Duisburg. Impfen in Duisburg weniger Arztpraxen als in anderen Städten? Krisenstabsleiter Murrack sagt ja – und legt nun Zahlen vor. So reagiert die KVNo.

Die Diskussion über die Impfbereitschaft der niedergelassenen Haus- und Fachärzte in Duisburg geht weiter.

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Martin Murrack, Stadtdirektor, Kämmerer und Krisenstabsleiter, hatte vor rund zwei Wochen NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef- Laumann geschrieben, dass „nur ein Bruchteil am Impfgeschehen“ teilnehme. Diesen Satz, über den sich auch Helmut Gudat, Vorsitzender der KV-Kreisstelle in Duisburg aufregte, relativierte Murrack zwar Tage später. Er würde ihn demnach heute anders formulieren. Der Krisenstabsleiter betonte aber im gleichen Atemzug, „dass bei uns im Vergleich zu anderen Städten prozentual weniger niedergelassene Ärzte impfen“.

Impfbereitschaft der niedergelassenen Ärzte in Duisburg: Stadt legt Zahlen vor

Um diese Aussage zu belegen, beruft sich Murrack auf ein Online-Register der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) mit einer Übersicht über die impfenden Praxen in diesem Einzugsbereich. „Dort kann man für jede Stadt sehen, wie viele impfende Ärzte es gibt und wie viele davon auch praxisfremde Patienten behandeln“, sagt Stadtsprecherin Anja Kopka und legt eine städtische Auswertung mit einem Blick auf die Nachbarstädte vor.

Stadtdirektor, Kämmerer und Krisenstabsleiter in Duisburg: Martin Murrack wird nicht müde zu betonen, dass die Impfbereitschaft der niedergelassenen Ärzte im Vergleich zu anderen Städten geringer ist und legt für diese These nun Zahlen vor.
Stadtdirektor, Kämmerer und Krisenstabsleiter in Duisburg: Martin Murrack wird nicht müde zu betonen, dass die Impfbereitschaft der niedergelassenen Ärzte im Vergleich zu anderen Städten geringer ist und legt für diese These nun Zahlen vor. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„In Relation zu den Einwohnern erkennt man, dass in Duisburg 15,4 Ärzte pro 100.000 Einwohner impfen, während es in in Mülheim 28,1, in Krefeld 23,3, in Köln 23,2, in Düsseldorf 22,7 und in Essen 19,5 Ärzte sind“, so Kopka.

Betrachte man nur die niedergelassenen Ärzte, die auch praxisfremde Patienten impfen, schneide Duisburg noch schlechter ab. Diesbezüglich komme Essen auf 16,8 Ärzte pro 100.000 Einwohner, Düsseldorf auf 21,1, Mülheim auf 24,4, Krefeld auf 20,7, Köln auf 18,5 und Duisburg liege hier mit 13,6 Ärzten am Ende.

KV Nordrhein: Online-Register erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit

Die KVNo hatte Anfang September darauf hingewiesen, dass das Online-Register, das die Stadt für ihren Vergleich heranzieht, lediglich die impfenden Praxen aufführe, die sich nach einer entsprechenden Abfrage der KVNo zurückgemeldet hatten. Es solle mit Blick auf die baldige Schließung der Impfzentren auch ein Zusatzangebot für all jene Menschen sein, die noch keine feste Stammpraxis haben, werde laufend aktualisiert und erhebe vor allem keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Als Beleg dafür nannte KVNo-Sprecher Sven Ludwig Zahlen für Duisburg aus der letzten August-Woche. Demnach hatten hier 177 Praxen Corona-Impfungen angeboten – knapp drei Mal so viele wie zu diesem Zeitpunkt im Impfregister vermerkt waren. Als Orientierung: Nach Angaben der hiesigen KV-Kreisstelle gibt es in Duisburg ungefähr rund 600 niedergelassene Ärzte.

Für einen Vergleich beziehungsweise eine Einordnung wäre es nun interessant zu wissen, wie viele impfende Praxen es tatsächlich bei wie vielen niedergelassenen Ärzten in anderen Städten gibt – also auch unabhängig von diesem Online-Register. Genau diese Fragen hat die Redaktion der KVNo exemplarisch für Essen, Düsseldorf und Krefeld gestellt und um aktuelle Zahlen für Duisburg gebeten.

KVNo kann Kritik nicht entkräften

„Zum jetzigen Zeitpunkt“, so ein KV-Sprecher, sei eine Beantwortung der Fragen leider nicht möglich. Er fügt nur allgemein hinzu: „Wir gehen davon aus, dass jede impfwillige Duisburgerin beziehungsweise jeder impfwillige Duisburger auch einen Termin in einer Praxis bekommt.“ Und: „Uns liegen keinerlei Hinweise darauf vor, dass die Duisburger Ärzteschaft Probleme dabei hätte, dem Impfbedarf gerecht zu werden.“

Murracks Kritik an der im Vergleich geringeren Impfbereitschaft der Praxen in Duisburg kann die KVNo damit gleichwohl nicht entkräften.

Die Stadt geht sowieso davon aus, dass sich in anderen Städten die Rückmeldungen der niedergelassenen Ärzte für das Impf-Register nicht grundlegend unterscheiden. „So oder so: Wir können uns unsere Meinung nur auf Basis der Zahlen bilden, die offiziell veröffentlicht werden“, betont Stadtsprecherin Anja Kopka. „Insofern ist unserer Stellungnahme nichts mehr hinzuzufügen.“

>> Die Zahl der Impfungen in Duisburg im Städte-Vergleich

  • Die Online-Übersicht mit impfenden Praxen, die sich auf eine entsprechende Abfrage der KV Nordrhein zurückgemeldet haben, ist auf https://coronaimpfung.nrw/impfzentren/impfregister zu finden. Zahlen, wie viele niedergelassene Ärzte – etwa in Duisburg, Essen, Düsseldorf oder Krefeld – tatsächlich Corona-Impfungen anbieten, konnte die KVNo auf Nachfrage der Redaktion aktuell nicht nennen.
  • Dafür veröffentlicht die KVNo die Zahlen der von den Praxen in den einzelnen Städten und Kreisen bereits durchgeführten Impfungen. Diesbezüglich hinken die Duisburger Arztpraxen im Vergleich hinterher.