Duisburg. Soll die Maskenpflicht in Schulkassen abgeschafft werden? Zwei Schulleiter in Duisburg sind Corona-infiziert. Was sie und Kollegen davon halten.

Die Schulmail kommt diesmal an einem Mittwoch: Darin kündigt die Landesregierung eine Lockerung der Maskenpflicht an Schulen ab dem 2. November an. Auf den Sitzplätzen in den Klassen sollen die Kinder demnach keine Maske mehr tragen müssen.

An den Schulen in Duisburg stößt das nicht überall auf Zustimmung. Insbesondere bei den Schulleitern der Globus- und der Green-Gesamtschule. Denn das Ehepaar Erhard Schoppengerd (Globus im Dellviertel) und Martina Zilla Seifert (Green in Rheinhausen) ist an Covid-19 erkrankt. „Ich habe mich nach den Ferien in der Schule angesteckt und zuhause habe ich meinen Mann angesteckt“, ist sich Seifert sicher. Beide sind doppelt geimpft, sie mit Astrazeneca, er mit Biontec. Gereicht hat das nicht als Schutz. Sie sind krank geschrieben, haben Wochen mit hohem Fieber hinter sich und fühlen sich nicht wie nach einer schweren Grippe. „Das ist anders“, betonen die beiden. Und zwar nicht gut.

Impfdurchbruch in Duisburger Schulkollegium

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Von Annette Kalscheur und Martin Schroers

An der Green-Schule gibt es einen weiteren Impfdurchbruch im Kollegium, deshalb habe eine Kollegin kommentiert, dass das Wegfallen der Maskenpflicht wie Autofahren ohne Gurt ist: „Kann man machen, ist aber keine gute Idee“, zitiert Seifert.

Das Vorhaben des Schulministeriums werde von manchen Schulleitern als bedenklich gewertet, manche würden es aber auch auf die leichte Schulter nehmen, sagt Erhard Schoppengerd. Angesichts der Warnung von Virologen vor einer weiteren Welle im Herbst könne er die Schulmail nicht nachvollziehen. „Entweder wir haben eine Pandemie oder nicht“, ergänzt Seifert.

Martina Zilla-Seifert leitet die Green-Gesamtschule. Sie hat sich mit Corona infiziert.
Martina Zilla-Seifert leitet die Green-Gesamtschule. Sie hat sich mit Corona infiziert. © Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services

„Da wo Armut herrscht, gedeiht Corona.“

Problematisch findet sie, dass vor allem Schulen in Brennpunkten getroffen sind: „Da wo Armut herrscht, gedeiht Corona.“ An ihrer Schule gebe es wöchentlich mehrere positive Fälle. Da manche Schülerinnen und Schüler über ihre Familien gar nicht krankenversichert seien und entsprechend keinen Hausarzt haben, werde der erforderliche Nachweis über einen PCR-Test erschwert.

Das Gesundheitsamt schicke deshalb teilweise Test-Teams in die Familien, berichtet Zilla-Seifert. „Vor dieser Gemengelage bietet eine Maske schon einen guten Schutz.“ Ausnahmen inklusive.

Schulleiter Erhard Schoppengerd von der Globus-Gesamtschule in Duisburg hat sich mit Corona infiziert.
Schulleiter Erhard Schoppengerd von der Globus-Gesamtschule in Duisburg hat sich mit Corona infiziert. © Lars Heidrich

Erst im Nachhinein wissen, ob die Entscheidung gut war

Wibke Harnischmacher, Leitern des Mercator-Gymnasiums, möchte ihren Schülern gerne mal wieder ins Gesicht schauen. Aber der Infektionsschutz gehe vor.
Wibke Harnischmacher, Leitern des Mercator-Gymnasiums, möchte ihren Schülern gerne mal wieder ins Gesicht schauen. Aber der Infektionsschutz gehe vor. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Auch an den Gymnasien wird das Vorhaben unterschiedlich bewertet. Immerhin greift die Regelung nicht direkt nach den Herbstferien, sagt Dr. Wibke Harnischmacher mit Blick auf die Urlaubsrückkehrer. Die Leiterin des Mercator-Gymnasiums hält es perspektivisch auch für einen hohen Wert, die Kinder der fünften und sechsten Klasse mal ohne Maske kennenlernen zu können.

Dennoch: „Der Infektionsschutz ist dringlicher. Und wir werden wieder mal erst im Nachhinein wissen, ob die Entscheidung eine gute war.“ Insbesondere wegen der nicht geimpften jüngeren Jahrgänge hält sie die Maßnahme für verfrüht. In den höheren Jahrgangsstufen sei der Impfstatus noch sehr unterschiedlich. Bei den Impfaktionen, als Schüler mit dem Bus zum Impfzentrum gefahren wurden, habe das Mercator-Gymnasium einen hohen Rücklauf gehabt. „Aber selbst der Abitur-Jahrgang ist nicht vollständig geimpft.“

>>DAS PLANT DAS SCHULMINISTERIUM:

  • Unter Berücksichtigung des weiteren Infektionsgeschehens ist es die Absicht der Landesregierung, die Maskenpflicht im Unterricht auf den Sitzplätzen mit Beginn der zweiten Woche nach den Herbstferien (2. November 2021) abzuschaffen. Im Außenbereich der Schule besteht bereits heute keine Maskenpflicht mehr. Eine Maskenpflicht besteht dann nur noch im übrigen Schulgebäude insbesondere auf den Verkehrsflächen. Endgültig werde das nach den Herbstferien entschieden.
  • Außerdem sollen am ersten Tag nach den Herbstferien in allen Schulen Tests stattfinden für all jene, die nicht geimpft oder genesen sind.