Duisburg. Der Duisburger Maschinenbauer Espera sucht einen neuen Standort. Mittlerweile schaut sich Firmenchef Marcus Korthäuer auch in Nachbarstädten um.
Wer in Duisburg entlang der Moltkestraße läuft, kann durch einige Fenster in die Fabrikräume der Espera-Werke blicken. Mitten in einem Wohngebiet befinden sich die Produktionshallen des Maschinenbau-Unternehmens, das vollautomatische Anlagen zur Produktkennzeichnung mit Etiketten herstellt. Bei der Preis- und Gewichtsauszeichnung vorverpackter Nahrungsmittel wie Fleisch, Obst, Gemüse und Käse gehört der Duisburger Mittelständler nach eigenen Angaben weltweit zu den Marktführern. „Wir sind der klassische Hidden Champion“, sagt Marcus Korthäuer, der Inhaber und Geschäftsführer der Espera-Werke.
Zu den Kunden von Espera gehören beispielsweise Lieferanten von Supermärkten sowie die zentralen Produktionsstandorte der Lebensmittelgeschäfte, die ihre Waren verpacken und etikettieren und dann in Frischetheken zum Verkauf anbieten wollen. Auch Branchenriesen wie der Fisch-Verarbeiter Deutsche See gehören zu den Kunden des Duisburger Unternehmens. Rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Espera, davon etwa 130 am Stammsitz in Duisburg.
„80 Prozent unserer Maschinen liefern wir ins Ausland“
Der 46-jährige Marcus Korthäuer, ein promovierter Maschinenbau-Ingenieur, führt das Unternehmen, das sich vollständig in Familienbesitz befindet, in dritter Generation. Der Gründer des Unternehmens ist sein Großvater Gustav Korthäuer. Er war Metzger und hatte die Idee, eine Waage zu entwickeln, die auf den Pfennig genau den Preis berechnet. Heute sind die Maschinen von Espera nach Angaben des Unternehmens in der Lage, mehr als 140 verpackte Lebensmittel pro Minute zu wiegen und zu etikettieren.
„Alle unsere Anlagen entwickeln und fertigen wir am Standort Duisburg“, erklärt Korthäuer. „Wir sind ein
Unternehmen, das exportstark ist. 80 Prozent unserer Maschinen liefern wir ins Ausland.“ In 60 Ländern sei er aktiv. „Hier stehen wir im Wettbewerb mit Unternehmen, die anderswo auf der Welt produzieren. Unsere Arbeitsplätze in Duisburg hängen davon ab, dass wir global wettbewerbsfähig sind.“
Seit 2018 ist Korthäuer auch Vorstandsvorsitzender der Duisburger Unternehmerverbandsgruppe, die zu den größten Arbeitgeberverbänden in NRW gehört. Den sieben Einzelverbänden gehören bundesweit über 700 Mitgliedsunternehmen mit rund 100.000 Beschäftigten an.
„Belange des Mittelstands im Wahlkampf viel zu wenig thematisiert“
Mit Spannung blicke er auf die bevorstehende Bundestagswahl, sagt Korthäuer. „Mir bereitet Sorgen, dass die Belange des Mittelstands im Wahlkampf viel zu wenig thematisiert worden sind“, sagt er. Er denke dabei insbesondere an die Steuer- und Energiepolitik. „Es wäre fatal, wenn nach der Wahl durch Steuererhöhungen unser Wachstum abgewürgt würde“, warnt Korthäuer. „Schon jetzt leiden wir unter hohen Energiekosten in Deutschland. Es darf nicht noch teurer werden. Im Gegenteil: Wir brauchen eine Entlastung.“
Mehr Unterstützung für den Mittelstand wünsche er sich auch auf kommunaler Ebene. Ein wichtiges Thema sei der Mangel an Gewerbeflächen. „Hier haben wir keine Möglichkeit, weiter zu expandieren“, sagt Korthäuser mit Blick auf den derzeitigen Standort seines Unternehmens mitten im Duisburger Wohngebiet.
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„Wir sind aktuell auf der Suche nach einem neuen Standort für unseren Betrieb“, erzählt der Unternehmer. Monatelang habe er sich mit einer Ansiedlung seiner Firma auf der Fläche eines ehemaligen Ausbesserungswerkes und Rangierbahnhofs in Wedau-Nord befasst. Die kommunale Duisburger Wohnungsbaugesellschaft Gebag, die das weitläufige Areal erworben hatte, verfolgt hier Pläne für den Bau eines Universitäts- und Technologie-Quartiers.
„Es gibt großartige Entwürfe von Architekten“
„Bei dem Projekt Wedau-Nord waren wir schon sehr weit. Es gibt großartige Entwürfe von Architekten für einen sehr repräsentativen Gebäudekomplex“, berichtet Korthäuer. „Aber die Rahmenbedingungen haben sich stetig verändert: Die Fläche, die ursprünglich für uns vorgesehen war, ist im Laufe der Gespräche immer weiter geschrumpft.“ Doch für eine Realisierung der Pläne benötige sein Unternehmen etwa 30.000 Quadratmeter. Letztlich wurde nichts aus der Ansiedlung.
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„Wir hätten hier mehr Verlässlichkeit erwartet – all unsere Planungen waren zu jeder Zeit transparent und mit den Verantwortlichen abgestimmt“, sagt Korthäuer. „Ein frühes Nein wäre hilfreicher gewesen als ein vertröstendes Jein. Als Unternehmen brauchen wir Planungssicherheit.“ Gerne würde er mit seinem Betrieb in Duisburg bleiben, er schaue sich aber mittlerweile auch in den Nachbarstädten um.
Generell wünsche er sich, dass die vielen familiengeführten Betriebe nicht aus dem Blick geraten, sagt Korthäuer und konstatiert: „Der Mittelstand wird zu oft in den politischen Diskussionen und auch bei wichtigen Entscheidungen vor Ort vergessen.“