haben.“ Das ist ihm in dem mittelamerikanischen Land von den Naso, einem der acht Ureinwohnerstämme Panamas, deutlich vor Augen geführt worden. Für den Stamm, der im Nordwesten des Landes siedelt, sind Tapire Nahrung und Handelsware zugleich. Tierbeobachtung in freier Wildbahn als touristisches Angebot könne da einen Ausgleich schaffen, erklärt Mojecki den Ansatz des Projektes. Dass dafür zuweilen dicke Bretter gebohrt werden müssen, hat er im Kontakt mit den Naso selbst erfahren.
Unverzichtbar Aufgabe
Dennoch ist Artenschutz für ihn eine unverzichtbare Aufgabe, auch für Zoos. „Das ist der wichtigste Punkt, den wir in zoologischen Gärten haben, um Tiere in ihrem ursprünglichen Lebensraum erhalten zu können.“ Durch sogenannte Flaggschiffarten würden Besucher dazu angeregt, sich näher mit diesen Tieren, ihrem natürlichen Lebensraum und ihrer Population dort zu beschäftigen. Und wenn diese Saat erstmal ausgebracht ist, können andere Tiere auch davon profitieren. Zu den Flaggschiffarten des Zoos gehören für Mojecki neben den australischen Sympathieträgern auch die Delfine. „Wir haben einen gewachsenen Verband. Der ist auch für die Forschung wichtig. Weil hier im Zoo Untersuchungen laufen können, die im Feld schwierig bis unmöglich sind. Das ist ein Riesenvorteil für die Forschung im Sinne des Artenschutzes“, ist Mojecki überzeugt.
Futtergras für pummelige Plattnasen
Verantwortung hat der 33-Jährige nicht nur für die Belange der Tiere übernommen, sondern auch für die der Belegschaft. Und so hat er nach seinem Amtsantritt zunächst in verschiedenen Revieren Hand angelegt, um durch die tägliche Arbeit die Kolleginnen und Kollegen sowie deren Bedürfnisse kennenzulernen. Was unter erschwerten Bedingungen stattfand, weil Corona Maskenpflicht erforderte. Da ist es schon manchmal nicht leicht, ein unmaskiertes Gesicht richtig einzuordnen. In Mojeckis Händen liegt nun zudem die Betreuung der Zoo-Azubis, die bislang in den Zuständigkeitsbereich von Kurator Volker Grün fiel. Da Mojecki seinen Master in Tierwissenschaften gemacht hat, können die Azubis von ihm jede Menge über die richtige Ernährung für Tiere lernen, was die Speisepläne für so einige Futterspezialisten im Zoo schmackhaft bereichern könnte. So fanden sich die Azubis unlängst in einem Lehrgang wieder, bei dem sie lernten, wie das Futtergras für Wombats zu schneiden ist. Denn die pummeligen Plattnasen sind kleine Gras-Gourmets, die längst nicht alles schlucken, was ihnen vor ihre geteilte Oberlippe kommt.
Nicht zuletzt liegen Mojecki die Besucher der Kaiserberg-Arche am Herzen. Im Münchner Tierpark Hellabrunn war es seine vornehmliche Aufgabe, sich um diese zu kümmern. Veranstaltungen fielen in sein Ressort, aber auch Führungen, zunächst für Kindergruppen, dann auch für Studenten und Erwachsene. Dabei konnte er reichlich Erfahrung sammeln, wie man „Artfremden“ den „dynamischen Organismus“ Zoo näherbringt und wie er sein Lieblingsthema Artenschutz vermitteln kann.
Faszination Spinne
Ein wirkliches Lieblingstier indes vermag der neue Zoologische Leiter nicht zu benennen. „Es ist meistens dasjenige, über das ich gerade etwas lese“, sagt er. Aber es gibt Tiere, die ihn so faszinieren, dass er seine Wohnung mit ihnen teilt: Spinnen. Genauer gesagt: Vogelspinnen. Fünf Stück hält er mittlerweile in seinem Heim. „Eine Kraushaarvogelspinne und vier Blaue Jemenvogelspinnen“, zählt Mojecki auf. Wobei die blaubeinigen Exemplare von der zum Jemen gehörenden Insel Sokotra sein besonderes Interesse genießen. „Sie sind keine Einzelgänger, sondern leben in Verbänden“, begründet Mojecki seine Vorliebe für diese besonderen Vertretern der achtbeinigen Gliederfüßer. Nun denn: Jedem das Seine!