Duisburg. Die Eröffnung des Grammatikoff-Nachfolgers „Bora“ verzögert sich. Durch einige Überraschungen wird der Umbau am Duisburger Dellplatz teurer.

Am Donnerstag wollen sich die Macher des „Bora“ beim Kultursommer mit einem vollgepackten Abend, bestehend aus Poetry Slam und einem Konzert von Frida Gold, den Duisburgern vorstellen. Auf der Baustelle des ehemaligen Grammatikoff am Dellplatz, das von Bora Erdogan übernommen und auf „Bora“ getauft wurde, muss derweil improvisiert werden.

Da die Umbauarbeiten für das neue Brandschutzkonzept umfassender und teurer ausfallen als gedacht, werden derzeit die Sanitäranlagen erneuert. Die Mehrkosten von mindestens 250.000 Euro trägt die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag. Sie ist Eigentümerin der Immobilie.

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„Wir wussten, dass es Überraschungen geben kann und haben einen Puffer eingebaut. Aber es geht auf der Baustelle voran“, betont Bora Erdogan bei einer Stippvisite in der ehemaligen Kneipe im Erdgeschoss. Ein halbes Stockwerk darüber sind sämtliche Toiletten bereits herausgerissen worden. „Der letzte Umbau war in den 1990er Jahren, da musste dringend etwas gemacht werden“, weiß der gelernte Betriebswissenschaftler, der eine Sicherheitsfirma führt und auch das Café Fino betreibt.

Genehmigungen und statische Prüfungen für den neuen Duisburger Club erforderlich

Derzeit werden die Sanitäranlagen im zukünftigen „Bora“ erneuert. Ehemalige Grammatikoff-Besucher werden sich erinnern: Die Toiletten hatten eine Erneuerung dringend nötig.
Derzeit werden die Sanitäranlagen im zukünftigen „Bora“ erneuert. Ehemalige Grammatikoff-Besucher werden sich erinnern: Die Toiletten hatten eine Erneuerung dringend nötig. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

Nachdem die Vertragsunterschrift in trockenen Tüchern war, freute sich die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag als Vermieter des Gebäudes: „Das ehemalige Grammatikoff startet mit frischem Wind in die Zukunft.“

Von außen sind die Umbaumaßnahmen freilich kaum zu erkennen, aber auch die Gebag betont, dass alles wie geplant weiter gehe. „Innen hat die Entkernung stattgefunden. Auch andere wichtige Arbeiten sind nicht unbedingt sichtbar. So wurde das Brandschutzkonzept erstellt und eine weitere Baugenehmigung wegen der Erweiterung der Fenster beantragt. Auch statische Prüfungen für den neuen Ein- und Ausgang müssen noch fertiggestellt werden. Das dauert alles seine Zeit“, erklärt Gebag-Sprecherin Gerhild Gössing auf Nachfrage unserer Zeitung.

Brandschutzkonzept sieht weitere Pendeltür zwischen Filmforum und Café vor

Dort, wo sich heute noch Fenster befinden, soll eine weitere Tür entstehen. Diesen Wunsch erfüllt die Gebag dem neuen Pächter. Für das neue Brandschutzkonzept wird aber eine weitere Tür gebraucht.
Dort, wo sich heute noch Fenster befinden, soll eine weitere Tür entstehen. Diesen Wunsch erfüllt die Gebag dem neuen Pächter. Für das neue Brandschutzkonzept wird aber eine weitere Tür gebraucht. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Bisher betraten Besucher, die sowohl in die Kneipe als auch in den Veranstaltungssaal in der oberen Etage wollten, die Location durch einen gemeinsamen Eingang. „Um das ein bisschen zu entzerren, wird noch eine neue Tür entstehen“, sagt Bora Erdogan und zeigt auf die Außenfassade. Das Personal muss dann nicht immer mit den anderen Besuchern durch einen Eingang. An einem barrierefreien Zugang wird außerdem gearbeitet.

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Von Seiten der Gebag gibt es aber noch einen weiteren Grund über die Eingangssituation nachzudenken. „Die eine Tür ist ein Sonderwunsch des Mieters, den wir umsetzen. Aber das Brandschutzgutachten sieht umfangreiche weitere Maßnahmen vor, die wir nun umsetzen müssen“, bestätigt Gerhild Gössing. So soll ein weiterer Ausgang aus dem Gastraum geschaffen werden. „Das bedeutet ein Durchbruch der Fassade. „Diese Maßnahme sehen wir als berechtigt und zielführend, da wir hierdurch den Haupteingang entzerren, wenn es beispielsweise Veranstaltungen im benachbarten Filmforum gibt.“

Gebag: Ende des Umbaus ist noch nicht absehbar

Im Eingangsbereich soll eine Pendeltür Richtung Treppenhaus versetzt werden, damit in einem Brand-Fall die Kinobesucher besser von den Gästen aus dem Café getrennt sind. „So kollidieren die Türen vom Café und Treppenhaus nicht miteinander, wenn sie aufgestoßen werden“, beschreibt Gerhild Gössing. In diesem Zusammenhang seien die Kosten um 250.000 bis 280.000 Euro gestiegen.

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Eine Prognose für die Fertigstellung sei im Moment aufgrund des Mangels von Baumaterial und auch von Personal bei den Handwerksfirmen sehr schwierig. „Wir hoffen auf eine Fertigstellung zum Jahresende – aber das kann sich auch ins nächste Jahr ziehen“, so Gerhild Gössing.

Bora Erdogan sieht die Sache jedenfalls entspannt. Natürlich sei auch nicht realisierter Umsatz ein Verlust und vielleicht muss die eine oder andere Veranstaltung, die schon für Anfang 2022 geplant war, umdisponiert werden. „Aber, wenn wir was machen, dann machen wir es richtig. Wir wollen ja den Duisburgern etwas bieten.“

>> Kulturkneipe mit bewegter Geschichte

  • Seit 1997 ist die städtische Baugesellschaft Gebag Besitzer des ehemaligen Hundertmeister, das auch einen soziokulturellen Anspruch hatte und 2011 Pleite ging. Rolf Stanietzki, der auch das Café Steinbruch führt, rettete das beliebte Lokal am Dellplatz, das seither Grammatikoff hieß. Wegen hoher Mietrückstände war ihm 2018 gekündigt worden, seit März 2020 ist die Kultur-Kneipe geschlossen.
  • Insgesamt hatten sich elf Bewerber gefunden, die der Gebag neue Konzepte vorstellten. Politik und Kulturverwaltung hatte stets gefordert, das Lokal müsse auch als Kulturstandort am Dellplatz erhalten bleiben. Für das Programm hat sich Bora Erdogan den Duisburger Szene-Kenner Carsten Butterwegge mit ins Boot geholt.