Duisburg. Die erste von 35 Platanen ist an der Küppersmühle gepflanzt worden. Wieso die Pflanzen im Duisburger Innenhafen schon alt und groß sind.
Montag, 8.30 Uhr: Der Philosophenweg am Duisburger Innenhafen ist noch halb Joggingstrecke für Frühaufsteher und schon halb Weg zur Arbeit für die kreativen Köpfe, die in den altehrwürdigen Gebäuden ihre Arbeit verrichten. Durch diese unwirkliche Halbwelt quetscht sich ein überlanger Lastwagen. Auf seiner Ladefläche: ein gut 15 Meter hoher Baum, die Äste zusammengeschnürt und inklusive eines Wurzelballens in der Größe eines kleinen Findlings. Der Baum ist eine Platane und auf dem Weg in seine neue Heimat - die Grünfläche neben dem Neubau des Museums Küppersmühle .
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Insgesamt 35 Platanen pflanzt das Landschaftsgärtnerunternehmen Leonhards aus Wuppertal zwischen Küppersmühle und der A 59 . Wie das technisch funktioniert, was die Bäume den Duisburgern Gutes tun und warum die Platanen schon ganz schön alt sind.
Platanen für den Duisburger Innenhafen haben schon 40 Jahre auf dem Buckel
Als der große Laster endlich auf der Baustelle steht, schlägt die Stunde des Kranführers. Nach ein wenig Ausprobieren und Gefummel mit Tragegurten hebt der Autokran das gut neun Tonnen schwere Gewächs auf den Boden. Die Landschaftsgärtner befreien die Äste der kahlen Platane aus ihrer Verschnürung. „Den Baum entbinden“, nennen die Experten das. Eine schwere Geburt ist es nicht, auch wenn die Arbeiter aufpassen müssen, welche Äste sie zuerst losschneiden: Die meterlangen, dicken Zweige haben ungleich mehr Schmackes als die Ästchen des heimischen Tannenbaums.
Aber warum machen sich die Gärtner überhaupt den Aufwand, so große und alte – 40 Jahre haben die Platanen allesamt auf dem Buckel – Bäume zu pflanzen, wo es kleine Setzlinge doch auch getan hätten? „Wir denken hier ökologisch“, erklärt Martin Belz, Prokurist bei Leonhards. „Wir wollen die Natur zurückholen. Jahrzehntelang, vielleicht Jahrhunderte lang wurde gebaut und versiegelt. Diese großen Bäume verwandeln nicht bloß CO 2 in Sauerstoff, sondern spenden auch Kühle und binden Feinstoffe.“ Natürlich können man auch Setzlinge pflanzen - „aber dann müssen Sie halt 40 Jahre warten, bis was passiert.“
Platanen wurden in Hamburg „trainiert“
Die Bäume an der Küppersmühle sind ahornblättrige Platanen (Platanus acerifolia) – und echte Nordlichter. Sie stammen aus einer Baumschule in Hamburg, die die Pflanzen „trainiert“ hat. Acht mal wurden sie in ihrem 40-jährigen Leben schon umgepflanzt und haben so „gelernt“, ihre Wurzeln kompakt und eng zu entwickeln. „Wenn man das nicht machen würde, wäre der Baum tot, wenn wir ihn aus der Erde holen“, erklärt Belz. „Wenn das Gewächs hier länger steht, lernt es aber auch wieder, seine Wurzeln auszubreiten“, ergänzt Ralf Blietschau von Leonhards.
Blietschau hat mit seinem Team dafür gesorgt, dass die Platanen im Innenhafen überhaupt Wurzel fassen können. 1500 Kubikmeter belasteter Boden wichen aufbereitetem Grund, der Wasser aufnehmen, speichern und abgeben kann. ( Hinweis der Redaktion: Fälschlicherweise hatten wir im Artikel zunächst „1500 Hektar“ geschrieben. Diesen Fehler haben wir nachträglich korrigiert. )
Auch wenn alle 35 Platanen in circa drei Wochen stehen, ist die Arbeit noch nicht vollbracht. „Es kommen noch ein wasserdurchlässiger Bodenbelag und acht Laternen auf die Fläche“, beschreibt Ralf Blietschau das Areal, das sich vermutlich schnell zum beliebten „Pausenraum“ für ansässige Firmen entwickeln dürfte.
Kraftakt mit Bagger, Kran und Kipplader
Und während sich Blietschau und Belz über das „besondere“ Grün freuen - der Prokurist nennt die mickrige Alibibegrünung vieler Neubauten „Schamgrün“ - hantieren Baumexperte Martin Neu und sein Team weiter an der Premierenplatane. Die steht mittlerweile auf ihrem Wurzelballen. Mit vereinten Kräften des Krans, eines Baggers und eines Kippladers haben die Landschaftsgärtner den Baum aufgerichtet. Der streckt stolz seine gut acht Meter weite Krone gen Himmel, „da hängen im Frühjahr richtig große Blätter dran“, freut sich Martin Belz schon.
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Mit einer Traverse wird das Gewächs schließlich in seine Mulde gewuchtet und mit Spanngurten festgezurrt. Die aufbereite Erde drauf, fertig, jetzt das Ganze bloß noch 34 Mal. „Mehrere 100.000 Euro“ wird der Platanenhain am Ende kosten, über genau Summen, sagt Belz, herrscht aber Stillschweigen. Trotzdem freut er sich über die Einbindung der Landschaftsgärtner in das Gesamtprojekt. „Wir gewährleisten die Gesundheit der Bäume auch nachdem die Baustelle weg ist“, erklärt Belz, „deswegen müssen wir schon früh in die Planung eingebunden werden.“
>> FAMILIENUNTERNEHMEN MIT LANGER TRADITION
• Die Landschaftsgärtnerei Leonhards gibt es seit 1886 . Noch immer wird das Unternehmen von der Familie Leonhards geführt – mittlerweile in sechster Generation .
• Prominentes Projekt der Firma ist der „Kö-Bogen II“ in Düsseldorf, der über und über mit Hecken begrünt ist.
• In Köln bepflanzt das Unternehmen das neue „Hotel Capitol“ mit ausgewachsenen Bäumen, los geht’s dort schon am 18. November.