Seit 40 Jahren züchtet der Zoo Duisburg Fossas. Damit ist er weltweit der erfolgreichste Tierpark in der Haltung der madagassischen Raubtiere.

Ein bisschen dämlich, immer gefräßig und vor allem hinterhältig – in den beliebten Kindertrickfilmen mit Tieren aus Madagaskar kommt den Fossas eindeutig die Rolle des Bösen zu. Jagen sie doch die lieben Lemuren und verschmähen auch Hühner nicht. Das liegt im wirklichen Leben nun mal in der Natur dieses größten Raubtieres auf Madagaskar. Aber genau das macht die Jäger dort zu Gejagten und trägt neben der Zerstörung ihres Lebensraumes dazu bei, dass die schlanken Schleicher von der Weltnaturschutzunion IUCN als „gefährdet“ geführt werden. Nach Schätzungen leben nur noch 2500 Fossas in dem Inselstaat vor der Südostküste Afrikas. Um ihre Art zu erhalten, werden sie in auch in Zoos gezüchtet. Auf diesem Gebiet hat sich der Zoo Duisburg besonders verdient gemacht: Seit 40 Jahren ist die Kaiserberg-Arche erfolgreich bei der Nach- und Aufzucht von Fossas.

Am 14. Juni 1980 kam im Zoo Duisburg dieser erste Fossa-Nachwuchs zur Welt. foto: Zoo Duisburg
Am 14. Juni 1980 kam im Zoo Duisburg dieser erste Fossa-Nachwuchs zur Welt. foto: Zoo Duisburg

Am 14. Juni 1980 erblickte das erste Fossa-Jungtier am Kaiserberg das Licht der Welt. Bis heute folgten 69 weitere. Damit ist der Duisburger Zoo weltweit der erfolgreichste Tierpark in der Nachzucht und Haltung der eleganten Räuber. Deshalb liegen das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) seit 1994 sowie das Internationale Zuchtbuch seit 2000 in den Händen der hiesigen zoologischen Experten. Johannes Pfleiderer, zoologischer Leiter seit 2018, koordiniert beide seit 2016. „Wir sind stolz darauf, in den letzten vierzig Jahren fast 70 Jungtiere erfolgreich aufgezogen zu haben. Gerade die Zusammenführung der einzelgängerischen Fossas zur Paarungszeit erfordert viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl“, weiß Pfleiderer. Nur etwa zwei Wochen im Jahr seien Fossaweibchen im Jahr empfängnisbereit. Da gelte es für die Pfleger, die Zeichen richtig zu deuten, um den passenden Moment für eine Verpaarung nicht verstreichen zu lassen.

Fossas haben ein ruppiges Naturell

Aber auch dann müsse das Verhalten der Tiere genau beobachtet werden. Pfleiderer: „Manchmal ist direkt wieder eine Trennung erforderlich, um kurz darauf wieder einen neuen Versuch zu starten.“ Das liegt daran, dass sich die Räuber mit dem rostroten Fell als Einzelgänger eigentlich nicht grün sind und ihr ruppiges Naturell auch schon mal in solchen Momenten die Oberhand gewinnt. Die Duisburger Zoo-Mitarbeiter haben da offensichtlich die notwendige Sensibilität, denn der jüngste Nachwuchs der Fossa-Familie hat vor kurzem seinen ersten Geburtstag gefeiert. Die drei Jungtiere Mangoro, Tanjana und Beroketa teilen sich zurzeit noch eines der drei Schaugehege mit ihrer Mutter Kinja.

Stamm-Mutter der Fossa-Dynastie kam 1978 zum Kaiserberg

Der jüngste Nachwuchs ist gut ein Jahr alt. Die drei Jungtiere Mangoro, Tanjana und Beroketa teilen sich zurzeit noch eines der drei Schaugehege mit ihrer Mutter Kinja.
Der jüngste Nachwuchs ist gut ein Jahr alt. Die drei Jungtiere Mangoro, Tanjana und Beroketa teilen sich zurzeit noch eines der drei Schaugehege mit ihrer Mutter Kinja. © Zoo Duisburg | foto:Johannes Pfleiderer

Stamm-Mutter der Fossa-Dynastie am Kaiserberg war das weltweit erste in Menschenobhut aufgezogene Weibchen, das 1978 aus Montpellier nach Duisburg umzog. Drei Jahre zuvor hatte bereits ein Männchen aus der Schweiz seine neue Heimat hier gefunden. Der ersehnte Nachwuchs der beiden wurde 1980 geboren und machte den Duisburger Zoo weltweit zum zweiten Tierpark, der einen Zuchterfolg vermelden konnte. Über die Jahrzehnte wurden Dutzende Fossas an andere Tiergärten abgegeben. „Auch wenn Fossas immer noch zu den seltenen Zoobewohnern zählen, freuen wir uns, dass die Haltungen dank der guten Zuchterfolge zunehmen und so eine stabile Reservepopulation aufgebaut werden kann“, betont Pfleiderer. „In einer Analyse der Population vor einigen Jahren wurde ein Ziel von 90 Individuen für die EEP-Population ausgegeben, mit aktuell 73 Individuen wurde somit seit 2016 schon die Hälfte des dazu nötigen Zuwachses erreicht.“ Generell gelte: Je größer eine Population, desto sicherer ist sie vor jeglichen negativen Einflüssen.

Zur Art-Erhaltung ist das umso erforderlicher, als Fossas in ihrer natürlichen Heimat – sie kommen nur auf Madagaskar vor – von Menschen gejagt werden, die ihre Nutztiere wie etwa Hühner vor den Raubtieren schützen wollen. Andererseits, erklärt Pfleiderer, werde der Lebensraum der Fossas immer weiter eingeschränkt. Die exzellenten Kletterer sind in den Regen- und Trockenwäldern Madagaskars heimisch. Doch die werden durch Rodungen für landwirtschaftliche Nutzflächen und zum Verfeuern des Holzes in Öfen und Heizungen immer weiter zerstört.

Zoo Duisburg verwaltet auch Fossa-Fonds

Der Zoo Duisburg engagiert sich daher nicht nur durch die Koordination des Zuchtprogramms für den Erhalt der Fossas, sondern verwaltet auch seit 1995 einen Fossa-Fonds, durch den Projekte und Forschungen in Madagaskar umgesetzt werden. Das ermöglichte nicht nur umfassende Freilandstudien und den Aufbau von Zuchtanlagen im Zoo der madagassischen Hauptstadt Antananarivo. Finanziert wurden durch den Fonds vor allem auch Bildungs- und Aufklärungsprojekte für die Bevölkerung, durch sie sie auch erfährt, wie fossasichere Hühnerställe gezimmert werden und dass Kochöfen auch mit 70 Prozent weniger Brennmaterial funktionieren.

An eine Auswilderung von Tieren aus Zoo-Haltung sei derzeit nicht gedacht, sagt Pfleiderer. Der natürliche Bestand auf Madagaskar reicher noch aus, „um verwaiste Gebiete bei einer Verbesserung der Umstände zu rekolonisieren oder durch lokale Umsiedlungen wieder zu besiedeln“. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Ansiedlung von Tierarten sei, dass sich die Lebensbedingungen dieser vor Ort zuerst nachhaltig verbessern müssen, erklärt Pfleiderer. „Nur wenn sichergestellt ist, dass Wilderei und die Zerstörung des Lebensraumes unter Kontrolle sind, ist es zielführend Tiere aus dem Zoobestand hierfür zur Verfügung zu stellen.“ Und das sei leider bei den Fossas nicht der Fall, da ihr Lebensraum auf Madagaskar weiter zerstört werde.