Duisburg. Vor drei Jahren hatten die Brillenpinguine im Zoo Duisburg zuletzt Nachwuchs. Nun wachsen wieder zwei Jungvögel in der Kolonie auf.

Die schwarz-weiße Galarobe ihrer Eltern tragen sie noch nicht. Derzeit erinnern Pepe und Yuri eher ein wenig an „gerupfte Hühner“. Die butterweichen braunen Daunen ihrer ersten Kindertage weichen langsam einem weißen und blaugrauen Federkleid, kleben aber noch büschelweise an Schultern, Kopf und Nacken. Auch fehlen ihnen noch die charakteristischen rosa Flecken über den Augen, die sie unverwechselbar als Brillenpinguine ausweisen. Doch die beiden Wonneproppen wachsen schnell und in wenigen Wochen werden sie kaum von ihren Eltern zu unterscheiden sein. Mit den beiden Jungvögeln zählt die Pinguin-Kolonie am Kaiserberg nun 27 Tiere. Für den Zoo Duisburg ist das ein Grund zur Freude, denn beide Jungvögel sind seit gut drei Jahren der erste Nachwuchs bei den Frackträgern, die in ihrem ursprünglichen Lebensraum an den Küsten Südafrikas als „stark gefährdet“ eingestuft sind.

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Keine Frage – mit ihrem wackeligen Gang wie ein Matrose mit schwerer Schlagseite, ihren Knopfaugen und ihrer zögerlichen Art ins Wasser zu gehen, als könnten sie nicht schwimmen und würden dem Element nicht trauen, gehören sie trotz ihres eher kleinen Wuchses zu den großen Sympathieträgern im Zoo Duisburg. Kinder lieben die so unbeholfen wirkenden Watschelvögel, Erwachsene finden sie niedlich oder lustig. Putzige Pinguine, halt.

Pinguine sind bissig

Von wegen. Revierleiter Maik Elbers kann ein ganz anderes Lied von seinen Schützlingen singen. Jetzt umso mehr, als er mit den beiden Jungvögeln der Kolonie täglich auf Tuchfühlung gehen muss, um ihr Gewicht zu kontrollieren. „Die sind ganz schön bissig“, sagt er und berichtet von reihenweise blauen Flecken, welche die beiden inzwischen recht properen Pinguinzöglinge mit ihren kräftigen Schnäbeln auf den Armen ihrer Pfleger und Pflegerinnen verursacht haben.

Wenige Tage nach der Geburt brachte der Pinguin-Nachwuchs gerade mal 100 Gramm auf die Waage. Seitdem legten die Jungvögel täglich reichlich an Gewicht zu.
Wenige Tage nach der Geburt brachte der Pinguin-Nachwuchs gerade mal 100 Gramm auf die Waage. Seitdem legten die Jungvögel täglich reichlich an Gewicht zu. © foto: Zoo Duisburg

Vor wenigen Wochen sah das noch anders aus, als die flauschigen Küken wenige Tage nach dem Schlüpfen gerade mal 100 Gramm auf die Waage gebracht haben und nur handtellergroß waren. Dank der guten Ernährung durch die Eltern, die ihren Nachwuchs mit nahrhaftem Fischbrei füttern, den sie nach der eigenen Mahlzeit wieder hervorwürgen, haben Pepe und Yuri mit knapp zwei Kilo schon beinahe das normale Pinguin-Kampfgewicht (2,9 bis 3,4 Kilogramm) erreicht. Und das nach nur acht Wochen, obwohl die einschlägige Fachliteratur drei Monate angibt, bis die Jungen sich von ihrem Daunenkleid bis zum Alterskleid mausern.

Gefüttert wird per Hand

„Unsere Pinguine sind eben etwas frühreif“, meint Elbers lachend. „Die sind eigentlich schon durchgemausert, aber die Eltern füttern sie immer noch.“ 400 bis 500 Gramm kleine Heringe vertilgt ein Pinguin am Tag. Elbers: „Wenn sie in der Mauser sind, oder ihre Jungen füttern brauchen sie aber mehr, weil das sehr kräftezehrend ist und sie dafür viel Energie brauchen.“

Damit auch keiner seiner Schützlinge dabei zu kurz kommt, weil sich ein anderer vordrängelt und sich den Bauch vollschlägt, füttern Elbers und sein Team die Vögel per Hand. Elf Paare und einen Einzelgänger zählt die Kaiserberg-Kolonie derzeit. Und jedes Tier wäre theoretisch an seinem Federkleid zu erkennen. „Die schwarzen Punkte auf der weißen Bauchseite sind sehr individuell. Kein Pinguin hat dasselbe Muster wie ein anderer“, erklärt Zoo-Sprecher Christian Schreiner.

Für Maik Elbers bieten sie dennoch keine Orientierung. „Ich kann mir die Punkte einfach nicht merken“, grinst er. Stattdessen hält er sich an die farbige Flügelmarkierung, die alle Tiere tragen, die Männchen rechts, die Weibchen links. So ist sichergestellt, dass jedes Tier auch seine Ration erhält. Und es ist auch sofort klar, zum wem welcher Nachwuchs gehört. Pepe und Yuri stammen aus Familie Blau und Familie Rot. Aber zu einer Verwechslung würde es auch ohne Markierung kaum kommen. Denn einen Pinguin-Kindergarten wie er etwa von Kaiserpinguinen bekannt ist, gibt es bei den Brillenpinguinen nicht. Wobei auch die Ansammlung der grauen Kaiserpinguin-Kinder den klimatischen Bedingungen in der Antarktis geschuldet ist.

 Auf der Kap-Halbinsel in Südafrika ist auf dem Strandabschnitt Boulders Beach eine Kolonie von Brillenpiguinen beheimatet. Brillenpinguine sind die einzigen heute noch in freier Wildbahn lebenden Pinguine Afrikas. Ihr Bestand gilt als gefährdet.   
 Auf der Kap-Halbinsel in Südafrika ist auf dem Strandabschnitt Boulders Beach eine Kolonie von Brillenpiguinen beheimatet. Brillenpinguine sind die einzigen heute noch in freier Wildbahn lebenden Pinguine Afrikas. Ihr Bestand gilt als gefährdet.   © foto: Zoo Duisburg

„Pinguine sind keine sozialen Wesen“, verrät Schreiner. Die Paare bleiben zwar ein Leben lang zusammen, brüten auch im Wechsel das Ei aus und teilen sich die Versorgung des Nachwuchses, aber zu ihren Nachbarn haben sie keine Beziehung. Dass Pinguine trotzdem große Kolonien mit zahlreichen Individuen bilden, ist guten Nahrungs- und Brutbedingungen geschuldet.

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Diese werden aber in freier Natur immer weniger. Auch die Brillenpinguine, die einzigen heute noch in freier Wildbahn lebenden Pinguine Afrikas, werden von der Weltnaturschutzorganisation IUNC als gefährdet eingestuft, weil ihre Lebensraum zunehmend schwindet und die Ozeane überfischt sind.

Auffangstation in Südafrika

Experten-Schätzungen gehen davon aus, dass lediglich noch etwa 20.000 wildlebende Brutpaare des Brillenpinguins in weniger als 30 Kolonien vorkommen. Zum Schutz der Brillenpinguine im ursprünglichen Lebensraum unterstützt der Zoo Duisburg deshalb die Arbeit der Organisation SANCCOB (Southern African Foundation for the Conservation of Coastal Birds), die sich ähnlich wie Robbenauffangstationen an der Nordseeküste um verletzte und kranke Vögel kümmert. Nach Genesungs- und Rehabilitationszeit werden sie wieder ausgewildert.