Gelsenkirchen. In Testzentren einer Tochterfirma der Gelsenkirchener Stölting-Gruppe sind falsche Bescheide angezeigt worden. Wie der Chef das erklärt.

Während sich die Ermittlungen der Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Abrechnungsbetrug bei Corona-Schnelltests weiterhin nur auf das Bochumer Unternehmen Medican beschränken, sieht sich nun auch die Gelsenkirchener Stölting-Gruppe einem ähnlichen Vorwurf ausgesetzt.

Berichten der Badischen Zeitung zufolge ist es bei Coronatests des Anbieters H.i. Glove & Service GmbH – einer Tochterfirma der Stölting-Gruppe – zu Unregelmäßigkeiten gekommen, die bei der Polizei und lokalen Ordnungsämtern zur Anzeige gebracht worden seien.

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Demnach sollen aus mehreren Testzentren im baden-württembergischem Landkreis Emmendingen per Mail Testbescheinigungen an Personen verschickt worden sein, obwohl diese ihre zuvor gebuchten Termine nicht wahrgenommen hatten. Es bestehe der Verdacht des Abrechnungsbetruges, heißt es in dem Medienbericht.

Polizei Freiburg geht Hinweisen auf Testbetrug nach

Die Polizei in Freiburg erklärt dazu, dass dem Landeskriminalamt vereinzelte Hinweise auf Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem Betrieb von Corona-Schnelltestzentren in Baden-Württemberg vorliegen. In diesen Fällen werde durch die zuständigen Polizeipräsidien auch die strafrechtliche Relevanz geprüft.

Ob es dabei auch – wie von der Badischen Zeitung berichtet – um die Testzentren der Stölting-Tochter geht, beantwortet Özkan Cira, Sprecher der Polizei Freiburg, mit Verweis auf laufende Ermittlungen indes nicht.

Dominik Mosbacher weist die Vorwürfe zurück

Dominik Mosbacher, Geschäftsführer der H.i. Glove & Service GmbH, die nach eigenen Angaben an mehr als 400 Standorten bundesweit mehrere Zehntausend Corona-Schnelltests jeden Tag durchführt, weist auf Nachfrage der WAZ die Vorwürfe vehement zurück. „Von unserem Unternehmen werden zu keinem Zeitpunkt bewusst Tests abgerechnet, die nicht durchgeführt wurden“, so Mosbacher.

Gleichwohl habe man nach Bekanntwerden der Vorwürfe den Sachverhalt intern geprüft. Schließlich läge es „im ureigensten Interesse“ des Unternehmens hier für Aufklärung zu sorgen. „Nach ersten Erkenntnissen können wir einen solchen Fall lediglich mit einer Kombination aus technischem und menschlichem Versagen einzelner Mitarbeiter erklären“, sagt Mosbacher.

„Keine Fehler in Gelsenkirchener Testzentren“

In den Gelsenkirchener Testzentzentren des Unternehmens am Firmensitz im Bismarcker Hafen, an der Trabrennbahn in der Feldmark und bei Real an der Emscherstraße seien keine Unregelmäßigkeiten bekannt, beteuert Geschäftsführer Mosbacher. Dass bei mehr als 1500 Mitarbeitern in den Testzentren vereinzelt Fehler passieren könnten, sei ärgerlich, aber nicht gänzlich auszuschließen.

Unklar ist noch, ob wie berichtet gleich aus mehreren H.i.-Testzentren im Landkreis Emmendingen Fehlbescheide versendet wurden oder nur aus einem. Dominik Mosbacher jedenfalls erklärt, dass er nur von einem Fall wüsste.

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Keinesfalls jedoch handele es sich um ein systematisches Vorgehen, dass darauf abzielt, mehr Tests abzurechnen als tatsächlich durchgeführt wurden. Nach Auskunft des Unternehmens seien in einzelnen Fällen Mails mit Coronatest-Ergebnissen versehentlich an Personen geschickt worden, die deshalb schon in der Datenbank hinterlegt waren, weil sie sich zwar zuvor für einen Test angemeldet haben, zu diesem aber nicht erschienen sind.

„Wir führen laufend Qualitätssicherungsmaßnahmen durch, sodass eine Minimierung von Fehlerquellen gewährleistet ist. Vor allem arbeiten wir mit Hochdruck daran, Vorkommnisse wie die beschriebenen auszuschließen“, beteuert der Gelsenkirchener Unternehmer.