Duisburg. Die Reihe „Beat“ geht weiter:„Repercussion“-Schlagzeuger, Streicher und Bläser erzeugten Klangduschen in einem Cyberraum namens Philharmonie.

„Nexus“ nennt die die städtische Musikdirektion die vierte Auflage ihrer mittlerweile etablierten Konzertreihe „Beat“. Ein Begriff, der auf Grenzüberschreitung hinzielt und damit den Kern des jüngsten Beitrags in der unter Pandemie-Bedingungen „ausverkauften“ Philharmonie Mercatorhalle trifft. Mit dabei waren am Freitagabend wieder das experimentierfreudige Schlagzeugquartett „Repercussion“ sowie ein Streichquartett und zwei Bläser der Duisburger Philharmoniker.

Die Schauspielerin Marissa Moeller thronte während des gesamten Abends über dem zweistöckigen Bühnenaufbau, auf dem sich die Musiker mit ihrem teilweise aufwendigen Instrumentarium postierten. Mit ihrer charismatischen Erscheinung moderierte sie das Programm, wobei sie mit ihrer roboterhaften Artikulation und den formelhaft, oft bewusst monoton wiederholten Texten wesentlich zur Atmosphäre eines imaginären Cyber-Raums beitrug. Nicht minder die munteren Lichteffekte und Video-Einblendungen, die die Mercatorhalle in einen künstlichen Welt(en)raum verwandelten.

„Beat#04, Nexus“: Schauspielerin Marissa Moeller thronte in der Philharmonie Mercatorhalle über dem zweistöckigen Bühnenaufbau.
„Beat#04, Nexus“: Schauspielerin Marissa Moeller thronte in der Philharmonie Mercatorhalle über dem zweistöckigen Bühnenaufbau. © Marie Laforge

Philharmoniker passten sich plüschigem Schmusesound an

Passend dazu ergossen sich überwiegend minimalistisch inspirierte Klänge über die Zuschauer, die an psychedelische Musiktraditionen anknüpfen, mit ihren sanft tönenden, aber gnadenlos rotierenden Endlosschleifen auch einlullend wirken können.

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Bezeichnend, dass die Schlagzeuger überwiegend Stabspiele verwendeten, noch dazu meist mit weichen Schlegeln, so dass die Xylophone, Metallophone & Co. einen Teppich nahezu weihnachtlich anmutender Glocken- und Glöckcheneffekte erzeugten. Härtere Fell- oder Metallinstrumente wurden dagegen äußerst sparsam eingesetzt.

Die vier Streicher und die beiden Bläser der Duisburger Philharmoniker passten sich dem plüschigen Schmusesound flexibel an, konnten aber nur wenig eigene Impulse setzten. Wie so oft bei Crossover-Projekten, wenn selbst große Sinfonieorchester Rock-Bands nur eine süffige Klangfolie bieten dürfen.

Klangduschen und Kultcharakter

Duisburger Philharmoniker- Auftakt fürs Festival „Eigenzeit“ Bei minimalistisch geprägten Programmen darf natürlich Phil Glass nicht fehlen. Und Johann Sebastian Bach ist mit seiner zeitlos abstrakten Tonsprache für jedes grenzüberschreitende Experiment geeignet. Mit ihrer Interpretation führten die Musiker die Triosonate BWV 528 streckenweise in hörenswerte Jazz-Gefilde. In den anderen Stücken stellten sie Bezüge zu verschiedensten Stilen der aktuellen Musik her.

Schade, dass die Titel der Beiträge und der Komponisten nur visuell am Ende der 75-minütigen Performance eingeblendet wurden. Ein Programmblatt mit einigen Zusatzinfos hätte nicht geschadet.

Aber angesichts des Kultcharakters der Reihe und der offensichtlich nachhaltigen Wirkung der Klangduschen lassen sich solche Defizite verschmerzen: Das Publikum reagierte mit großem und lang anhaltendem Beifall.