Duisburg. Aus den Strukturhilfen zum Kohleausstieg könnte ein dreistelliger Millionenbetrag nach Duisburg fließen. Diese Pläne und Projekte hat die Stadt.

Mit der nun unterzeichneten Bund-Länder-Vereinbarung ist der Weg frei für die Bereitstellung von Strukturhilfen zum Kohleausstieg. Neben Duisburg sollen davon auch die NRW-Städte Gelsenkirchen, Herne, Hamm und der Kreis Unna als Standorte von Steinkohlekraftwerken profitieren. Über ein Strukturstärkungsgesetz, das die NRW-Landesregierung umsetzt, können bis zum Jahr 2038 insgesamt 662 Millionen Euro ins Ruhrgebiet fließen.

„Die Strukturhilfen tragen ganz entscheidend dazu bei, das Tempo weiter zu erhöhen, mit dem wir Duisburg zukunftsfähig aufstellen“, sagt Oberbürgermeister Sören Link. Wirtschaftsdezernent Andree Haack ergänzt: „Wir begrüßen es sehr, dass die Grundlagen für den Start des 5-Standorte-Programms nun geschaffen sind.“ Es sei ein wichtiger Baustein für die Transformation der Steinkohlekraftwerksstandorte im Ruhrgebiet.

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Duisburger Hoffnungen ruhen auf der Wasserstoff-Wirtschaft

Noch bevor die Kraftwerke stillgelegt werden, sollen durch innovative Projekte neue und gut bezahlte Arbeitsplätze in der Region entstehen. „Insbesondere die Wasserstofftechnologie ist dabei von großer Bedeutung. Sie hat das Potenzial, einer ganzen Region einen gewaltigen Innovationsschub zu geben“, sagt Sören Link.

„Die Stadt setzt dabei auf Projektideen in den Handlungsfeldern Flächenentwicklung, 5G-Ausbau und Wasserstoff-Nutzung“, sagt Andree Haack. „Die Fördergelder sollen wertvolle Impulse für Wirtschaft, Beschäftigung und Wertschöpfung in Duisburg und den umliegenden Regionen auslösen. Im Fokus steht die Investition in neue, innovative Wirtschaftsfelder.“

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Drei Projekte hat die Stadt bereits hervorgehoben:

Einen Schwerpunkt bildet das geplante Technologie-Quartier in Wedau Nord. Das 30-Hektar-Areal zwischen Sportpark und Neubaugebiet 6-Seen-Wedau wird von der Stadttochter Gebag für einen Umzug der Ingenieurwissenschaften der Uni Duisburg-Essen (UDE) entwickelt. Im Technologiezentrum, das dort ebenfalls entstehen soll, können sich sowohl wissenschaftliche Institute als auch innovative, technologieaffine Start-ups ansiedeln.

H2-Campus zur Erforschung der Brennstoffzellentechnologie

Wirtschaftsdezernent Andree Haack setzt auf die Umsetzung von Projektideen in den Bereichen Flächenentwicklung, 5G-Ausbau und Wasserstoff-Nutzung
Wirtschaftsdezernent Andree Haack setzt auf die Umsetzung von Projektideen in den Bereichen Flächenentwicklung, 5G-Ausbau und Wasserstoff-Nutzung © HKM | Tanja Pickartz

Mit der „Initiative 5G – Anwendungsfelder für Logistik, Mobilität und SmartCity“ soll ein Testfeld für ein 5G-Netz aufgebaut werden, um daran anschließend neue Logistiklösungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Hier arbeiten Wissenschaftler der Universität mit dem Duisburger Hafen zusammen.

Beim „Wasserstoff-Hub“ geht es um die Einrichtung eines H2-Campus zur Erforschung der Brennstoffzellentechnologie und um den Aufbau eines Start-up-Hubs für Anwendungen sowie um die Errichtung einer Ausbildungsstätte für neue Berufe in der Wasserstoff-Wirtschaft.

Projektbüro soll Ideen koordinieren

Ein eigens für das 5-Standorte-Programm eingerichtetes Projektbüro in Duisburg soll die neuen Projektideen initiieren, begleiten, vernetzen und zur Förderung einreichen. Als Bindeglied zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung soll das Projektbüro arbeiten und den gezielten Auf- und Ausbau von Projektbeziehungen zwischen den Bereichen unterstützen. Das Büro soll das erste Projekt sein, das aus den Strukturhilfen gefördert wird.

Ein entsprechender Förderantrag werde vorbereitet, erklärt dazu die Stadtverwaltung. „Da hilft es sehr, wenn das Land Nordrhein-Westfalen den notwendigen Kofinanzierungsanteil an den Strukturhilfen übernehmen würde, damit Duisburg unabhängig von der Haushaltslage die bis 2038 abzurufenden Gelder in Anspruch nehmen kann“, betont Andree Haack die Dringlichkeit für Duisburg.

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>> STEAG-KRAFTWERK WALSUM: BLOCK 9 WURDE IM JULI ABGESCHALTET

  • Unter den Standorten von Steinkohlekraftwerken, die in der ersten Schließungsrunde dabei waren, ist auch das Steag-Kraftwerk in Walsum. Dessen Block 9 mit einer Netto-Leistung von 370 Megawatt, er ging 1988 in Betrieb, wurde im Juli abgeschaltet.
  • Das RWE-Kraftwerk Westfalen in Hamm und der Steag-Block 9 in Duisburg-Walsum sind bereits kalt, im Oktober 2022 folgt das Aus für die Steinkohlekraftwerke in Bergkamen (Steag) und Gelsenkirchen-Scholven (Uniper).
  • Zur sukzessiven Abschaltung hatte die Bundesnetzagentur in einem ersten Ausschreibungsverfahren Kapazitäten im Umfang von 4000 Megawatt (MW) zur Stilllegung ausgeschrieben. Als Höchstpreis hatte die Behörde 165.000 Euro pro MW festgelegt.
  • Der Block 10, den Steag seit 2012 gemeinsam mit der österreichischen EVN AG betreibt, wird vorläufig weiterhin Energie erzeugen. Deutschland will für den Klimaschutz bis spätestens 2038 sämtliche Kohlekraftwerke stilllegen.