Duisburg. Wenn die Durchblutung nicht funktioniert, ist Gefäßchirurg Peter Fellmer gefragt. Er leitet in Duisburg Klinik und Praxis im Krankenhaus Nord.

Wenn die Venen und Arterien das Leistungssystem des menschlichen Körpers sind, dann ist PD Dr. Peter Fellmer so etwas wie der Klempner unter den Medizinern. Am Fahrner Krankenhaus (Evangelisches Klinikum Niederrhein) leitet er die Klinik für Gefäßmedizin und die gleichnamige Praxis als niedergelassener Facharzt für seine Disziplin. Es ist eine in Duisburg einzigartige Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Behandlung. Sie ist auch wichtige Anlaufstelle für Patienten mit seltenen Erkrankungen wie dem Marfan-Syndrom. Für ihre Behandlung haben die Gefäßchirurgen am Ev. Krankenhaus Nord besondere Expertise.

Aneurysma: Facharzt in Duisburg empfiehlt rechtzeitige Vorsorge

„Ist durchaus zutreffend“, sagt Fellmer über den Klempner-Vergleich, als er einen Stent für eine große Schlagader demonstriert – mit dem Gewebe-Schlauch wird das Blutgefäß nach der Entfernung eines Aneurysmas (ballonartige Aussackung) wieder verbunden werden.

Die Operation dieser oft lebensbedrohlichen Schwächen des Bindegewebes in der Wand von Blutgefäßen ist mit jährlich rund 100 Eingriffen ein Klassiker der Klinik, nach der Behandlung schwerer Durchblutungsstörungen, etwa der Beine. „In der Regel kommen die Patienten durch Zufallsbefunden zu uns“, erklärt der Chefarzt, „aber es gibt mittlerweile auch Screening-Programme. Jeder ab 65 kann sich untersuchen lassen.“

50 Prozent der Patienten mit geplatzter Bauchschlagader überleben

Tritt Blut an einem Aneurysma eines großen Gefäßes aus, kann auch schnelle Hilfe zu spät kommen. „Aber etwa 50 Prozent der Patienten mit geplatzter Bauschlagader überleben“, sagt Fellmer. Möglich sei das auch durch „High-End-Gefäßchirurgie, die am Fahrner Krankenhaus möglich ist: Die nächsten Zentren für den kompletten Ersatz der Brust- und Bauchschlagadern befinden sich an den Unikliniken in Essen und Düsseldorf, sowie in Lingen.

„Wir würden gern Operationen für Schlagadern rund um die Uhr anbieten“, wünscht sich der Chefarzt. Mit seinem Team, zu dem fünf Ober- und zwei Assistenzärzte gehören, sei das bei rund 1200 stationären Patienten pro Jahr derzeit nicht zu leisten.

Marfan-Syndrom gehört zu den „seltenen Krankheiten“

Dazu gehören Dauergäste wie Oliver Blum. Der 39-jährige ist am Marfan-Syndrom erkrankt. Eine seltene genetisch bedingte Schwäche des Bindegewebes, von der bundesweit nur rund 2500 Menschen betroffen sind.

Vor 23 Jahren begann die lange Leidensgeschichte des gebürtigen Neumühlers mit einem Lungen-Zusammenfall. Es folgte ein Schlaganfall, den er bei einer Lungen-OP erlitt, 2013 folgte eine neue Herzklappe, dann mussten Brust- und Bauchschlagader und ein Teil der Gefäße, die Nieren und Darm versorgen, ersetzt werden, weil sie zu platzen drohten.

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In diesem Jahr folgte ein weiterer Schlaganfall, in dessen Folge das Rückenmark so geschädigt wurde, dass der gelernte Anlagen-Konstrukteur nur noch kurze Strecken mit Stützen gehen kann. „Meine Beine werden dann zu Pudding“, erklärt er, „außerdem habe ich chronische Schmerzen“. Chirurg Fellmer ist hier auch als Psychologe gefragt: die Patienten sind stark belastet durch die Angst vor dem nächsten Rückschlag.

Gefäßersatz per minimalinvasiver Operation

Heilung oder eine erfolgversprechende Therapie gibt es für Marfan-Patienten nicht, ihre Leben retten Chirurgen wie Fellmer mit immer besseren Stents, die mittlerweile minimalinvasiv durch Leiste oder Achsel ohne große Schnitte eingeführt werden. „Man kann fast darauf warten, dass die Gefäße aussacken“, sagt der Chefarzt über die Folgen dieser Erkrankung.

Vier bis fünf neue Patienten kommen pro Jahr neu zu ihm, die oft zunächst in anderen Kliniken behandelt wurden. Den Weg finden sie oft über das Online-Forum von Marfan e.V., der Selbsthilfeverein vernetzt die Betroffenen des wenig erforschten Leidens. „Es gibt nur wenige Ärzte, die sich damit auskennen“, sagt Chefarzt Peter Fellmer, „wir planen deshalb, eine Marfan-Sprechstunde einzurichten.

>> INFO: PRAXIS UND KLINIK FÜR GEFÄSSMEDIZIN

  • Die Klinik für Gefäßmedizin am Evangelischen Krankenhaus Nord gibt es seit 2014, erster Chefarzt war Prof. Dr. Wilhelm Sandmann. Er holte auch seinen Nachfolger PD Dr. Peter Fellmer in die Klinik, die zuvor eine Abteilung der Herzchirurgie war.
  • Der Kassensitz für die Praxis für Gefäßmedizin, die Fellmer unabhängig vom Klinikbetrieb führt, ermöglicht gleich nebenan die ambulante Behandlung, die in der Klinik nicht stattfinden darf. „Meine niedergelassenen Kollegen haben sich dafür eingesetzt, dass der Sitz hier eingerichtet wird“, berichtet Fellmer. Weitere Duisburger Gefäßmediziner gibt es in Ruhrort und Stadtmitte.
  • Info und Kontakt: 0203/3951 8680, E-Mail: info@gefaessmedizin-duisburg.de, Sprechstunden: Mo. bis Fr. 8 bis 13 Uhr (nach Vereinbarung)