Duisburg. Felix Banaszak, Landesvorsitzender der Grünen, kandidiert für den Bundestag. Der Duisburger tritt im Stadtnorden gegen Mahmut Özdemir (SPD) an.

Dass die beiden Duisburger Direktmandate als Dauerkarten stets an die SPD gehen, ist nicht in Stein gemeißelt, findet Felix Banaszak. Der 31-Jährige gebürtige Meidericher, Landeschef der Grünen seit drei Jahren, will bei der Bundestagswahl im September gemeinsam mit Lamya Kaddor den SPD-Kandidaten Mahmut Özdemir und Bärbel Bas die Tickets nach Berlin streitig machen. Das verspricht einen spannenden Wahlkampf.

Was zieht Sie nach Berlin?

Felix Banaszak: Einiges. Das sind neben unseren ökologischen Kernthemen die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, die ich gern bearbeiten würde. Außerdem: Seit den 1980er-Jahren gibt es keine grüne Stimme aus Duisburg mehr im Bundestag. Dabei hat hier bei der letzten Wahl fast jeder Fünfte in Duisburg grün gewählt. Ich schätze Bärbel Bas und ihre Arbeit, sie ist in vielen dieser Fragen zwar sehr engagiert, aber manche Perspektiven darauf, was für Duisburg im Bund erreicht werden muss, fehlen.

„Wir erleben eine massive Unterfinanzierung der öffentlichen Daseinsvorsorge“

Zum Beispiel?

Ich denke da an die industriepolitische Aufstellung, die Förderkulissen, um die Klimaneutralität der Stahlproduktion schnell zu erreichen. Auch die Finanzsituation der Kommunen wollen wir angehen. Da ist zwar durch das Konjunkturprogramm einiges passiert, aber eine ausreichende strukturelle Verbesserung ist noch nicht erreicht. Es gibt weiterhin ein enormes Ungleichgewicht zulasten der Städte, die vom Strukturwandel gezeichnet sind. Vielleicht brauchen wir eine Föderalismus-Kommission, die darüber nachdenkt, ob die Verteilung und Finanzierung von Aufgaben zwischen Bund, Ländern und Kommunen weiter so erfolgen kann, wie sie vor 15 Jahren festgelegt wurde. Diese Themen werden die grünen Ruhrgebietsabgeordneten in Koalitionsgespräche einbringen.

Warum ist das so wichtig?

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Wir erleben eine massive Unterfinanzierung der öffentlichen Daseinsvorsorge. Die mangelnde Ausstattung der Gesundheitsämter ist dafür nur ein aktuelles Beispiel. Wir müssen die kommunale Ebene systematisch stärken, denn hier ist der Staat am direktesten erlebbar. Hier muss es einfach funktionieren. Deshalb darf sich die schwarz-gelbe Landesregierung bei einer Altschulden-Regelung auch nicht aus der Verantwortung stehlen. In Hessen gibt es bereits ein Entschuldungsprogramm, es kann nicht sein, dass hier nichts passiert.

„Die Grünen in Duisburg sind nun stark genug für einen intensiven Wahlkampf“

Sie treten im Norden an. Ist Wahlkampf dort besonders schwierig?

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Die geringe Wahlbeteiligung ist eine Herausforderung, an der sich viele die Zähne ausgebissen haben. Wir müssen es weiter versuchen. Es wird uns helfen, dass die Grünen ins Duisburg nun stark genug sind, um in allen Stadtbezirken intensiven Wahlkampf zu machen. Der direkte persönliche Kontakt bleibt ein starker Faktor für die Mobilisierung. Klar, es gibt Menschen, die nie wieder wählen gehen, aber auch viele, die wir noch erreichen können.

Zu viele erwarten offenbar nicht mehr, dass Politik ihre Probleme löst?

Wir brauchen eine Strukturentwicklung, die neue Perspektiven schafft, die mehr ist als Elendsverwaltung. Dann werden wir auch viele Leute wieder erreichen. Das ist im Duisburger Norden eine Herausforderung, aber wenn ich es schaffe, mehr als bisher für diesen Teil der Stadt in Berlin zu erreichen, wäre das doch großartig.

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ZUR PERSON: FELIX BANASZAK

  • Felix Banaszak ist seit 2018 Landesvorsitzender der Grünen in NRW. Der 31-Jährige, der 2009 der Partei beitrat, engagierte sich im Bundesvorstand der Grünen Jugend und im Duisburger Kreisverband, dessen Sprecher er von 2016 bis 2018 war.
  • Nach dem Abitur 2009 am Steinbart-Gymnasium, Zivildienst in der Altenpflege und Studium in Berlin (Sozial- und Kulturanthropologie und Politikwissenschaft) kehrte er 2014 nach Duisburg zurück und leitete bis 2017 das NRW-Büro der Europaabgeordneten Terry Reintke und Sven Giegold in Düsseldorf.
  • Als Bundestagskandidat tritt Banaszak zum zweiten Mal im Duisburger Norden an. Groß war bei der Wahl 2017 der Rückstand auf Mahmut Özdemir (SPD), der mit 34,7 % der Erststimmen den Wahlkreis Duisburg II holte. Mit 4,6 Prozent der Erststimmen landeten die Grünen noch hinter CDU, AfD, Linken und FDP.