Duisburg. Der Hafen Rotterdam soll die Duisburger Stahlindustrie mit Wasserstoff versorgen. Deshalb wird für den Gastransport eine Pipeline benötigt.

Für die Belieferung mit Wasserstoff setzen die Duisburger Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel (TKS) und Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) auf den Hafen Rotterdam. Sie prüfen gemeinsam den Aufbau von Lieferketten und den Transport des Gases durch eine Pipeline. Bei einem virtuellen deutsch-niederländischen Spitzentreffen der niederrheinischen IHK mit NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Montag forderten die Unternehmen mehr Tempo beim Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur.

„Wir müssen enger mit unseren Nachbarn zusammenarbeiten, um die Lücken im Wasserstoffnetz so schnell wie möglich zu schließen“ betont IHK-Präsident Burkhard Landers. Sein Hauptgeschäftsführer Andreas Dietzfelbinger war gleichzeitig zu Gast bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM), um beim Besuch von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) konkrete Zusagen der Bundesregierung für eine finanzielle Unterstützung der Stahlkocher auf ihrem Weg zur Klimaneutralität einzufordern. „Es fehlt ein konkrete Ansage.“

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Thyssenkrupp und HKM haben Strategien vorgestellt

Die Unternehmen brauchen Planungssicherheit für den weiten und teuren Weg zu einer weitgehenden Klimaneutralität, die sie bis 2050 anstreben. Thyssenkrupp Steel hat mit „H2morrow Steel“, HKM mit „H2KM“ Strategien vorgestellt, die bis Mitte des Jahrzehnts den Kohlendioxid-Ausstoß durch die Optimierung der Produktionsprozesse um etwa ein Viertel reduzieren sollen. Ein höherer Schrottanteil im Konverterprozess und der Ersatz von Einblaskohle durch Kokereigas in den Hochöfen sind zwei Maßnahmen. „Wir wollen von einem Teil des Problems zu einem Teil der Lösung zum Erreichen der Klimaziele werden“, betont HKM-Geschäftsführer Dr. Herbert Eichelkraut.

Vom Teil des Problems zum Teil der Lösung: HKM-Geschäftsführer Herbert Eichelkraut verweist auf den großen Beitrag, den die Stahlindustrie zum Erreichen der Klimaziele in Deutschland leisten kann.
Vom Teil des Problems zum Teil der Lösung: HKM-Geschäftsführer Herbert Eichelkraut verweist auf den großen Beitrag, den die Stahlindustrie zum Erreichen der Klimaziele in Deutschland leisten kann. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Eine weitere Absenkung der Emissionen führt nur über den Ersatz der Hochöfen durch Direktreduktionsanlagen, in denen Wasserstoff statt Koks eingesetzt wird. Die Kosten für die Dekarbonisierung der deutschen Stahlindustrie beziffern die Unternehmen auf mindestens 30 Milliarden Euro. Eine Milliarde für jede Million Tonnen Produktion – so lautet die Faustformel. Ohne eine Beteiligung des Staates – da herrscht Einigkeit – ist das nicht zu finanzieren.

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Pläne mit dem Hafen Rotterdam

Mit regenerativer Energie produzierter „grüner“ Wasserstoff kann kaum im industriellem Maßstab in Duisburg produziert werden. Der Jahresbedarf von TKS und HKM, beziffert auf rund 950.000 Tonnen pro Jahr. Partner für die Versorgung kann der Hafen Rotterdam werden, bei dem mit der Energiewende der Umschlag der fossilen Brennstoffe einbricht. Chancen für eine Wasserstoff-Produktion lotet der Düsseldorfer Energiekonzer Uniper mit dem Hafen aus. Rotterdam errichtet außerdem ein System für den Transport und die Speicherung von Kohlenstoff, Porthos. Es kann auch als CO-Speicher für die Produktion von „blauem“ Wasserstoff aus Erdgas beim Projekt „H2morrow Steel“ eine Rolle spielen. Auch hier ist Thyssenkrupp Steel als Partner beteiligt.

Pläne für eine Wasserstoff-Pipeline bis Venlo, gebaut binnen fünf Jahren bauen, stellte der Chef des Rotterdamer Hafens, Allan Castelein, am Montag bei der IHK. Wie es auf deutscher Seite weitergeht, ob neu gebaut, oder bestehende Leitungen genutzt werden können, wollen die Partner nun in einem gemeinsamen Projekt untersuchen. Auch Pipeline-Betreiber seien mit im Boot, hieß es am Dienstag bei TKS.

THYSSENKRUPP: DER ERSTE STAHL SOLL 2025 MIT WASSERSTOFF PRODUZIERT WERDEN

  • Der Wasserstoff-Bedarf von Thyssenkrupp sei klar abgesteckt, so ein Unternehmenssprecher: Die erste Direktreduktionsanlage soll 2025 in Betrieb gehen, eine weitere bis 2030.
  • Beide Anlagen haben den Vorteil, dass sie auch mit Erdgas betrieben werden können, Wasserstoff kann dann, je nach Verfügbarkeit, stufenlos beigemischt werden.