Mülheim/Essen. . Die Chefin des Studierendenwerks Essen-Duisburg ist ein halbes Jahr vor Vertragsende abberufen worden. Es gab „unterschiedliche Vorstellungen“.
Die bisherige Geschäftsführerin des Studierendenwerks Essen-Duisburg, Sabina de Castro, ist nach viereinhalb Jahren von ihrem Amt abberufen worden. Sie hat den Posten noch vor dem offiziellen Auslaufen ihres Vertrages verlassen. Das teilt das Studierendenwerk mit. Zu den Gründen gibt es vage Andeutungen und sehr viel Schweigen.
Das Studierendenwerk betreibt neben den Mensen in Essen und Duisburg die Mensa und Caféteria in der HRW Mülheim. Außerdem ist das Unternehmen zuständig für drei Wohnheime in der Stadt (Bülowstraße 51-55 und Duisburger Straße 426-428 und 445-447). Es ist eine Anstalt öffentlichen Rechts und wird – neben der Geschäftsführung – von einem Verwaltungsrat gesteuert, der unter anderem besetzt ist mit verschiedenen Vertretern der Uni.
Verwaltungsratsmitglied Rainer Ambrosy, im Hauptberuf Kanzler der Universität Duisburg-Essen, ließ sich am Montag nur zu einem Satz hinreißen: „Der Verwaltungsrat hatte kein Vertrauen mehr in Frau de Castro“.
„Unterschiedliche Vorstellungen“
Was genau passiert ist, bleibt im Dunklen: Es habe „unterschiedliche Vorstellungen bezüglich der wirtschaftlichen und strategischen Ausrichtung und der Aufgabenverteilung zwischen Geschäftsführung und Verwaltungsrat“ gegeben, heißt es offiziell. Hinter der Hand ist von wiederholten Alleingängen die Rede, die an den Nerven vieler Beteiligter gezerrt hätten. Zuletzt habe Sabina de Castro offenbar versucht, das Studierendenwerk umzubenennen in „Revierwerk“. Dass das Unternehmen, das laut Geschäftsbericht im Jahr 2016 Erlöse von rund 30,7 Millionen Euro erzielte, einen neuen Namen erhalten sollte, war lange bekannt – doch wie die Entscheidung zustande kam, soll angeblich nicht jedem gefallen haben.
„Das sind alte Geschichten“, winkt hingegen Saskia Strasdat ab, Studenten-Vertreterin im Verwaltungsrat und dessen Vorsitzende. Weiter wollte sie sich nicht äußern. Es scheint, als sei die Sache mit der Umbenennung nur einer von vielen Gründen. Das Studierenden-Werk wollte keinen Kontakt zu Sabina de Castro für Nachfragen herstellen.
Öffentlich in die Kritik geraten war Sabina de Castro kurzzeitig im Februar 2016, als das Studierendenwerk die Mietpreise in seinen Wohnheimen moderat anhob. Das Unternehmen hielt jedoch dagegen, dass die Preise fünf Jahre stabil geblieben seien.
„Die Chemie hat nicht gestimmt“
Menschen aus dem Umfeld des Studierendenwerks gehen davon aus, „dass die Chemie einfach nicht gestimmt hat“: Sabina de Castro hatte bei Amtsantritt kaum Erfahrung mit öffentlichen Unternehmen, kam aus der Privatwirtschaft, war vorher unter anderem bei Deichmann als Marketing-Expertin beschäftigt gewesen.
Die Nachfolge wurde kurzerhand geregelt: Das Amt des Interims-Geschäftsführers hat Jörg Lüken übernommen. Der hat denselben Job fünf Jahre lang schon mal gemacht – Sabina de Castro war im Jahr 2013 seine Nachfolgerin. Lüken leitete schon damals zwei Studentenwerke gleichzeitig – das in Duisburg und Essen sowie das „Akademische Förderungswerk“ der Ruhr Uni Bochum. Lüken war am Montag nicht zu erreichen, er ist im Urlaub.
Zum 1. Januar 2019, teilt das Studierendenwerk Essen-Duisburg mit, soll die Stelle des Geschäftsführers neu ausgeschrieben werden. Bei ihrem Amtsantritt hatte de Castro angekündigt, sich vor allem für kulturelle Belange der Studenten einzusetzen. In ihrer Amtszeit, bestätigen ihr manche, habe sie einige entsprechende Projekte auf den Weg bringen können.
>> Was das Studierendenwerk macht
Das Studierendenwerk betreibt die Mensen und Caféterien an den Uni-Campusse in Duisburg und Essen, außerdem an der Folkwang-Hochschule sowie im Klinikum. Weitere gastronomische Einrichtungen gibt es in Bottrop und Mülheim.
Allein in Essen unterhält das Studierendenwerk außerdem neun Wohnheime. Das Haus am Niehusmannskamp (Altenessen) wird derzeit saniert. Ein weiteres großes Bauprojekt ist der Neubau der Zentralmensa auf dem Campus Duisburg.