Duisburg-Neudorf. Die vielen Stammgäste müssen sich nicht sorgen: Das „Costa Azzurra“ ist und bleibt geöffnet, auch wenn die Inhaber einen Käufer suchen.
Ob Annette und Jürgen Leygraf wussten, dass Giovanni Lattarulo ihnen in naher Zukunft nicht mehr die „ausgezeichneten“ Fisch-Spezialitäten oder den immer wieder gerne georderten Salat „San Remo“ servieren wird? Vermutlich nicht. Der Inhaber des stadtbekannten Restaurants „Costa Azzurra“ am Neudorfer Ludgeriplatz möchte auch nicht gerne darüber sprechen. Noch ist ja nichts in trockenen Tüchern, und die Inhaber Ursula und Giovanni Lattarulo betreiben ihr Lokal bis auf Weiteres, es bleibt geöffnet. Tatsache ist aber, dass das Restaurant auf einem Internet-Immobilien-Portal zur Pacht angeboten wird.
Abschied vom Restaurant „Costa Azzurra“ hat nichts mit Corona zu tun
Mit Corona habe das nichts zu tun, damit sei man zurande gekommen, aber irgendwann kommt halt der Zeitpunkt, wo das Alter sich – gerade im Gastgewerbe – bemerkbar macht. Der Gastronom mit italienischen Wurzeln hat das „Costa Azzurra“ 1978 in Neudorf eröffnet. Zuvor hatte er einige Monate im Rigoletto als Kellner gearbeitet.
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Wenn man seine gastronomische Vita betrachtet, war der jetzt 67-Jährige in dieser Funktion unter Wert beschäftigt. Aber der immer freundlich und offen wirkende Gastronom war sich nie zu schade, immer wieder neu zu lernen. Seine Familie stammt aus Italiens Süden, aus Apulien.
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Als es sein Vater beruflich nach Monaco zog, siedelte die Familie nach Ventimiglia an die italienische Riviera um. Die ligurische Kleinstadt liegt direkt an der französischen Grenze und somit auch an der Côte d’Azur. Die italienische Bezeichnung dieser weltbekannten Urlaubsregion lautet Costa Azzurra. Auf diese Weise nahm sich Giovanni Lattarulo mit dem Namen seines Ristorantes auch ein Stück Heimat mit nach Duisburg.
Duisburgs Costa-Azzurra-Inhaber war Kellner und Koch in Paris und London
Mit 14 hatte er in Italien in einem Nobel-Hotel eine Ausbildung zum Koch begonnen, anschließend trat er eine Stelle in Paris an. Danach zog es ihn nach London: „Ich wollte die Welt kennenlernen.“ Dort heuerte er bei einer der weltweit ersten Adressen an: Er arbeitete ein knappes Jahr im Restaurant des „Claridge’s“, einem 5-Sterne-Hotel. „Dort wurde ich erstmal zurückgestuft, wurde wie ein Auszubildender im dritten Lehrjahr eingesetzt“, erinnert sich Lattarulo. Aber das war für ihn kein Problem: „Da habe ich eine Menge gelernt, im Sterne-Restaurant gab es jeden Tag eine neue Karte.“
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In dem Haus gingen die Royals ein und aus, auch britische Spitzenpolitiker gehörten zu den Stammgästen. Auf sein zusätzliches Lehrjahr in London ist der in Neudorf heimisch gewordene Restaurant-Betreiber besonders stolz, einige Speisekarten aus der Zeit hat er zum Andenken mit nach Duisburg genommen.
Hierhin kam er auf Empfehlung eines Freundes: „Der hatte hier gearbeitet und schwärmte von der Stadt. Das hörte sich alles ganz toll an. Hinterher habe ich gemerkt, dass er sonst auch keine andere deutsche Stadt kannte.“
Bereut hat er seinen Entschluss nie, sich in Duisburg niederzulassen. Schließlich lernte er hier ja auch seine Frau Ursula kennen. Und zwar auf dem Straßenverkehrsamt: „Ich wollte meinen italienischen Führerschein umschreiben lassen, sprach aber noch nicht Deutsch.“ Und Italienisch, Französisch oder Englisch sprach der städtische Mitarbeiter, der für den Buchstaben „L“ zuständig war, nun wiederum nicht.
In Duisburg lernte der Gastronom seine Frau kennen – auf dem Straßenverkehrsamt
Da musste seine jetzige Frau Ursula einspringen, die Fremdsprachenkenntnisse hatte und dafür sorgte, dass Giovanni mit einem deutschen Führerschein ausgestattet wurde. „Seitdem bin ich den nicht mehr losgeworden“, schmunzelt Ursula Lattarulo. Zwei Kinder stammen aus der deutsch-italienischen Verbindung, in Duisburg fühlt sich Ehemann Giovanni rundum wohl: „Die Menschen sind sehr nett und freundlich, man muss einfach offen aufeinander zugehen, ist eigentlich ganz einfach.“
Am Herd steht er schon lange nicht mehr, das macht seit vielen Jahren Gaetano Mastrolonado zur vollen Zufriedenheit seines Chefs. Der kümmert sich – genau wie Ehefrau Ursula – vordringlich um seine Gäste.
Darunter befand sich in der Vergangenheit durchaus auch Prominenz. Dazu zählten neben dem Grünen-Politiker Jürgen Trittin auch Götz George und Thomas Gottschalk. Jean-Paul Belmondo kam in Begleitung während eines Film-Drehs in Duisburg noch kurz vor Mitternacht ins „Costa Azzurra“. „Der hatte keine hochtrabenden Wünsche, der wollte nur Spaghetti essen“, erinnert sich Lattarulo.
Da haben die Leygrafs, die mit ihrem Besuch die Sonne auf der Innenterrasse des Restaurants genießen, durchaus den gleichen Geschmack: „Die Spaghetti Aglio Olio ... absolute Spitze.“
>> DAS RISTORANTE „COSTA AZZURRA“
- Das „Costa Azzurra“ befindet sich am Ludgeriplatz, Danziger Straße 26, 47057 Duisburg.
- Das italienische Restaurant hat täglich durchgehend von 12 bis 1 Uhr geöffnet.
- Wer vor dem Abschied der Original-Inhaber noch einmal dort essen gehen möchte, kann einen Tisch reservieren unter: 0203 370044