Duisburg. Ärzte in Duisburg klagen über zu wenig Impfstoff und führen deshalb teils heftige Diskussionen mit Patienten. So wird um Impfungen gefeilscht.
Ärzte in Duisburg haben zuletzt immer wieder kurzfristig Impftermine absagen müssen, weil zu wenig Impfstoff geliefert worden ist. Die Mediziner klagen, sich auf feste Zusagen von Apotheken nicht verlassen zu können. Axel Heidböhmer, Hausarzt in Rumeln, gehört zu den Betroffenen. Auf solche Absagen reagierten seine Patienten ihm gegenüber bisher verständnisvoll. Anders sei dies bei grundsätzlichen Impfanfragen, die negativ beantwortet werden müssen.
„Da gibt es viel Unverständnis mit Hinweis auf jüngere Bekannte, die schon geimpft sind oder das gute alte hausärztliche Verhältnis, was mich ja quasi zu einer vorgezogenen Impfung verpflichten soll“, so Heidböhmer.
Arzt in Duisburg über Priorisierung: Patienten feilschen um höhere Einstufung
Noch schlimmer seien die Begehrlichkeiten bezüglich der Priorisierungsatteste. „Da wird regelrecht um eine höhere Einstufung gefeilscht, um früher geimpft zu werden zu können“, sagt der Mediziner, der gleichzeitig Vorsitzender des Vorstands des Medizinischen Netzes Duisburg ist, einem Zusammenschluss von stadtweit rund 50 Hausärzten.
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Er sei aber mit Patienten der Prioritäten-Gruppe drei noch lange nicht durch. „Außerdem verlangen die über 60-Jährigen aus dieser Gruppe deutlich öfter den Biontech-Impstoff, der aber viel zu wenig geliefert wird“, so der Mediziner, „zumal wir jetzt schon bei den Zweitimpfungen sind.“
Zu wenig Impfstoff für Erstimpfungen
Er habe an diesem Donnerstag sechs sogenannte Biontech-Vials bekommen. „Die sind für zwei Ärzte“, erklärt Heidböhmer. „Daraus können wir 40 Impfdosen ziehen. Die Hälfte davon wird für Zweitimpfungen benötigt. Und mit 20 Erstimpfungen kommt man in der Prio-Gruppe nicht weit.“
Dazu habe er Astrazeneca für 60 Impfungen – allerdings fast nur für nichtpriorisierte jüngere Patienten. „Die Politik hätte Astrazeneca klar verpflichtend für über 60-Jährige machen müssen. So haben wir ein nicht zu befriedigendes Wunschkonzert, zumal den Impfzentren scheinbar Impfstoff nach deren Wünschen geliefert wird.“
„Ich fühle mich als Impfarzt zweiter Klasse“
Er fühle sich als Impfarzt zweiter Klasse, der sich mit dem unberechtigt verunglimpften Astrazeneca-Impfstoff begnügen und deshalb Diskussionen mit den Patienten führen müsse. „Bedrohungen habe ich noch nicht erlebt, was vielleicht an dem meist gutbürgerlichen Klientel in Rumeln liegt“, so Heidböhmer.
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Auch eine Mitarbeiterin der Hausarztpraxis von Dr. Ildiko Halmai in Bergheim berichtet von Patienten, die um Impftermine feilschen und auf Ablehnung mit großem Unmut reagieren. „Ich muss am Telefon teilweise schwierige Konflikte austragen – zum Beispiel mit Personen aus der Prio-Gruppe drei, die sich nun aufgrund ihrer Berufsgruppe impfen lassen wollen“, sagt sie. „Wir impfen aber immer noch die 60- bis 70-Jährigen.“
Die Praxis, so die Mitarbeiterin, würde mehr impfen, wenn sie könnte. „Aber es ist einfach zu wenig Impfstoff da.“ So müsse so mancher noch den Platz auf der Warteliste akzeptieren, was einigen sehr schwerfalle.
Impfdrängler können richtig aggressiv werden
Dies hat Helmut Gudat, Allgemeinmediziner in Meiderich, ebenfalls erfahren müssen. „Da wird verbal schon mal ordentlich auf mich eingedroschen“, so Gudat, gleichzeitig Vorsitzender der Duisburger Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo). „Ja, es gibt Impfdrängler, die richtig aggressiv werden können, aber das sind zum Glück Einzelfälle.“