Duisburg-Rahm. Ein Verwalter würde seinen Mietern in Duisburg-Rahm gern Wallboxen für E-Autos zur Verfügung stellen. Doch seit einem Jahr herrscht Stillstand.

Die heimische Garage oder der Firmenparkplatz sollen es werden: Stadt und Stadtwerke Duisburg setzen beim Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge auf private Initiative. Also auf Menschen wie David Kersten von einer Hausverwaltung im Süden der Stadt, der seine Mieter beziehungsweise deren neue Gefährte unter Strom setzen möchte. Doch knapp ein Jahr nach der ersten Kontaktaufnahme ist Kersten kaum einen Schritt weiter geschweige denn nur eine Wallbox an der Wand. Er sagt: „Ich habe mich festgefahren.“ Wie passt das zusammen?

Über 80 Prozent aller Ladevorgänge werden künftig zuhause oder beim Arbeitgeber stattfinden, teilen Stadt und Stadtwerke auf Anfrage mit und beziehen sich dabei auf Ergebnisse einer gemeinsamen Studie mit der Uni Duisburg-Essen. Das führt auf der Karte der Bundesnetzagentur für öffentliche Ladesäulen zu weißen Flecken, grade im Duisburger Süden.

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Dort gehen die Stadtwerke „vor allem aufgrund der Wohnstruktur“ davon aus, „dass die private Ladeinfrastruktur die weitaus wichtigere Rolle spielt“, wie Unternehmenssprecher Felix zur Nieden erklärt. Die Nachfrage nach Lösungen zieht jedenfalls an: Stadtsprecher Sebastian Hiedels nennt die Zahl von 300 Beratungen im ersten Halbjahr 2021, schreibt generell von einem „sehr großen Anstieg“ im vergangenen und diesen Jahr.

Ladesäulen-Infrastruktur in Duisburg: Die Fallstricke beim Ausbau

Auch David Kersten wandte sich im vergangenen September an die Stadtwerke, um zwei Tiefgaragen mit gut 200 Parkplätzen und eine Außenstellfläche in Rahm-West fit für die elektrische Zukunft zu machen. Ein Jahr später spricht der Verwalter von Schriftwechseln, die er Mietern gezeigt hätte, um seine Tatkraft zu dokumentieren. Von Treffen ohne Ergebnis, von Treffen mit einem weiteren Anbieter, von sich breit machender Ratlosigkeit. „Dass wir investieren müssen, ist uns klar, aber selbst einfache und grundsätzliche Fragen ließen sich nicht klären“, fasst Kersten erstaunlich gefasst zusammen.

Die Antworten, die Felix zur Nieden liefert, machen deutlich: Beim Ausbau der Infrastruktur sind teils Geduld und Geld gefragt, lauern nicht nur in Rahm-West Fallstricke. Die erste Tiefgarage und fünf angrenzende Häuser würden über einen Hausanschluss versorgt, der zudem von Durchlauferhitzern „sehr ans Limit“ gebracht würde. Ein größerer Anschluss oder ein Lastmanagement, das intelligent steuert und priorisiert, wären denkbar, sagt der Sprecher.

Stadtwerke: Stromnetz in Duisburg den Anforderungen gewachsen

Tiefgarage zwei erfordert laut zur Nieden „sehr aufwendige bauliche Maßnahmen“ für genug Saft aus der Dose – mit einer Lösung, die „hochindividualisiert“ und „alles andere als von der Stange“ sei. Die Rede ist von einer Mittelspannungsleitung im sechsstelligen Euro-Bereich.

Zwischen Strom-Tankstelle und Wallbox: eine Lademöglichkeit für Elektroautos an einem Haus in der Kaiser-Friedrich-Straße in Duisburg-Hamborn.
Zwischen Strom-Tankstelle und Wallbox: eine Lademöglichkeit für Elektroautos an einem Haus in der Kaiser-Friedrich-Straße in Duisburg-Hamborn. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Zweifel an der allgemeinen Tauglichkeit des städtischen Stromnetzes ob höherer Belastungen zerstreut der Mann von den Stadtwerken auf Nachfrage. „Eine technische Studie befasst sich damit, welche Kapazität notwendig ist. Die Berechnungen laufen bis in die nachfolgende Dekade. Das Ergebnis hat sehr deutlich gezeigt, dass das Stromnetz in Duisburg den steigenden Anforderungen gewachsen ist.“

Dienstleister zurück am Netz – in Rahm-West tut sich etwas

Bleibt nur noch die Frage, warum David Kersten so lange auf Impulse warten musste. Neue Fragen und Anforderungen lösten neue Einzelprüfungen aus, mehrere Prüfschritte könnten die Beratungen in die Länge ziehen, erklärt zur Nieden. Gleichzeitig habe die Hausverwaltung Signale ausgesendet, auf Grund der fehlenden Wirtschaftlichkeit Abstand von den Plänen zu nehmen. David Kersten widerspricht deutlich.

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Immerhin tut sich inzwischen etwas in Rahm-West, der Dienstleister ist zurück am Netz. Am vergangenen Dienstag gab es ein Gespräch mit den Netzen Duisburg, vermeldet der Hausverwalter. In zehn Minuten seien erste Fragen geklärt worden. „Jetzt können wir in die vernünftige Planung einsteigen.“

>> Hier gibt es Beratung bei den Stadtwerken Duisburg

  • Die Stadtwerke Duisburg beraten zu Fragen rund um die Elektromobilität, bieten nach einer kostenlosen Erstberatung Analysen und Lösungsvorschläge für die Anschaffung von Infrastruktur an.
  • Informationen gibt es am Telefon unter 0203-6041111 oder im Internet unter stadtwerke-duisburg.de/energieberatung