Duisbburg. . Im Stadttheater startete die neue Reihe „BEAT“. Das Spitzenensemble „Repercussion“ spielte ein hervorragendes, weil außergewöhnliches Konzert.
Die Legende des faulen Schlagwerkers hält sich seit Jahrzehnten in Ensembles aller Art, vor allem aber in den großen Orchestern. Während sich die Kollegen an Streich- und Blasinstrumenten abrackern, haben die Herren in der letzten Reihe erstmal ein paar hundert Takte Pause, bevor sie einen Finger krümmen müssen. Dass Schlagwerker aber eigentlich einen genauso harten Job machen, oft sogar vielseitiger sind als ihre Kollegen im Rampenlicht, stellte das Schlagwerkensemble „Repercussion“ im Stadttheater klar. Veith Kloeters, Stephan Möller, Rafael Sars und Johannes Wippermann – allesamt gestandene Orchesterschlagwerker und anderweitig erfahrene Profimusiker – eröffneten mit dem ersten Konzert der Reihe „Beat“ eine hoffentlich neue Tradition am Stadttheater.
Instrumente facettenreich präsentiert
Ursprungsidee, so verrät das Begleitheft, sei es gewesen, das „Instrumentarium facettenreich vorzustellen“. Dafür mussten die vier Musiker zunächst nicht einmal auf der Bühne stehen, denn die unzähligen großen und kleinen Instrumente waren echte Blickfänger. Drumsets, Klangschalen, Effektinstrumente, Eimer, Töpfe: Alles was Klang und Namen hat, setzten die vier Musiker auch ein. Übrigens auch Marimba- und Vibraphone, chromatisch gestimmte Instrumente, mit denen Musiker auch Melodien und Harmonien spielen können – Erleichterung für die Zuschauer, die sich vor dem Konzert im Foyer fragten, ob sie denn „wohl 90 Minuten Getrommel aushalten“ könnten. Die Bedenken waren allerdings schnell vergessen.
Aushalten mussten die Zuschauer das Konzert ohnehin nicht, vielmehr genießen. Zum Beispiel das Eröffnungsstück des Abends, „Music for Pieces of Wood“ von Minimal-Meister Steve Reich. Weil der Titel hält was er verspricht, nämlich bloß fünf hohle Stücke Holz die wiederum mit Holzschlägeln zum Klingen gebracht werden, mag der Eindruck entstehen, Schlägerei würde schnell langweilig werden. War sie aber nicht, denn die Patterns, die die Musiker spielten, griffen in- und übereinander und erschufen immer neue Figuren, „Phasenverschiebung“ nennt sich das. Immer schob sich eine andere Stimme in den Vordergrund und wurde quasi zur Melodiestimme, die Polyrhythmik die sich daraus ergab, war interessanter als manches Orchesterwerk.
John Psathas „One Summary“ kam wesentlich sphärischer daher, ohne klares Metrum. Mehr Klangcollage als stringentes Musikstück brachte auch dieses Stück die Zuschauer in Bedrängnis: Beobachten, was auf der Bühne passiert oder die Augen schließen und sich von den Klangwellen treiben lassen? So oder so, die geisterhaften Klänge gestrichener Becken oder die vollen Schläge des Marimbaphons zeigten, dass die vier Schlagwerker die Bühne auch als Raum nutzen, und eben nicht nur als Abstellfläche für ihr Instrumentarium.
Bewegtbild-Kollektiv am Werk
Bei Tomer Yarivs „Gyro“ spielten zum Beispiel zwei Drumsets ein Duett, hochkomplex und hervorragend gespielt von „Repercussion“. Dazu arbeitete, wie bei jedem Stück des Abends, das Bewegtbild-Kollektiv „Warped Type“ mit Projektionen auf der Leinwand, im Falle von „Gyro“ mit Lichtblitzen, die über die Leinwand zuckten, wenn eine Trommel geschlagen wurde. Bei Bachs „Allemande“ und „Courante“ aus der Französischen Suite Nr. 2 waren es Prismen die sich auf der Leinwand verschoben, während die Musiker das umarrangierte Werk spielten. So wurde „BEAT #01“ zu einem wahrhaftigen, Konzerterlebnis“, das hoffentlich bald in die nächste Runde geht.
>>>> Weitere Informationen zu den Veranstaltungen
Ein neuer Termin für das nächste Konzert in der „Beat“-Reihe steht noch nicht fest – allerdings sind sich die Veranstalter einig, dass die Reihe fortgesetzt werden soll.
Einen Überblick über das aktuelle Programm der Duisburger Philharmoniker, aber auch Eigenproduktionen des Jugendtheater-Clubs Spieltrieb und anderer Stücke bekommt man im Netz auf der Seite www.theater-duisburg.de.