Duisburg. Zu langes Zögern mit dem Gang zum Arzt kann tödliche Folgen haben. Ein Duisburger hatte Glück – er berichtet über seinen Herzinfarkt.

Wegen Corona-Angst oder Furcht vor der Diagnose nicht zum Arzt gehen – das kann böse enden. Oder glücklich, wie bei Michael Batz. Der Buchholzer harrte mit massiven Brustschmerzen drei Tage lang aus, bevor er die Helios St. Anna Klinik in Huckingen aufsuchte. Dass er seine Krankengeschichte noch erzählen kann, ist nicht selbstverständlich.

„Passierte das Gleiche jetzt noch einmal, würde ich sofort einen Arzt aufsuchen“, sagt Michael Batz heute. Der 59-Jährige war bislang immer gesund, trieb seit der Kindheit Sport, joggte zuletzt zweimal wöchentlich zwischen 10 und 15 Kilometer. Am 11. April war plötzlich alles anders: An diesem Sonntag musste er mit unbekannten Schmerzen in der Brust schon nach 500 Metern abbrechen. „Irgendwas war da nicht richtig, man kennt seinen Körper mit der Zeit“, erinnert er sich.

Die Schmerzen kamen zurück – mit einem Engegefühl in der Brust

Am folgenden Donnerstag kamen die Schmerzen zurück, begleitet von einem Engegefühl in der Brust. „Ich hatte schon die Vermutung, dass es ein Herzinfarkt sein könnte. Doch ich wollte es nicht wahrhaben und hatte schlichtweg Angst – sowohl ins Krankenhaus zu gehen, als auch vor der Diagnose.“

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Michael Batz wartete auch noch weiter ab, als am Freitag massive Schmerzen bis in die Handgelenke ausstrahlten. „Zusätzlich verspürte ich permanenten Druck auf der Brust.“ Er fand zwar in den Schlaf, wachte aber um 2.30 Uhr in der Nacht wieder auf. „Meine Frau wollte den Notruf wählen, aber es war mir unangenehm, einen Rettungswagen, womöglich noch mit Blaulicht, vor dem Haus stehen zu haben.“

Nach dem Gang in die Klinik: Diagnose Herzinfarkt nach zehn Minuten

Erst um acht Uhr morgens fuhr ihn seine Frau in die Notaufnahme der Helios St. Anna Klinik. Dort ging alles ganz schnell: EKG, Blutabnahme, zehn Minuten später die Diagnose: „Sie haben einen Herzinfarkt.“ „Der Moment der Gewissheit und dann das Gefühl, mich nicht von meiner Frau verabschiedet zu haben, war das Schlimmste für mich“, sagt Batz, „ich war froh, dass Dr. Benedens dann schon da war.“

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Dr. Kolja Benedens, Funktionsoberarzt der Kardiologie, verabreichte Batz blutverdünnende Medikamente. Im Herzkatheterlabor folgte der Eingriff, der für die Mediziner längst Routine ist: Durch die Unterarmarterie seines Patienten führt er den Katheter ein und schiebt den dünnen Kunststoffschlauch vor bis zum Herzen. „Man spricht von einem Herzinfarkt, wenn ein Blutgefäß des Herzmuskels verengt oder sogar verschlossen ist“, erklärt Benedens. „Bei der Herzkatheteruntersuchung spritzen wir ein Röntgenkontrastmittel, um die Engstelle auf dem Röntgen-Bildschirm zu identifizieren. Diese weiten wir zunächst auf mit einem Ballon an der Katheterspitze. Anschließend wird eine Gefäßstütze eingeführt. Dieser sogenannte Stent sorgt dafür, dass das Blutgefäß offen bleibt“, erläutert der Kardiologe.

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Nach dem Katheter-Eingriff zwei Tage lang auf der Intensivstation

Die beiden folgenden Tage verbrachte Michael Batz unter Überwachung und regelmäßigen Ultraschall-Kontrollen auf der Intensivstation. Insbesondere in den ersten 48 Stunden nach dem Eingriff kann es zu Herzrhythmus-Störungen kommen. Nach drei weiteren Tagen auf der Normalstation konnte der Patient wieder nach Hause. „Ich habe mich hier überall wohl und in besten Händen gefühlt. Das war hoch professionelle Teamarbeit“, freut er sich und ergänzt: „In Zukunft bin ich klüger. Man tut sich selbst und auch seinem Partner keinen Gefallen, wenn man zu lange wartet.“

HERZINFARKT: DER FAKTOR ZEIT IST ENTSCHEIDEND – AUCH IN ZEITEN VON CORONA

  • Entscheidend für die Schwere der Folgen eines Herzinfarktes ist die Zeit, die bis zur Behandlung vergeht, erklärt Dr. Birgitta Sadra, leitende Oberärztin der Kardiologie am St. Anna: „Michael Batz hatte Glück, denn sein Herz hat vergleichsweise wenig Schaden genommen. Aber erst in der letzten Woche hatten wir einen Patienten, der zu lange gewartet hat und den wir trotz aller Bemühungen nicht mehr retten konnten.“
  • Deshalb appelliert die Kardiologin: „Sobald man Beschwerden am Brustkorb hat, bitte immer und sofort einen Arzt aufsuchen. Lieber einmal zu viel, als bleibende Schäden oder Schlimmeres zu riskieren. Und das gilt natürlich auch in Zeiten von Corona.