Duisburg. Blutspendedienste und Kliniken in Duisburg schlagen Alarm: So wenig Blutkonserven waren noch nie auf Lager. Welche Gründe es für den Mangel gibt.

Der Mangel an Blutkonserven in Duisburger Krankenhäusern hat sich weiter verschärft. Nachdem es Anfang Juni einen Appell des Evangelischen Klinikums Niederrhein und des Bethesda-Krankenhauses gegeben hatte, Blut zu spenden, mussten jetzt Operationen verschoben werden.

Betroffen war das Herzzentrum in Meiderich, in dem „vereinzelt große Operationen“ um ein oder zwei Tage verschoben werden mussten. An den anderen Standorten des Evangelischen Klinikums wurden keine Operationen abgesagt oder verschoben, so Kliniksprecherin Jessica Reinartz.

Zwar habe man ein „außerordentlich gutes Krisenmanagement“, mit dem man die Knappheit an Blutkonserven auffangen könne, so Reinartz, dennoch wird weiter zu Spenden bei den Blutspendediensten aufgerufen. Gerade bei Herzoperationen werden viele Blutkonserven benötigt, wenn Patienten an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden müssen.

[Alle aktuellen Entwicklungen zur Corona-Pandemie in Duisburg lesen Sie jeden Abend im Duisburg-Newsletter.Jetzt hier kostenlos für den Newsletter anmelden.]

Für die vier Helios-Kliniken in Duisburg wird mitgeteilt: „Noch können alle Eingriffe wie geplant durchgeführt werden. Aber auch wir verzeichnen einen sich weiter zuspitzenden Engpass, der OP-Verschiebungen in naher Zukunft nicht mehr sicher ausschließt.“

Blutspende-Organisationen schlagen Alarm

Sowohl das BZD Blutspendezentrum in Duisburg als auch das DRK schlagen Alarm, weil in der Region ein nie da gewesener Mangel an Blutkonserven herrscht. „Wir haben sonst 800 rote Blutkonserven im Depot, in Ferienzeiten auch schon mal 200 oder 300, in den letzten Wochen waren es mit Mühe und Not 20“, sagt Brigitte Dingermann vom BZD an der Königstraße. „Ein schwer verletztes Unfallopfer braucht 20 bis 30 Konserven zur Lebensrettung – von der passenden Blutgruppe“, schildert Brigitte Dingermann, die die Lage „gruselig“ nennt.

Auch interessant

Mit Beginn der Corona-Pandemie hatte es zunächst eine große Spendenbereitschaft gegeben, aber mit Beginn der Maskenpflicht sei die stark zurückgegangen. „Zwei Stunden mit Maske spenden nervt wohl“, vermutet sie. Außerdem habe es bei den Corona-Regelungen im Einzelhandel ständig Veränderungen gegeben, da hätten viele Spender nicht mehr gewusst, ob das Spendezentrum geschlossen oder geöffnet hat. Darüber sei auch nie informiert worden. „Und bevor die Leute umsonst kommen, kommen sie gar nicht.“

Was Brigitte Dingermann zusätzlich erschüttert, sind die Notrufe aus überschwemmten Gebieten. „Dabei schaffen wir es nur mit Mühe und Not, unsere Region zu versorgen.“ Nicht zuletzt wird etwa die Hälfte der Blutkonserven für Krebspatienten benötigt. Jetzt versuche man, die Spender zu locken: „Wir zahlen bis Ferienende einen Notstandszuschlag, statt 20 gibt es 25 Euro für eine Spende.“

Hochwasser sorgt für zusätzliche Verknappung

Bei den DRK-Blutspendeterminen dauert es zehn bis 15 Minuten, dann ist der Beutel voll. Anschließend gibt es ein Lunchpaket.
Bei den DRK-Blutspendeterminen dauert es zehn bis 15 Minuten, dann ist der Beutel voll. Anschließend gibt es ein Lunchpaket. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Von einer „außergewöhnlichen Situation in diesem Sommer“ spricht auch Stephan Küpper vom DRK-Blutspendedienst. Noch von Januar bis April sei das Spendenaufkommen „sehr auskömmlich gewesen“. „Mit dem Wegfall der Corona-Restriktionen ist das Blutspenden massiv eingebrochen.“ Möglicherweise habe jetzt erstmal der Urlaub an erster Stelle gestanden.

Auch interessant

Erschwerend komme hinzu, dass die Kliniken unter Volllast operieren, um die wegen Corona verschobenen OPs abzuarbeiten. Deswegen sei der Bedarf an Blutkonserven höher als in den vergangenen Jahren im Sommer. Besonderer Mangel herrscht bei Rhesus negativen Blutgruppen. „Die Kliniken bestellen zehn Konserven und bekommen vier.“

Zuletzt hat die Hochwasserlage für eine weitere Verknappung gesorgt. „Uns sind 16 Spendetermine verloren gegangen“, sagt Küpper. Größtes Problem sei die gestörte Infrastruktur mit abgesoffenen, gesperrten Straßen und voll gelaufenen Spendenstandorten wie etwa in Weilerswist, wo das Gebäude nicht erreichbar sei. In Duisburg sei es letzte Woche hingegen gut gelaufen. Mit 60 Spendern im City-Palais hatte man gerechnet, 63 sind gekommen.

>>BLUTSPENDE AUCH NACH DER IMPFUNG

  • Wie das DRK mitteilt, darf man auch nach einer Corona-Impfung Blut spenden. Das gelte für alle Impfstoffe. Sofern keine Impfreaktionen wie Fieber oder eine lokale Schwellung auftreten, können Geimpfte am Folgetag schon wieder Blut spenden. Alle Coronaschutzverordnungen nehmen Blutspendetermine von den aktuellen Beschränkungen ausdrücklich aus.
  • Während Spender im BZD Blutspendezentrum zu den Öffnungszeiten (montags bis freitags 8 bis 19 Uhr, samstags 8 bis 13 Uhr) ohne Anmeldung vorbei kommen können (Info: www.blutspendezentren.de), ist beim DRK eine Terminvereinbarung nötig unter www.blutspende.jetzt