Duisburg. Wieder verschickt eine Teststation Negativ-Bescheide, ohne getestet zu haben. Schließen musste der Betreiber seine Stationen aus anderen Gründen.
Der Fall eines Ehepaars, das negative Testergebnisse per E-Mail erhalten hat, ohne getestet worden zu sein, hat für Aufsehen gesorgt. Der beschuldigte Betreiber der betroffenen Teststation im Duisburger Forum, die „Prävention mit Kopf GmbH“ aus Düsseldorf, hat den Fehler eines Mitarbeiters vor Ort inzwischen eingeräumt. Nun muss ein weiterer privater Betreiber auf Nachfrage der Redaktion bestätigen, Negativ-Bescheide ohne vorherige Tests verschickt zu haben.
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Empfänger der Mail war am Mittwoch, 27. Mai, das Ehepaar Bernadette und Wolfgang Besold, das an dem Tag über das städtische Portal du-testet.de/duisburg für etwa 12.30 Uhr Schnelltests in einer Walsumer Teststation vor dem Stewes-Baumarkt gebucht hatte. „Die Termine habe ich dann vorher storniert“, erzählt Wolfgang Besold. „Getestet worden sind wir also nicht, und trotzdem haben wir die Bescheide bekommen.“
Duisburger kritisiert: Stadt hat sich für den Vorfall nicht interessiert
Er habe deswegen die Corona-Hotline der Stadt Duisburg angerufen und nach dortigem Rat auch die Feuerwehr per Mail über den Vorfall informiert. „Geantwortet hat niemand“, sagt der Walsumer. Er habe es dann ohne Erfolg im Service-Center der Stadt sowie telefonisch auch noch mal bei der Feuerwehr versucht und sich schließlich an die Redaktion gewendet.
Die Stadt verweist auf Nachfrage an den Betreiber der Teststation. Nur dieser könne hinsichtlich einzelner fehlerhafter Testergebnisse Auskunft geben. In diesem Fall handelt es sich um die „H.i. Competence GmbH“ mit Sitz in Gelsenkirchen, die den Vorfall mit Bedauern bestätigt.
Betreiber aus Gelsenkirchen spricht von menschlichem Versagen
Der Betreiber spricht von menschlichem Versagen, einem „falschen Klick“ eines Mitarbeiters des „vollumfänglich für die Abwicklung vor Ort“ verantwortlichen Dienstleisters. Weiter heißt es in einer Stellungnahme: „Wir führen laufend Qualitätssicherungsmaßnahmen durch, so dass eine Minimierung von Fehlerquellen gewährleistet ist.“
Dies ist allerdings aktuell für die Teststation in Walsum gar nicht erforderlich, denn diese ist bereits seit dem 2. Juni geschlossen – allerdings nicht wegen der fälschlicherweise verschickten Negativ-Befunde ohne vorherige Tests.
Die Stadt Duisburg hat nach Angaben ihres Sprechers Jörn Esser dort zuvor aber bei mehreren Kontrollen Mängel im Hygienebereich festgestellt, beispielsweise hinsichtlich der Verwendung von zulässigen Desinfektionsmitteln.
Gravierende (Hygiene-) Mängel: Alle sechs Duisburger Teststandorte des Betreibers derzeit dicht
„Der Standort musste vorübergehend schließen, konnte nach Behebung der Mängel vorerst wieder geöffnet werden“, so Esser. Mittlerweile seien aber die Testungen wegen weiterer gravierender Mängel, unter anderem im Hygienebereich, bei zwei anderen Stationen an allen insgesamt sechs Standorten des Betreibers in Duisburg beendet worden – nicht nur vor Stewes in Walsum, sondern auch in den Stationen vor einem Laminat-Depot in Obermeiderich, vor Hornbach in Neumühl, auf dem Zoo-Parkplatz sowie auf den Parkplätzen bei Venator und beim ASCD an der Regattabahn.
Die „H.i. Competence GmbH“ arbeitet nach eigenen Angaben derzeit daran, die Mängel zu beseitigen und hofft, bald wieder testen zu können. Ob die Chance dazu besteht, ist noch unklar. Die Stadt hält sich bedeckt: „Wir werden dies im persönlichen Austausch mit dem Betreiber klären“, so Sprecher Esser.
>> ABRECHNUNGSBETRUG IN BADEN-WÜRTTEMBERG? BETREIBER WEHRT SICH GEGEN VORWÜRFE
- Der Gelsenkirchener Betreiber ist in Baden-Württemberg nach Berichten der Badischen Zeitung wegen angeblicher per E-Mail verschickter Testbescheinigungen an Personen, die zuvor gebuchte Termine nicht wahrgenommen haben sollen, bei Polizei und lokalen Ordnungsämtern angezeigt worden. Es bestehe der Verdacht des Abrechnungsbetruges, heißt es in dem Medienbericht.
- Die Polizei in Freiburg hat dies mit Verweis auf laufende Ermittlungen weder bestätigt noch dementiert.
- Nur so viel: Das Landeskriminalamt habe vereinzelte Hinweise auf Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem Betrieb von Corona-Schnelltestzentren in Baden-Württemberg vorliegen. In diesen Fällen werde durch die zuständigen Polizeipräsidien auch die strafrechtliche Relevanz geprüft.
- Der Gelsenkirchener Betreiber selbst hat die Vorwürfe auf Nachfrage der WAZ-Lokalredaktion Gelsenkirchen vehement zurückgewiesen.