Düsseldorf. Uniper will Wasserstoff in den Niederlanden herstellen. Der Verband LEE NRW mahnt indes generell mehr Produktion an Rhein und Ruhr an.

Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper lotet die Chancen für eine Wasserstoff-Produktion am Hafen von Rotterdam aus. Der Standort am Hafengebiet Maasvlakte sei „perfekt dazu geeignet“, Wasserstoff im großen Maßstab herzustellen, sagt Uniper-Vorstandschef Andreas Schierenbeck. „Hier kommt alles zusammen: große Mengen an erneuerbarer Energie, die erforderliche Infrastruktur sowie Kunden aus der Industrie.“

Gemeinsam mit dem Rotterdamer Hafenbetreiber will Uniper bis zum Sommer eine Machbarkeitsstudie für eine mögliche Produktion von grünem Wasserstoff erstellen. Es werde angestrebt, am niederländischen Standort Maasvlakte im Jahr 2025 eine Wasserstoffanlage mit einer Kapazität von 100 Megawatt auf dem bereits bestehenden Gelände von Uniper zu bauen und deren Kapazität später auf 500 Megawatt zu erweitern.

Erkenntnisse will Uniper auch über die möglichen Absatzmärkte gewinnen. Auf lange Sicht werde beispielsweise eine Lieferung über Pipelines an große Industriekomplexe in NRW möglich, berichtet das Unternehmen.

Landesverband Erneuerbare Energien warnt vor Import-Abhängigkeit

Der NRW-Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) mahnt indes, die Industrie an Rhein und Ruhr dürfe sich nicht von Wasserstoff-Importen abhängig machen. Ziel müsse auch eine Produktion vor Ort sein. „Grüner Wasserstoff wird mehr und mehr zum Standortfaktor“, gibt der Vorsitzende des LEE NRW, Reiner Priggen, zu bedenken. „Nur dort, wo grüner Wasserstoff für die Industrie zur Verfügung steht, wird auch investiert werden.“ Die bisherige Strategie der NRW-Landesregierung bedeute faktisch eine Verlagerung der Wertschöpfung von NRW hin zur Küste, kritisiert Priggen.

Der LEE NRW verweist auf eine Studie, die das Wuppertal Institut und Wissenschaftler von DIW Econ erstellt haben. Demnach hätte eine heimische Produktion von grünem Wasserstoff Wertschöpfungseffekte von mehreren Milliarden Euro und könnte Tausende Arbeitsplätze schaffen.

Thyssenkrupp Steel hat bereits angekündigt, in den Duisburger Hochöfen verstärkt Wasserstoff bei der Stahlherstellung einsetzen zu wollen. Der Wasserstoff ersetzt dabei Kohlenstaub. Der Stahlkonzern strebt an, bis zum Jahr 2030 die CO2-Emissionen um 30 Prozent zu reduzieren. Ziel sei später eine „klimaneutrale Hütte“, wie Produktionsvorstand Arnd Köfler sagte.

Laschet unterstützt Duisburger Bewerbung für Wasserstoff-Innovationszentrum

Pläne gibt es auch für die Ansiedlung eines Innovationszentrums für Wasserstoff-Technologien im Duisburger Stadtteil Hüttenheim. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) unterstützt eine entsprechende Bewerbung aus dem Ruhrgebiet für eine Ausschreibung des Bundesverkehrsministeriums, wie die Staatskanzlei in Düsseldorf unlängst mitteilte. Die federführende Institution bei der Bewerbung aus NRW ist das Zentrum für Brennstoffzellentechnik (ZBT). Darüber hinaus gebe es mehr als 100 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbände, die hinter der Bewerbung stehen, so die Staatskanzlei.

Grüner Wasserstoff wird durch die Aufspaltung von Wasser mit Hilfe erneuerbarer Energie in Wasserstoff und Sauerstoff produziert. Dieses Verfahren nennt man Elektrolyse. Allard Castelein, Generaldirektor des Hafenbetriebs Rotterdam, betont, auch für die chemische Industrie sei grüner Wasserstoff ein „wichtiger nachhaltiger Rohstoff“. Der nordrhein-westfälische Energiekonzern Uniper ist bislang insbesondere im Gashandelsgeschäft aktiv, unter anderem mit weitreichenden Aktivitäten in Russland.