Duisburg. Schon am Tag der Hüftoperation im Duisburger Bethesda-Krankenhaus können Patienten das Gelenk schon wieder voll belasten. So funktioniert es.

Schon wenige Stunden nach einer Hüftoperation ist das Gelenk wieder voll belastbar. Was erstaunlich klingt, ist am Bethesda unfallchirurgischer Alltag. Chefarzt Dr. Dietmar Kumm und sein Team operieren dort seit vier Jahren nach dem Fast-Track-Verfahren zwischen 350 und 400 Patienten pro Jahr. Nach kurzem Klinik-Aufenthalt können die Patienten schnell in ihren Alltag zurückkehren.

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Noch bis vor einem Jahr spielte Achim Gabriel Tennis, wanderte und fuhr Rad. Dann kamen die Schmerzen in der Hüfte. „Radfahren ging gerade noch. Aber Tennisspielen oder Wanderungen – das war nicht mehr möglich“, berichtet der 62-Jährige Bankkaufmann. Die Diagnose war nicht überraschend: Schwere Arthrose im Hüftgelenk, die Implantation eines Gelenkersatzes war unausweichlich.

Methode in Duisburg: Gelenkprothese wird durch eine Muskellücke implantiert

Bei der Suche nach einer geeigneten Klinik für den Eingriff wurde Gabriel auf die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Bethesda aufmerksam. „Wir haben das therapeutische Konzept und die Operationstechnik in den vergangenen Jahren immer weiterentwickelt und verfeinert.“, erklärt Dr. Dietmar Kumm. Operiert wird muskelschonend über einen minimalinvasiven Zugang. Ein wenige Zentimeter großer Schnitt reicht aus, um die Prothese durch eine Muskellücke zu implantieren. Weder Drainagen noch Schläuche oder Hautfäden behindern den Patienten. „Kurz nach dem Eingriff kann er bereits wieder duschen“, so der Chefarzt.

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Mobilisierung und Gehtraining bereits am Tag der Operation

Wichtiger noch: Bereits am Tag der Operation ist das frisch operierte Gelenk wieder komplett belastbar. So ist es auch bei Achim Gabriel: Weniger als 24 Stunden nach dem Eingriff geht er mühelos über die Gänge der Station, auch Treppen sind kein Problem. „Ich besuche die Patienten immer sofort nach der Operation und motiviere sie, sich zu bewegen. Noch am gleichen Tag kommen dann die Physiotherapeuten, die für zusätzliche Mobilisierung sorgen und Gehtraining durchführen“, erläutert Dr. Kumm.

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Der Klinikaufenthalt reduziert sich durch das schonende Verfahren deutlich. Nach drei bis vier Tagen können die Patienten in der Regel die Klinik verlassen, zwei bis drei Wochen dauert es nach einer konventionellen Operation.

Chefarzt: Fast-Track-Verfahren verringert das Risiko für Komplikationen

Das Fast-Track-Verfahren, so der Chirurg, verringere das Komplikationsrisiko und trage zu einer deutlich schnelleren Genesung bei. Kumm: „Durch die zügige Mobilisierung wird das Herz-Kreislauf-System aktiviert, die Atmung angeregt und die Muskulatur stimuliert. Dieses Verfahren setzen wir auch bei der Implantation von künstlichen Kniegelenken ein“.

Für fast alle Patienten kommt das Verfahren infrage, so der Chefarzt: „Es gib nahezu keine Ausschlusskriterien.“ Deshalb, so glaubt er, könne die Genesung auf der Überholspur nach Gelenkersatz-Operationen noch schneller gehen: „In geeigneten Fällen wollen wir künftig auch ambulante Fast-Track-Eingriffe anbieten.“

STICHWORT: FAST-TRACK-CHIRURGIE

  • Fast-Track-Chirurgie, der englische Begriff bedeutet Schnellspur-Chirurgie, zielt darauf ab, durch die Vermeidung von Komplikationen nach operativen Eingriffen die Erholung des Patienten zu beschleunigen und seine Autonomie rasch wiederherzustellen. Dazu gehört etwa die Mobilisation noch am Operationstag.
  • Erste Fast-Track-Therapien wurden Ende der 1990er Jahre für Operationen im Bauchraum in Dänemark entwickelt, weitere chirurgische Disziplinen folgten. Vor allem ältere Patienten mit internistischen Nebenerkrankungen profitieren
  • Auch finanzielle Erwägungen förderten die Entwicklung der Methode: Die durch die rasche Genesung erheblich verkürzten Liegezeiten verkürzen die Verweildauer in der Klinik und sparen Kosten.