Duisburg. Der Duisburger Komponist Hauke Berheide hat die Reihe konzipiert, die noch im Juni beginnen kann. Die Leichtigkeit der zeitgenössischen Musik.
Eigentlich hätte das Festival „Eigenzeit“ der Duisburger Philharmoniker bereits im April stattfinden sollen. Auch das musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Zwei Konzerte der vom Duisburger Komponisten Hauke Berheide konzipierten Reihe finden noch im Juni statt: am 23. im Duisburger Hof und am 27. im Stadttheater.
Im Opernfoyer wird eifrig montiert und ausprobiert: Gemeinsam mit Schlagwerker Kersten Stahlbaum von den Philharmonikern und Festivalleiter Hauke Berheide baut Violeta Cruz ihre Klangskulptur. Die 1985 in Kolumbien geborene Komponistin ist für das Konzert „Dingfest“ am 27. Juni (Beginn 19.30 Uhr) eigens aus Paris angereist, um ihre neue Klangskulptur aufzubauen.
Komponistin baut mit an einer musikalischen Waage
Ein detaillierter Konstruktionsplan hilft beim Bau einer musikalischen Waage, die im Konzert im Zusammenspiel mit einem Streichquartett erklingen wird. Über einem schwarzen Auffangtuch sind auf der einen Seiten kleine Becken und Schieferplatten montiert. Hier sollen Sand und kleine Steine über die Tonerzeuger rieseln, diese zum Schwingen bringen, dann ins Tuch fallen und es so beschweren. Während sich diese Seite senkt, steigt die andere in die Höhe und erzeugt dabei ebenfalls Klänge.
[Weitere Nachrichten aus Duisburg lesen Sie hier.]
NRW unterstützt Duisburger Philharmoniker für neue Konzerte Komponistin Violeta Cruz, erzählt, dass es in ihrem Stück „The Cricket and the Snail“ besonders darum geht, mit den Erwartungen des Publikums zu spielen: „Schon bevor ein Klang entsteht, haben die Zuhörer durch den Anblick der Skulptur eine Vorstellung von dem, was sie gleich hören werden!“ Zwar wird die Installation von einem Schlagwerker aktiviert, aber sie reagiert nicht taktgenau, sondern besitzt einen gewissen Zufallsmoment.
Festival will Schwellenangst vor zeitgenössischer Musik nehmen
„Deshalb müssen die Musiker auch genau auf die Klangskulptur hören, um im richtigen Augenblick einsetzen zu können.“ Inspirationsquelle für die Komposition ist zwar die japanische Fabel „Die Heuschrecke und die Schnecke“, doch Violeta Cruz möchte dem Publikum keine Interpretation vorschreiben: „Durch die Klangskulptur hat die Aufführung einen starken theatralischen Moment, es gibt viel zu sehen, aber letztlich soll sich jeder Zuhörer und Zuschauer seine eigenen Gedanken machen.“
Eigenzeit-Kurator Hauke Berheide geht es im Konzert „Dingfest“ darum, dem Publikum die Schwellenangst vor zeitgenössischer Musik zu nehmen. Er will die Zuhörer mit ungewöhnlichen musikalischen Arrangements locken. So drehen sich bei einer Komposition der Schwedin Lisa Streich ferngesteuerte Motörchen in den Instrumenten und streichen mit Papierstreifen über die Saiten. Von Hauke Berheide selbst erklingt ein Stück, in dem eine programmierte Spieluhr zum Einsatz kommt.
Leichtigkeit und Live-Erlebnis
„Ich möchte dem Publikum etwas Verspieltes anbieten, was eine gewisse Leichtigkeit besitzt. Gleichzeitig sollen diese Stücke auch ein besonderes Live-Erlebnis vermitteln, wie dies bei dem Stück von Violeta der Fall ist“, so der Duisburger, der bereits Werke für die Duisburger Philharmoniker und die Bayerische Staatsoper („Mauerschau“) komponiert hat. Gerade arbeitet er an dem Musiktheaterwerk „The People Out There“, das am 22. Dezember an der Oper Frankfurt Premiere hat.
Um Musik als Ding oder Gegenstand geht es auch im Konzert „My favorite Things“, mit dem das neue Festival bereits am Mittwoch, 23. Juni, um 20 Uhr im Hotel Duisburger Hof eröffnet wird: Jazztrompeter Matthias Schriefel bringt hier sein eigenes Jazztrio „Shreefpunk“ mit den Volksmusikern von „Netnakisum“ und Holzbläsern der Philharmoniker zusammen. Jodler, Fragmente von Broadway-Songs und eigene Kompositionen werden als „Fundstücke“ gesammelt und aus ihrem kommerziellen und traditionellen Rahmen befreit.
In der kommenden Spielzeit soll „Eigenzeit“ am 29. August mit einer Kombination aus Liederabend und Dichterlesung mit dem Lyriker Steffen Pop fortgesetzt werden, am 15. September ist das Programm „Phantasmagorie“ in der Liebfrauenkirche zu erleben.