Duisburg. Wilde Trommelschläge vereinen sich mit zarten Piano-Klängen. „Repercussion“ wagt in der Duisburger Mercatorhalle spannende Experimente.
Wenn die vier Herren von „Repercussion“ in der Mercatorhalle auftreten, dann knallt es, denn auf ihren Schlaginstrumenten erzeugen sie kraftvolle Klänge. Zum dritten Mal war das Ensemble in der Reihe „Beat“ zu erleben. Als Gastmusiker brachten sie diesmal den Pianisten Frank Dupree mit, der ebenfalls seine Leidenschaft für das Schlagwerk beweisen konnte.
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Am Beginn des Abends stehen mystische Klänge: Die vier Perkussionisten schlagen nicht sofort zu, sondern summen tiefe Töne, während Frank Dupree die Saiten und den Korpus des Flügels mit Stoffschlägeln bearbeitet. Doch so ruhig bleibt es nicht lange, dann rattern auch schon die Rhythmen aus dem Marimbaphon. Während Frank Dupree am Klavier sitzen bleiben kann, kommt bei den Musikern an den Stabspielen eine gehörige Laufstrecke dazu, denn zwischen dem tiefsten und höchsten Ton liegen gut zwei Meter Abstand.
Duisburg: Moderation muss erst Anlauf nehmen
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„Spine“ von Michael Laurello beginnt mit wuchtigen Trommelschlägen, verdichtet sich rhythmisch und nimmt immer neue Anläufe. Zwischendurch spielen die vier Musiker Veith Kloesters, Simon Bernstein, Rafael Sars und Frank Wippermann kleine Soli. Manchmal gibt es sogar kurze Ruhepausen, doch dann brechen die Trommelschläge erneut mit ungehemmter Wucht los. Die Moderation aus den Reihen des Ensembles kommt anfangs etwas schlurfig und beläufig daher, wird später aber unterhaltsam: So berichten die Musiker, wie der Kontakt zu Frank Dupree entstand: Der spielte im Juni 2018 mit den Duisburger Philharmonikern Gershwins Klavierkonzert und zur Zugabe begleitete ihn „Repercussion“-Mitglied Rafael Sars, der auch im Orchester das Schlagwerk bedient.
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Dupree selbst erzählt, dass er als Kind und Jugendlicher eine intensive Leidenschaft für das Schlagwerk ausgelebt habe, bevor er sich dann doch für das Klavier entschied. Frank Dupree erfüllt auch den Bildungsauftrag, den ein Konzert in der Mercatorhalle haben sollte: Claude Debussys Klavierstück „Die versunkene Kathedrale“ wird mit Hall und Obertönen angereichert und wandert dann über die Lautsprecher durch den Saal.
Debussy Raumklang ist ein spannendes Experiment
Dieser Debussy-Raumklang ist ein spannendes Experiment, doch wirken die Klangbewegungen eher zufällig, wenn das Stück mitten in einer Melodie abgeschnitten wird, um dann an anderer Stelle im Saal fortgesetzt zu werden. Luciano Berios meditatives „Wasserklavier“ wird im Finale mit geloopten Rhythmen unterlegt. Das ist ein pfiffiges Mittel, um zeitgenössische Avantgarde-Musik massentauglich zu machen. Bei einer Ensemble-Komposition Nikolai Kapustins kann Frank Dupree seine perkussive Leidenschaft am Flügel ausleben. Mit Schlägeln bearbeitet er den Korpus, was darin mündet, dass der Pianist trommelnd unter seinem Instrument liegt. Auf einen finalen Sprung in den Flügel verzichtet Frank Dupree dann aber.
Optisch untermalt wird das Konzert mit einer Lichtshow aus Neonröhren, die hinter den Musikern angebracht sind. Wenn die Beleuchtung vollständig aktiviert ist, wie am Beginn des Konzertes, sind die Neonröhren so grell, dass das Publikum geblendet wird. Gelungen ist aber das Pulsieren der Beleuchtung im Rhythmus der Musik, wie dies bei anderen Werken praktiziert wird. Furioser Abschluss des Abends ist „The Wave Impressions“ von Keiko Abe. Alle Stab- und Metallspiele sowie die Trommelfelle werden abwechslungsreich und virtuos traktiert. Als Zugabe gibt es noch eine kleine Nummer mit Latin-Percussion, doch dann halten die fünf Musiker, was sie vorher versprochen haben: Sie eilen direkt von der Bühne zu Aftershow-Party im Foyer. Doch nach dem Erfolg dieses Konzertes kann man sicher sein: „Beat#04“ kommt bestimmt.