Essen. Konsortium mit RWE, BP, Evonik, OGE und Salzgitter bewirbt sich in Berlin um EU-Fördergelder für Wasserstoff-Projekte ins und durchs Ruhrgebiet.

Das Rennen um die ersten marktreifen Lösungen für Wasserstoff nimmt Fahrt auf: Sieben Unternehmen, darunter der Stromriese RWE, der Ölkonzern BP und der Chemiekonzern Evonik, haben gemeinsam in Berlin den Finger gehoben für mehrere Großprojekte. Konkret haben sie ihr Interesse beim Bundeswirtschaftsministerium ihr Interesse hinterlegt für eine Förderung des europäischen Förderprogramms IPCEI. Sie wollen in mehreren Projekten grünen Wasserstoff (H2) produzieren, Gas-Fernleitungen für H2 nutzbar machen und damit die Stahlindustrie, Chemieindustrie und Raffinerien mit dem neuen Energieträger versorgen.

Einsatz in Chemie-, Öl- und Stahlindustrie

Im Konsortium „Get H2“ haben sich Branchengrößen aus den Bereichen Energieerzeugung, Netze und der Industrie zusammengeschlossen. Mit ihrer nationalen Wasserstoffstrategie setzt auch die Bundesregierung im Kampf den Klimawandel voll auf den hocheffizienten Brennstoff, der sich mittels Elektrolyse herstellen lässt und je nach Stromart besonders CO2-sparend ist. Erfolgt die Herstellung mit reinem Ökostrom, gilt Wasserstoff als annähernd klimaneutral. Gerade der Einsatz in Großindustrien ist vielversprechend, weil dort sehr große Mengen an CO2 verursacht werden und entsprechen gespart werden können. In der Stahlindustrie etwa soll der Wasserstoff Kokskohle ersetzen.

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Da weltweit an Lösungen geforscht und gearbeitet wird, nimmt die lange schleppende Aufbau von Wasserstoff-Strukturen nun Fahrt auf. Im Wettbewerb tun sich immer häufiger viele Unternehmen zusammen, um eine Chance zu haben, vorne zu liegen und die Technik sowie die Infrastrukturen weiter vermarkten zu können. NRW will erklärtermaßen Vorreiter sein, als ideale Region dafür gilt Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) das Ruhrgebiet.

Erste Wasserstoffleitung von Lingen nach Gelsenkirchen

Bei „Get H2“ arbeiten neben RWE, BP und Evonik auch die Essener Gasnetzriese Open Grid Europe (OGE), der Stahlkonzern Salzgitter, Thyssengas und Nowega aus Münster ein weiterer Netzbetreiber. Damit sitzen Erzeuger, Netzbetreiber und industrielle Verbraucher in einem Boot. Erklärtes Ziel ist es, von 2024 bis 2030 eine neue Infrastruktur aufzubauen, die auf von Lingen im Emsland bis Gelsenkirchen und als West-Ost-Verbindung von der niederländischen Grenze bis Salzgitter reicht.

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Die 130-Kilometer-Verbindung vom Emsland ins Ruhrgebiet soll als erstes Großprojekt etwa den Chemiepark in Marl und die BP-Raffinerie in Gelsenkirchen mit Wasserstoff versorgen. Das Konsortium macht dabei auch klar, dass es neben europäischen Fördergeldern auch aus Berlin vielfältige Unterstützung benötigt – etwa durch Regulierungen der Netze und Anreize zur industriellen Nutzung grünen Wasserstoffs, der in der herstellung zunöchst teurer sein wird als herkömmliche Energieträger. Dafür verspricht „Get H2“, mit seinen Projekten ließen sich bis 2030 bis zu 16 Millionen Tonnen CO2 einsparen.