Duisburg. Für das Grammatikoff am Dellplatz in Duisburg haben sich bereits drei Interessenten gemeldet. Das wünschen sich Nachbarn von dem neuen Mieter.
„Das ,Grammatikoff’ soll weiter kulturell genutzt werden“– das betont Gerhild Gössing, die Sprecherin der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Gebag, die aktuell einen neuen Betreiber der beliebten Kneipe samt angeschlossenem Veranstaltungssaal sucht. Die Räume werden mit Inventar übergeben. 20.000 Euro soll der Nachmieter für Zapfanlage, Tische, Stühle und technisches Equipment zahlen. Drei Interessenten, bestätigt die Gebag, soll es bereits geben. Anders als vor zwei Jahren, als dem damaligen Pächter Rolf Stanietzki wegen erheblicher Mietrückstände die Kündigung ins Haus flatterte, hat Stanietzki jetzt selbst gekündigt. Er war auf mehrmalige Nachfrage nicht zu erreichen.
Dehoga-Chef Weber: „Duisburger Dellviertel hebt sich vom Innenhafen ab“
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7416,21 Euro Warmmiete für 808 Quadratmeter Nutzfläche soll der Nachmieter zahlen. „Das sind neun Euro pro Quadratmeter und damit für die Lage angemessen“, rechnet der Duisburger Immobilienmakler Axel Quester vor. Die Mietpreise für Gastronomie variierten stark und ohnehin handele es sich nicht um einfache Objekte. „Wenn ein Vermieter einen Gastronom unbedingt unterstützen will, dann werden manchmal Preise ab fünf Euro aufgerufen“, weiß er.
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Zu Zahlen möchte sich Marc Weber, Vorsitzender der Dehoga-Kreisgruppe, nicht äußern, dazu kenne er den Zustand des Objektes zu wenig. Als Nachbar und Inhaber des Brauhauses „Webster“ wünscht er sich aber einen neuen Mieter, der zum Dellplatz passe. „Mit der Säule und dem Filmforum haben wir uns immer schon vom Innenhafen abgehoben und konnten den Duisburgern ein breiteres Gastronomie-Angebot bieten“, erklärt Weber. Mit Blick auf die neue Wohnbebauung, die auf dem Areal des St. Vincenz-Hospitals entstehen soll, stellt er allerdings die Frage, ob den neuen Nachbarn wohl ein Club gefallen würde.
„Zu möglichen Interessenten und inhaltlichen Konzepten kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen“, erklärt Gerhild Gössing auf Nachfrage. Seit 1997 ist die Gebag im Besitz des ehemaligen „Hundertmeisters“, deshalb habe die Stadt auch kein Mitspracherecht an wen das „Grammatikoff“ weiter vermietet werde. Aber, betont Gerhild Gössing: „Natürlich hat die Gebag auch ein großes Interesse an der positiven Entwicklung der Stadt Duisburg und sie profitiert als Vermieterin ja auch davon. Kultur gehört zu einer lebenswerten Stadt.“
Der Name Grammatikoff könnte bald Geschichte sein
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Gesucht werde jedenfalls ein Pächter für die gesamte Immobilie, also sowohl für die Kneipe im Erdgeschoss als auch für den Veranstaltungsraum mit Bühne im Obergeschoss. Die Mindestlaufzeit des Mietvertrags werde dann individuell ausgehandelt. Der Name „Grammatikoff“ könnte jedenfalls bald Geschichte sein: Der Nachmieter könne frei wählen, wie er Kneipe und Eventlocation künftig nennen möchte. Ob der Saal vielleicht als weiterer Raum für das Filmforum dienen könne, solle „ergebnisoffen“ besprochen werden. Sicher ist nur – in Zeiten von Corona sei die Vermietung nicht gerade eine leichte Aufgabe. Die Interessenten sollen sich aber wohl schon vor der Corona-Krise für eine Nachfolge im „Grammatikoff“ interessiert haben.
>> Stühlerücken am Dellplatz
Der Wechsel im Grammatikoff ist nicht die einzige Veränderung am Dellplatz. Vor kurzem hat mit Michael Beckmann ein neuer Chef im Filmforum das Ruder übernommen und auch das Café Movies wird von einem neuen Pächter geführt. Marc Weber findet, das biete eine Chance für Veränderung.
Das Grammatikoff ist übrigens eine von zwei kulturell genutzten Immobilien, die die Gebag vermietet. Bei der anderen handelt es sich um die Alte Feuerwache in Hochfeld, in der allerdings seit einigen Jahren keine Veranstaltungen mehr stattfinden. Gerhild Gössing erklärt den Unterschied zwischen den Objekten: „Beim Grammatikoff fungiert die Gebag als Verpächterin von Gewerberäumen. Veranstalter ist dann der Pächter. Das ist auch der entscheidende Unterschied zur Vermietung für spezielle Veranstaltungen an Gruppen in der Alten Feuerwache.“ Hier könne die Gebag in die Rolle der Veranstalterin rutschen und müsste dann für die Sicherheit der Teilnehmer haften.