Duisburg. Neben den Hausärzten beteiligen sich viele Frauenärzte an den Corona-Impfungen in Duisburgs Praxen. Erstaunlich, wen sie aktuell auch impfen.

Mit dem Einstieg der Fachärzte und Fachärztinnen ins Impfgeschehen sollte der Kampf gegen die Corona-Pandemie auch in Duisburg weiter Fahrt aufnehmen. Neben den Allgemeinärzten und der hausärztlich tätigen Internisten, die als erste in den Praxen geimpft haben, engagieren sich vor allem Frauenärzte und Kinderärzte. Andere Fachgruppen halten sich zurück.

Stoßen doch die Fachärzte, die gegen Corona impfen wollen, auf die gleichen Probleme wie die Hausärzte: schwankende Impfstoffmengen, hoher Verwaltungsaufwand, immenser Personaleinsatz. Bei einem Honorar von 20 Euro pro Impfung schlicht unwirtschaftlich, was bei einigen allerdings durch eine hohe Motivation, die Pandemie zu besiegen, ausgeglichen wird.

Duisburger Frauenarzt impft auch Männer

Bereits vor sechs Wochen sind die Duisburger Gynäkologen ins Impfgeschehen eingestiegen. „Wir sind jetzt bei den Zweitimpfungen“, sagt Thomas Gehl, Vorsitzender des Berufsverbandes der Frauenärzte im Bezirk Duisburg. In seiner Praxis in Großenbaum impft er nicht nur Frauen, sondern auch Männer. „Sie haben oft keinen Hausarzt, aber Frauen, Mütter, Schwestern“, sagt Gehl. Sie bringen die Männer mit, denen Gehl die 24 Astrazeneca-Dosen geben kann, die er pro Woche bekommt.

„Ich bin froh um jeden Arm, in den ich eine Spritze setzen kann“, sagt Gehl, der schon seit Ende Dezember in Altenheimen geimpft hat. Dort habe er in „wahnsinnig viele dankbare Gesichter gesehen“. Und sagt erleichtert: „Das Sterben hat endlich aufgehört.“ Er werde ab 7. Juni mit dem Wegfall der Priorisierung „ganze Familien impfen, das geht gar nicht anders“. Weil es zum Beispiel Jugendliche mit schwerstem Asthma gebe, die innerhalb ihrer Familien geschützt werden müssten.

Corona-Impfungen bringen Praxis an den Anschlag

Nicht alle seiner Kollegen sind mit so viel Enthusiasmus dabei, was Gehl nachvollziehen kann. Nach seiner Beobachtung impfen die meisten Gynäkologen fleißig, einigen aber sei der „Wahnsinnsaufwand“ zu hoch. Der schreckt wohl auch andere Fachgruppen ab, zumal die Terminkalender bei Fachärzten oft gesteckt voll sind und Patienten, die keine Notfälle sind, oft monatelang auf einen Termin warten müssen.

Die Begleitumstände der Corona-Impfungen führten auch seinen Praxisbetrieb „an den Anschlag“, räumt Gehl ein. Zum Start der Impfkampagne habe ihn erstmal das Hin und Her um die Frage, welche Ärzte impfen dürfen, „an den Rand des Herzkaspers“ gebracht. Dabei seien die Gynäkologen nach den Haus- und Kinderärzten die drittgrößte Impfarztgruppe.

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Dann das Problem, wie viele Impfdosen bestellt und auch geliefert werden. Jetzt müsse er beim Apotheker Rezepte jeweils für Erst- und Zweitimpfungen ausstellen. Der sage donnerstags vormittags, wie viele Dosen kommen. „Dann setzt sich eine Helferin hin und telefoniert die Patientenlisten ab.“ Etwas verbessert habe sich die Situation, weil jetzt der Biontech-Impfstoff länger haltbar sei, also nicht innerhalb weniger Stunden verimpft werden muss. „Man muss improvisieren, deswegen nennt man das Krise“, sagt Gehl, der trotz allem davon überzeugt ist: „Alle geben alles.“

HNO-Arzt: Viel guter Wille ist nötig

Der Duisburger HNO-Arzt Dr. Uso Walter beteiligt sich an der Impfkampagne. Er hat 600 Patienten auf der Liste. Er betont, dass man für die zeitraubenden Corona-Impfungen viel guten Willen mitbringen muss.
Der Duisburger HNO-Arzt Dr. Uso Walter beteiligt sich an der Impfkampagne. Er hat 600 Patienten auf der Liste. Er betont, dass man für die zeitraubenden Corona-Impfungen viel guten Willen mitbringen muss. © FFS | Michael Dahlke

Dr. Uso Walter ist einer der wenigen Hals-, Nasen-, Ohrenärzte, der in seiner Praxis in Neudorf impft. 600 Patienten stehen auf seiner Impfliste, vorerst nur Erstimpfungen, so Walter. Impfstoff ist – wie in allen Praxen – Mangelware, er hofft, dass im Juni – wie angekündigt – mehr geliefert wird. Der Zeitaufwand sei „enorm“, geimpft werden könne nur, wenn in den Mittagspausen oder an Wochenenden, ein Arzt, der eigentlich frei hat, dazu kommt. „Die 20 Euro pro Impfung decken noch nicht einmal den bürokratischen Aufwand“, sagt Walter. „Es braucht schon viel Goodwill, aber man macht es auch gerne.“

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„So wird es leider nichts mit dem Impfturbo“, kritisiert inzwischen auch der Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo), Dr. Frank Bergmann, dass bei den Ärzten deutlich weniger Impfstoff ankommt als angekündigt. „Das ist nicht nur ärgerlich für die Praxen, es ist für sie, wie auch für das gesamte Impfgeschehen, ein verheerendes Signal.“ Bergmann äußert die Sorge, dass niedergelassene Ärztinnen und Ärzte aus der Kampagne aussteigen könnten, wenn die Impfstoffmengen nicht verlässlich geliefert würden.