Duisburg. Felix Banaszak will für Die Grünen in den Bundestag. Er sagt: „Duisburg kann mehr sein als das, was es jetzt ist.“ Diese Ideen stecken dahinter.
Für Felix Banaszak ist in diesem Jahr vieles anders. Zwar hat der Politiker bereits 2017 für den Bundestag kandidiert und weiß, wie anstrengend Wahlkampf ist. Und doch unterscheidet sich die Situation grundlegend von seiner vorherigen Kandidatur: Die Grünen buhlen auf Augenhöhe mit Union und SPD um Stimmen, und Banaszak selbst sitzt heute dem Landesverband seiner Partei vor. Auf der Reserveliste belegt er Platz 6 und hat damit einen Sitz im Parlament so gut wie sicher.
Die Zahl der Aufgaben und Terminanfragen hat sich für Banaszak vervielfacht – die Folge eines steilen innerparteilichen Aufstiegs, der wirkt, als sei er stets so geplant gewesen: Landesvorstand der grünen Jugend in Berlin, Beirat in deren Bundesvorstand und Bundessprecher, Büroleitung für zwei Europaabgeordnete, Kandidatur für den Bundestag, und schließlich der Vorsitz der Grünen in NRW – nur einige der Funktionen, die er seit dem Parteieintritt im Jahr 2009 ausgeführt hat.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Felix Banaszaks bewusste Entscheidung für Wahlkreis Duisburg II
Doch das Gegenteil sei der Fall gewesen, sagt der heute 31-Jährige: „Das hat sich alles nach und nach ergeben.“ Bei den Grünen herrsche eine Kultur des Mitmachens, man traue Menschen sehr schnell etwas zu. So seien die Jahre in Berlin, wo Banaszak von 2009 bis 2014 erst Zivildienst, dann sein Studium absolvierte und gleichzeitig den Weg in die Politik fand, „eine ganz spannende Zeit“ gewesen.
Auch interessant
Ämter habe er aber nie angehäuft, sondern mit jeder neuen Aufgabe eine alte abgegeben: „Man qualifiziert sich nicht darüber, dass man ein Amt hat, sondern dass man es gut ausübt.“ Und doch sei die Doppelbelastung mit Studium und Politik auf Dauer schwierig geworden, zumal Wissenschaft und Politik ganz verschiedene Denkweisen mit sich brächten: „Für mich hat sich irgendwann die Frage gestellt, was von beidem ich weiter verfolge: Die Wirklichkeit zu beschreiben und zu analysieren, oder sie zu beeinflussen. Das führte zu der Entscheidung, mich voll der Politik zu widmen, auch beruflich.“
Nord-Wahlkreis Duisburg II (116): Kurzfragebogen
Ein Duisburg-Selfie und 16 Antworten der Direktkandidaten in je unter 161 Zeichen:
> Mahmut Özdemir, SPD
> Volker Mosblech, CDU
> Rainer Holfeld, AfD
> Christian Leye, Die Linke
> Markus Giesler, FDP
> Felix Banaszak, B90/Die Grünen
> Peter Römmele, MLPD
> Beate Buchta, Die Basis
Seit sieben Jahren lebt Banaszak wieder in seiner Heimat Duisburg, wo er als Kind zunächst in Meiderich, später in Neudorf aufwuchs. Den Wahlkreis II habe er sich für seine Kandidatur ganz bewusst ausgesucht: „Persönlich haben mich soziale Fragen immer am stärksten bewegt. Ein Wahlkreis, der vor solchen Herausforderungen steht, muss von der Bundespolitik besonders intensiv beachtet werden.“
Blick nach vorne: „Duisburg kann mehr sein als das, was es jetzt ist“
Er wolle Vertrauen gewinnen an Orten, an denen es besonders große Vorbehalte gegen politische Institutionen sowie gegen Die Grünen als Partei gibt. „Wenn ich Menschen im Duisburger Norden anspreche und frage, was ihnen die letzten vier Jahre gebracht haben, werde ich wohl nicht viele positive Antworten erhalten. Daran will ich in den nächsten vier Jahren etwas ändern.“
Der Blick müsse sich mehr nach vorn richten und weniger zurück, denn: „Duisburg kann mehr sein als das, was es jetzt ist.“ In Banaszaks Wahlprogramm findet sich deshalb der Satz „Die beste Zeit liegt vor uns“. Eine bewusste Provokation, erklärt er: „In Duisburg weht oft der Geist, früher sei alles besser gewesen, mit toller Industrie und Kinos statt Ein-Euro-Läden. Das ist nicht alles falsch, es gab Dinge, die gut waren und auf die man aufbauen kann. Aber es war eben nicht alles toll: Der Himmel musste erst wieder blau werden, und mit der Schwerindustrie gingen damals große gesundheitliche Belastungen sowohl für die Beschäftigten als auch für die Nachbarschaft einher.“
Das Ruhrgebiet habe in der Vergangenheit viele Möglichkeiten nicht ergriffen, „weil man immer so viel wie möglich so lange wie möglich bestehen lassen und nicht genug Neues wagen wollte“. Man müsse die etablierte Industrie zwar aufrechterhalten, gleichzeitig aber neue Nutzungen erschließen, Duisburg und das Ruhrgebiet etwa für grüne Technologien oder neue Felder wie die Gesundheitswirtschaft stärken: „So können wir bestehende Arbeitsplätze sichern und gleichzeitig neue schaffen.“
Grüner Pakt zwischen Staat und Industrie: Chance für Duisburg?
Die Chance zur Innovation sieht Banaszak auch im Duisburger Hafen: „Es wäre falsch, auf die Logistik zu verzichten. Aber es wäre genauso falsch, aus der alten Monokultur eine neue zu machen. Die Kapazitätsgrenzen sind langsam erreicht.“
Auch interessant
Doch die gute Anbindung an Schiene und Wasser bleibe ein Standortvorteil, wenn man innerhalb der Metropolregion Rhein-Ruhr nach möglichen Synergien suche: „Ein großer Faktor wird sein, die Binnenschifffahrt in Richtung Klimaneutralität umzubauen. Wenn der Stahl künftig mit Wasserstoff erzeugt wird, werden wir nicht mehr ein Schiff nach dem anderen zur Kohlelieferung brauchen, aber über Pipelines und auch über den Seeverkehr Wasserstoff herschaffen müssen. Wie klug wäre es denn, den Hafen so auszustatten, dass dort Schnellladestationen für elektrobetriebene Schiffe entstehen!“
Um eine solche Transformation zu gestalten, brauche es gut angelegte Förderprogramme und Wettbewerbsbedingungen, die eine Bundesregierung zu schaffen habe – hier wirbt Banaszak für die Ideen seiner Partei: „Da haben wir als Grüne mit einem Pakt zwischen Staat und Industrie, mit Klimaschutzverträgen und Abnahmequoten für klimaneutrale Produkte auf europäischer Ebene einen konkreten Vorschlag, der sich sehr positiv auf Duisburg auswirken kann.“
>>FELIX BANASZAK: „POLITIK FÜR AUTOS ODER FÜR MENSCHEN?“
• Ein strukturelles Defizit der deutschen Verkehrspolitik decke der geplante Ausbau der A 59 auf, sagt Felix Banaszak: „Ich hätte mir eine Tunnellösung gewünscht und auch mehr politische Unterstützung erwartet. Es ist aber zu einfach, die Schuld nur bei den Ministern Wüst und Scheuer zu suchen. Die Ministerien müssen in ihrer Betrachtung städtebauliche Aspekte ausklammern, und aus Verkehrsperspektive ist es kein Nachteil, die Autobahn auf einer Hochtrasse auszubauen.“
• Deshalb müssten Gesetzesänderungen her: „Der Fall ist für mich Antrieb, zu fragen: Machen wir Verkehrspolitik für Autos oder für Menschen?“