Duisburg. Schnellteststationen sind wegen angeblichen Abrechnungsbetrugs in der Diskussion. Was die Stadt kontrolliert und ein privater Betreiber sagt.

Abrechnungsbetrug bei Schnelltests wird einigen privaten Betreibern von Teststellen in NRW vorgeworfen. Ein solcher Fall ist in Duisburg der Öffentlichkeit nicht bekannt. Die Stadt sieht sich bei der Kontrolle von Abrechnungen ohnehin nicht in der Verantwortung, da diese „über das Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit mit der KV“ erfolgten, so Sprecher Peter Hilbrands. Was die Stadt überprüfe, sind die Bewerbungen von Teststellen-Betreibern mit den jeweiligen Test- und Hygienekonzepten und den laufenden Betrieb. Und hier seien durchaus Mängel und Qualitätsdefizite etwa bei der Durchführung von Schnelltests festgestellt worden, so Hilbrands.

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Neben rund 90 Teststationen in Arztpraxen, rund 20 in Apotheken sowie zwölf kommunal betriebenen Testzentren seien 40 private Teststellen beauftragt worden. 26 davon haben demnach bereits den Betrieb aufgenommen, die restlichen 14 sollen in den nächsten Tagen starten.

Stadt Duisburg: Fast alle Schnellteststationen mussten wegen Mängeln zunächst vorübergehend den Betrieb einstellen

Alle Teststellen, so Hilbrands, werden jeweils unmittelbar nach dem Start kontrolliert. „Bei Bedarf beziehungsweise Beschwerden gibt es darüber hinaus außerplanmäßige Kontrollen“, erklärt Hilbrands. „Von den 26 privaten Teststationen wurden 14 erfolgreich durch das Gesundheitsamt abgenommen. Bis auf wenige Ausnahmen mussten aber fast alle Stationen zunächst vorübergehend den Betrieb einstellen, um Mängel zu beseitigen.“

Konkret seien nicht nur Mängel bei der Durchführung der Testungen bemerkt worden, sondern etwa auch bei der Schulung des Personals, den Hygienevorgaben, Räumlichkeiten, der allgemeine Aufteilung, Lagerung von Medizinprodukten, abwischbaren Flächen und Böden, Sanitäranlagen beziehungsweise Möglichkeiten zum Händewaschen und bei der Abfallentsorgung. „Aktuell finden weitere Begehungen von Teststandorten statt“, so der Stadtsprecher.

Schnellteststation seit gut einer Woche im Forum

So zuletzt auch im Untergeschoss des Forum in der Duisburger City, wo die „Prävention mit Kopf“ GmbH aus Düsseldorf neben dem Einkaufszentrum an der Asterlager Straße in Rheinhausen seit gut einer Woche eine weitere Schnellteststation betreibt.

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„Wir finden es gut, dass das Gesundheitsamt stark kontrolliert“, sagt Vertriebsleiter Michael Koderholt. „Bei unserer Teststation im Forum wurden auch Mängel kritisiert, welche wir jedoch binnen einer fairen beziehungsweise angemessenen Frist beheben konnten. Wir mussten zum Beispiel den Reinigungs- und Desinfektionsplan ersichtlich aushängen. Zwischenzeitlich schließen mussten wir unseren Betrieb aber nicht.“ Dies bestätigt die Stadt. Allerdings seien vier Besuche nötig gewesen, bis alle Mängel beseitigt waren.

Vertriebsleiter Michael Koderholt steht vor der Schnellteststation, die die „Prävention mit Kopf“ GmbH aus Düsseldorf im ersten Untergeschoss des Forum in der Duisburger City seit gut einer Woche betreibt.
Vertriebsleiter Michael Koderholt steht vor der Schnellteststation, die die „Prävention mit Kopf“ GmbH aus Düsseldorf im ersten Untergeschoss des Forum in der Duisburger City seit gut einer Woche betreibt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die „Prävention mit Kopf“ GmbH nimmt nach Angaben des Vertriebsleiters im Schnitt 150 bis 250 Schnelltests pro Tag im Forum vor. Termine sind buchbar über das städtische Portal du-testet.de/duisburg.

Sarkastische Kommentare von Kunden

„Die Tests werden natürlich dank Softwarelösung korrekt abgerechnet“, sagt Koderholt. Im Gegensatz zu Duisburg habe es an anderen Standorten wie in Frankfurt angesichts der aktuellen Diskussionen zuletzt durchaus mal sarkastische Kommentare von Kunden gegeben.

Er verhehlt nicht, dass das Geschäft mit Schnelltests ein lukratives sein kann. „Aber wir müssen, um eine Teststation überhaupt betreiben zu können, finanziell auch erheblich in Vorleistung treten. Wir reden da etwa für Auf- oder Umbau oder das Personal von 10.000 bis 15.000 Euro pro Station“, so der Vertriebsleiter, der abschließend betont: „Wir sind ein seriöses Unternehmen, aber schwarze Schafe gibt es in jeder Branche.“

>> STADT DUISBURG: HUNDERTTAUSENDE CORONA-SCHNELLTESTS BIS ENDE MAI 2021

  • Die Standorte der geöffneten Teststationen – darunter nach Angaben des Stadtsprechers Peter Hilbrands aktuell keine mobilen – sind zentral auf du-testet.de/duisburg gelistet. Der überwiegende Teil der kleinen Teststellen wie Praxen, Apotheken oder sonstigen private Stationen findet sich laut Hilbrands dort allerdings nicht. Eine Apothekerin aus Duisburg hat dies unlängst damit begründet, dass sie schon früher mit den Testungen starten wollte und der Apothekerverband im großen Stil Werbung für die einheitliche Buchungsplattform „No-Q“ gemacht habe, die sie nun nutze.
  • Nach Angaben der Stadt werden täglich rund 13.000 Corona-Schnelltests, so genannte POC-Bürgertests, durchgeführt. Bis Ende Mai 2021 seien insgesamt 487.503 Schnelltests über das Portal „DU-testet“ vorgenommen worden, 26.781 davon an privaten Teststellen, wobei Bürgertests in Apotheken, bei Ärzten und in Unternehmen in diesen Zahlen nicht enthalten sind.
  • Zuletzt gab es laut Stadt rund 1500 Tests pro Tag in den Duisburger Apotheken, rund 50.000 waren es dort seit Beginn der Testungen im März.