Duisburg. Das Studierendenwerk Essen-Duisburg hat die Pläne für den Bau der neuen Mensa und zwei Studierendenwohnheime auf Eis gelegt. Das sind die Gründe.
Die Uni-Mensa an der Lotharstraße wird wohl noch Jahre in Betrieb bleiben. Wegen stark gestiegener Baukosten hat das Studierendenwerk Essen-Duisburg seine Pläne für den Neubau am Forsthausweg vorerst auf Eis gelegt. Aus diesem Grund ruht auch der geplante Bau eines neuen Studierendenwohnheims an der Grabenstraße und der Ankauf einer Immobilie in Duissern, die zu einem weiteren Wohnheim umgebaut werden könnte. Das bestätigte Michael Dahlhoff, Geschäftsführer des Studierendenwerks auf Anfrage.
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Damit droht die Planung für die neue Mensa, die ursprünglich bereits im Sommersemester 2019 die ersten Essen ausgeben sollte, zu einer unendlichen Geschichte zu werden. In Gesprächen mit den beiden NRW-Ministerien für Bau und Kultur/Wissenschaft versucht der Geschäftsführer, der die „Baustelle“ bei einem Amtsantritt vor einem Jahr geerbt hat, eine Lösung zu finden. Zugesichert hat das Land bislang eine Fördersumme in Höhe von 23,3 Millionen Euro - den Bescheid hatte die damalige NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) im Juli 2015 übergeben.
Unendliche Geschichte der Mensa-Planung beginnt bereits 2013
Die unendliche Mensa-Geschichte beginnt 2013 nach dem Amtsantritt von Sabina de Castro beim Studierendenwerk. Die Geschäftsführerin, die aus der Privatwirtschaft in das öffentliche Unternehmen kam, wollte in Eigenregie planen und bauen, statt wie üblich damit den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) damit zu betrauen und die fertige Immobilie anschließend anzumieten.
Erster Entwurf fast doppelt so teuer wie die zugesagten Fördermittel
Schon der erste Planungsversuch lief aus dem Ruder. Als der Verwaltungsrat des Studierendenwerks de Castro im August 2018 schasste, trat der kommissarisch eingesetzte Vorgänger Jörg Lüken umgehend auf die Bremse. Eine Finanzierungslücke von rund 17 Mio Euro tat sich auf, weil der geplante Neubau Berechnungen zufolge mindestens 40 Mio € gekostet hätte. Lüken zog den Bauantrag aus Dezember 2017 zurück und kündigte eine „Verkleinerung“ des Entwurfs aus der Feder der Frankfurter Architekten Wörner/Traxler/Richter an.
Ein Baustart für die abgespeckte Version mit Wohnheim auf dem Dach ist ungewiss
Im März 2019 genehmigte der Verwaltungsrat dann eine deutlich abgespecktes Objekt: Mit Küche und Speisesaal auf einer Ebene - und einem dreigeschossigen Wohnheim mit 43 Plätze in Modulbauweise in den Obergeschossen. Als Wunschtermin für die Eröffnung wurde Mitte 2022 genannt, einen Termin für den Baustart nicht genannt. Der ist auch weiterhin nicht absehbar.
Kostenrahmen für Wohnheimbau an der Grabenstraße ist nicht zu halten
Das ist auch der Stand der Dinge bei den neuen Studierendenwohnheimen. Auf einer Fläche an der Grabenstraße, angrenzend an das bereits bestehende Wohnheim am Sternbuschweg 156, sollen in fünf Häusern 108 weitere Plätze entstehen. Die Baukosten-Planung von 13,6 Millionen sei nicht zu halten, begründet Dahlhoff die Vollbremsung.
Die begründet er mit der unzureichenden Förderung des Landes. Das zahle zwar einen Tilgungszuschuss in Höhe von 30 Prozent, allerdings nicht bemessen an den tatsächlichen Kosten sondern gedeckelt auf 56.350 Euro pro Wohneinheit. Derzeit könnten 100.000 Euro pro Einheit aber nicht unterschritten werden. „Damit ist das Projekt nicht mehr darstellbar, denn wir können es ja nicht durch höhere Mieten finanzieren“, erklärt Dahlhoff, „schließlich wollen wir günstigen Wohnraum für Studierende schaffen. Auch ein privater Investor sei angesichts dieser Konstellation nicht zu finden.
STUDIERENDENWERK: „DAS SYSTEM FUNKTIONIERT NICHT MEHR“
- Die Verhandlungen über den Ankauf einer Wohnimmobilie in Duissern, die zum Wohnheim umgebaut werden soll, hat das Studierendenwerk ebenfalls vorläufig auf Eis gelegt. Gestoppt wurden auch die Pläne für den Bau des ersten Wohnheims in Bottrop, hier hätte ein Rohbau für 14 Zweier-WGs bereits stehen sollen.
- Die Landeszuschüsse für derartige Vorhaben seinen nicht ausreichend, kritisiert auch Marten Dahlhaus, Verwaltungsratsvorsitzende des Studierendenwerks und selbst Student der Uni Duisburg-Essen. „„Als Kontrollorgan muss man da im Zweifel ,nein“ sagen, so gern man die Pläne auch verwirklicht hätte.“
- Geschäftsführer Michael Dahlhoff verweist auf den gesetzlichen Auftrag, preiswerten Wohnraum für Studierende bereit zu stellen. Gewinne darf das Studierendenwerk nicht erwirtschaften, aber unter den gegebenen Umständen sei es nicht einmal möglich, auf die schwarze Null zu kommen. „Das System funktioniert nicht mehr.“