Duisburg. Der neue Betreiber des ehemaligen „Grammatikoff“, Bora Erdogan, stellt sein Konzept vor. Das plant er für die Location am Duisburger Dellplatz.
Im ehemaligen „Grammatikoff“ am Dellplatz wird eifrig gewerkelt. Nachdem vor mehr als einem Jahr, unabhängig von Corona, die Musik in der Szene-Location verstummte, ist mit dem Duisburger Unternehmer Bora Erdogan unlängst ein neuer Betreiber gefunden worden. „Das ehemalige Grammatikoff startet mit frischem Wind in die Zukunft“, verspricht eine Mitteilung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gebag, der Eigentümerin der Immobilie. Erdogan, der den Laden künftig „Bora“ nennen wird, hat große Pläne für das Haus.
„Wir sind uns der Erwartungshaltung der Kulturszene und der Stadtgesellschaft allgemein sehr bewusst. Wir möchten der Location neues Leben einhauchen und ein ausgewogenes und breites Programm anbieten“, betont Bora Erdogan, der den Mietvertrag zum 1. April unterschrieben hat. Mit Carsten Butterwegge ist es ihm gelungen, einen versierten Szenekenner zu verpflichten, der bestens vernetzt ist.
Carsten Butterwegge wird Booking für den Duisburger Club am Dellplatz übernehmen
„Carsten und ich, wir kennen uns schon seit Jahren. Der hat richtig was auf dem Kasten, so wie alle anderen auch, die ich mit ins Boot geholt habe“, erklärt der gelernte Betriebswissenschaftler, der eine Sicherheitsfirma führt und das Café Fino betreibt. Butterwegge hat früher Partys im „Hundertmeister“ veranstaltet. Erdogan stellte das Sicherheitspersonal für die Tür. Als der Musiker und gelernte Veranstaltungskaufmann Butterwegge dann den High Five-Club eröffnete, war Erdogan wieder für die Sicherheit zuständig. Als nun klar war, dass Erdogan etwas Neues startet, war Butterwegge schnell mit dabei. „Ich bin schon kräftig mit der Programmplanung beschäftigt“, bestätigt der ehemalige „Indie“-Inhaber, der die Musikrichtung „Alkopop“ erfunden hat und zuletzt als Trauredner unterwegs war.
Während des Auswahlprozesses des neuen Pächters hatte es in den vergangenen Monaten durchaus Aufruhr in der Duisburger Kulturszene gegeben. Verschiedene Künstler und Gruppen fragten sich, ob denn der Ort auch weiterhin ein Platz für die freie Szene, Konzerte, Theateraufführungen und andere soziokulturelle Veranstaltungen bleiben werden. „Ganz ehrlich, ich bekomme kein Fördergeld. Es hat doch in den vergangenen Jahren nicht funktioniert, obwohl das Hundertmeister Fördergeld bekommen hat. Wir starten ganz neu, renovieren und wollen Duisburg etwas bieten“, sagt Bora Erdogan. In einer Diskussion über den künftigen Namen der Location sei dann die Idee entstanden, den Laden „Bora“ zu nehmen. „Es ist ja mein Konzept. Ich stecke dahinter.“ Außerdem gebe es auch andere Produkte, die so heißen. Erdogan nennt ein Automodell von VW oder aber Dunstabzugshauben. „Dann kann auch mein Laden so genannt werden.“
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Die Gebag lässt den Prozess noch einmal Revue passieren: „Wir haben zunächst Bewerbungen von insgesamt elf Interessierten erhalten, von denen acht jedoch im ersten Sichtungsdurchlauf ausgeschieden waren, beispielsweise aufgrund von fehlenden Konzepten oder nicht nachweisbaren gastronomischen Erfahrungen“, erklärt Gebag-Sprecherin Gerhild Gössing den Auswahlprozess. Schlussendlich seien dann mit drei verbliebenen Interessenten intensive Gespräche geführt und das Objekt in Einzelterminen besichtigt worden. „Alle drei ‚Finalisten‘ hatten sehr gute und durchdachte Konzepte vorzuweisen“, erklärt Sabine Störch, Leiterin Bestandsbewirtschaftung bei der Gebag. „Die Entscheidung fiel am Ende bei der Begehung des Objekts. Die Entscheidung für Herrn Erdogan trafen wir auch aufgrund seiner breitgefächerten Erfahrung in den Bereichen Gastronomie und Sicherheit, aber in erster Linie vor allem wegen der Vielfalt an Ideen und Vorstellungen, die er während der gemeinsamen Besichtigung vor Ort sehr überzeugend visualisieren konnte.“
Besonderer Fokus soll auf der Präsentation lokaler Künstler liegen
Die Entscheidung sei in engem Austausch sowohl mit den Kulturbetrieben als auch dem Dezernat für Familie, Bildung und Kultur, Arbeit und Soziales getroffen worden, betonen die Vertreter der Gebag. „Wichtig war der Eigentümerin, dass der neue Betreiber ein umfassendes und gut durchdachtes Konzept vorlegt, mit dem das ehemalige „Grammatikoff“ weiter als Kultur- und Veranstaltungsstätte aber auch als gastronomischer Anziehungspunkt am Dellplatz betrieben wird“, heißt es. Bora Erdogan erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung: „Ich habe sogar zwei Mitbewerber, die nicht zum Zug kamen, in unsere Planung eingebunden, damit die guten Ideen umgesetzt werden können.“ Während des Auswahlverfahrens hatte es von anderen Bewerbern Kritik und Nachfragen aus der Politik gegeben.
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Auch gastronomisch will sich das „Bora“ neu aufstellen. „Die Küche ist recht klein und gibt nicht viel her. Es wird nicht so sein, dass man samstagabends zu uns zum Essen kommt, aber es muss auch keiner weg bleiben, weil er bei uns nichts bekommt.“ Ähnlich wie im Fino, wo etwa Salate oder üppig belegte Brote sowie Kuchen auf der Karte stehen, soll das Essen frisch und saisonal zubereitet werden. „Wir machen keinen großen Eimer auf und füllen die Dips um.“ Die Kartoffeln könnten künftig von lokalen Bauern geliefert werden. Eine andere Überlegung sei, zum Beispiel lokalen Gin wie Humulupu anzubieten. Wein werde ein anderer Schwerpunkt.
Auch das Kulturprogramm nimmt langsam Formen an: Ein besonderer Fokus soll auf der Nachwuchsförderung und der Präsentation lokaler Künstler liegen. „Mit dem kürzlich gegründeten Verein ,Laut für Kidz’ ist bereits eine Veranstaltungsreihe zugunsten benachteiligter Kinder geplant“, heißt es in der Mitteilung der Gebag. Insgesamt sollen in der Veranstaltungs- und Gastro-Location rund 50 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, darunter auch Auszubildende, die etwa als Veranstaltungskaufleute, Fachkräfte für Veranstaltungstechnik oder Fachkräfte für Systemgastronomie und Fachkräfte im Gastgewerbe, ausgebildet werden.
>>Umfassende Sanierungsarbeiten sollen Haus barrierefrei machen
- Aktuell laufen die Umbauarbeiten, die von der Gebag „in enger Abstimmung“ mit dem neuen Pächter durchgeführt werden. „Corona gibt uns die Zeit, alles neu zu machen“, so Erdogan und hofft, im Sommer oder Herbst eröffnen zu können. Neben Ton- und Lichttechnik wird etwa auch die Videotechnik erneuert.
- Zudem soll das „Bora“ nach dem Umbau auch der Gastraum barrierefrei erreichbar sein: „Wir wollen damit allen Duisburgern ein modernes Haus bieten, das seinen klassischen Charme aber nicht verlieren wird“, blickt Erdogan voraus. Auf Facebook gibt es bereits eine entsprechende Fan-Seite. Dort versprechen die Macher „Ein neue Ära beginnt.“